Hier nun wie bereits angekündigt noch der Bericht von der LM 2006 in Waren:
Die Woche war bereits alles andere als optimal gelaufen. Am Anfang lag ich krank im Bett und konnte nicht trainieren und am Freitag, also einen Tag zuvor, mußte ich bis um fünf arbeiten.
Da lohnte das Schlafen auch nicht mehr großartig, da ich um halb sieben sowieso schon wieder aufstehen mußte um mir noch was vorzukochen.
Nach durchgemachter Nacht und zwei Stunden Fahrt von Schwerin nach Waren (wobei es <strong>keine einzige</strong> Tankstelle auf dem gesamten Weg gab) kamen meine Freundin, die mich begleitete, und ich um halb zehn in Waren selbst an. Die Halle an und für sich war relativ leicht zu finden, so dass ich noch lange genug vor Wiegebeginn angekommen war.
Vor Ort waren bereits einige Athleten und ich lernte Kerstin, mit der ich bisher nur email Kontakt hatte, persönlich kennen. Zu meinem Pech hatte sie allerdings praktisch keine Zeit für mich, da sie als Sprecherin fungierte, und zur bereits bestehenden Aufregung kam eine ziemliche Verunsicherung hinzu. Kein wirklicher Ansprechpartner. Keine wirkliche Vorstellung vom genauen Ablauf und völlig übermüdet. – Hervorragend..
Ein anderer Verantwortlicher erklärte mir kurz den grundsätzlichen Ablauf und nahm mich auch sofort zum Wiegen mit: 74,7kg zeigte die Waage an. Ich hatte genug gegessen und getrunken vor der Fahrt und war froh, dass ich im Vorfeld bereits mein Gewicht locker hatte.
Nach und nach kamen die Sportler und wie ich durch Zufall herausbekam, war der einzige andere Starter in meiner Klasse der Typ neben mir, der auch seinen ersten Wettkampf hatte. Da fiel mir ein Stein vom Herzen. – Der zweite Platz war sicher.
Das ganze gab mir auf jeden Fall eine gewissen Lockerheit, zumal der Betreuer von Matze (mein Konkurrent) auch mich unter die Fittige nahm.
Nachdem die Jungend ihren kompletten Wettkampf hinter sich gebracht hatte (und ich mir so den Ablauf angucken konnte), ging es gegen halb eins auch endlich für mich los. In zwei Gruppen wurde Junioren, Aktive und Senioren zusammengefasst, so dass der Ablauf ein wenig gestrafft wurde. – Ein Glück, die Müdigkeit und die Tatsache, dass ich zu wenig Essen mitgenommen hatte, nagten doch ziemlich an meiner Konzentration..
Doch das sollte alles passé gewesen sein, als es für mich zum Aufwärmen ging. In einem kleinen Raum, in dem letztendlich zwei olympische Hanteln parallel genutzt werden konnte, wurde sich vorbereitet. Die Stimmung war freundlich und familiär, wie ich es auch vom Ringen kannte, auch wenn natürlich die Anspannung und Konzentration inzwischen bei jedem stieg.
Meinen ersten Versuch Kniebeuge hatte ich mit 120kg angegeben. Die Tatsache, dass mein direkter Kontrahent allerdings deutlich mehr machen würde, beflügelte mich und ließ mich gleich die 120kg beim Aufwärmen testen. Sie kamen gut. Schnell korrigierte ich meinen ersten Versuch mit 130kg nach oben.
Draußen war es dann soweit. Die 130kg kamen vernünftig und ich brachten meinen ersten gültigen Versuch nicht nur in die Wertung, sondern schaffte so auch meinen ersten offiziellen Versuch bei einem Wettkampf. Ein gutes Zeichen.
Ich ließ mir die 135kg auflegen, schaffte sie auch gut, aber wartete das Zeichen, die Hantel wieder reinlegen zu dürfen nicht ab. Technischer Fehler.. Trotzdem ließ ich mir im dritten Versuch 140kg, was meine persönliche Bestleistung bedeuten würde, auflegen. Fred, Matzes Betreuer, bandagierte mir die Beine und ich merkte den Unterschied sofort. Ich ging an die Hantel, hob das Gewicht raus und wartete aufs Signal. Kontrolliert ging ich in die Hocke um mit aller Kraft nach oben zu gehen. Leider war ich nicht tief genug gewesen, was aber mehr am Gefühl für die Bandagen scheiterte. Das nächste Mal.
Weiter ging es mit Bankdrücken. Die 100kg im ersten Versuch konnte ich die Woche leider nicht ausprobieren, zumal ich nicht wusste, ob meine Pause auf der Brust wirklich ausreichende lang wäre.
Beim Aufwärmen kamen die 95kg gut, so dass ich doch mit einem guten Gefühl raus ging. Die 100kg kamen, so dass ich mir 105kg auflegen ließ (Matze machen im ersten Versuch 102,5kg). Leider hatte ich beim zweiten wie dritten Versuch das gleiche Problem: Unten kam das Gewicht super raus, was sonst eigentlich meine Schwäche war, aber nach oben fehlte die Kraft. Denke das mit mehr Essen und einer optimaleren Vorwoche mehr drin gewesen wäre. Aber der erste Versuch war gültig und das war das Wichtigste.
Nun ging es zur dritten Disziplin: Kreuzheben.
Vom Adrenalin und dem guten Gefühl beflügelt wärmte ich mich bis 165kg auf. Mein erster Versuch mit 175kg kamen leicht und gut. Matze schaffte das selbst Gewicht direkt nach mir, so dass ich die 180kg auflegen ließ.
Auch diese kamen gut, wie auch bei Matze, so dass ich einfach was riskieren wollte. Ich ließ 190kg auflegen, die ich zuvor noch nie gezogen hatte (und Matze zog nach), was die Anspannung ins Unermäßliche steigen ließ. Ich ging an die Hantel, zog mit aller Kraft (und fast gestreckten Beinen – eine etwas eigenwillige Technik, wie ich zugeben muss, aber mit der ich super klar komme) das Gewicht nach oben. Schultern nach hinten und beim Abwarten auf Ablege-Kommando wusste ich schon „Das ist es!“. Kontrolliert bewegte ich die Hantel runter und drehte mich um: DREI GELBE LAMPEN! Das war’s, die 190kg waren mein.
Ein super Gefühl, zumal die 192,5kg mindestens noch drin gewesen wären.
So wurde ich mit einem Gesamt von 420kg bei meinem ersten Wettkampf Zweiter. Das Gewicht ist auf jeden Fall ausbaufähig und für die Norddeutschen am 21. November habe ich mir eine Steigerung vom 10-20kg feste vorgenommen.
Ein super Erlebnis, das hungrig auf mehr gemacht hat!
Morgen gehts mit Training wieder los.
Bilder gibts hier->
http://guckloch.blog.de/