Wie üblich war der Tag vor dem Wettkampf wieder einmal chaotisch und die Nacht zu kurz. Ich musste Freitagabend noch in Rostock arbeiten und da morgens nichts direkt nach Berlin durchgefahren wäre, fuhr ich mitten in der Nacht noch nach Schwerin. Nach nicht einmal fünf Stunden Schlaf ging es dann auch schon weiter mit dem Zug nach Berlin, wo meine Freundin, die mich begleitete, und ich um kurz nach neun ankamen.
Mit dem Zug ging es weiter zur Halle, die mit kleinen Schwierigkeiten doch noch gut zu finden war. Dort erfolgte auch schon die erste Ernüchterung. Die Halle wirkte klein und unvorteilhaft. Der Essenverkaufsstand und der Stand eines Internethändlers nahmen mehr Platz ein als der Aufwärmbereich, der direkt im Raum neben der Wettkampfplattform war und die Stühlen erschienen mir doch recht wenig. – Im ersten Augenblick fühlte ich mich mehr wie auf einem Jahrmarkt, als wie auf einer Landesmeisterschaft.
Das wiegen fand in einem Raum direkt gegenüber statt. Mit 74,2kg hatte ich gut Gewicht und neben mir gab es bei den Aktiven einen weiteren Starter, der aber noch ein Stückchen von meinen Leistungen entfernt war. – Da ich mich alles andere als fit fühlte und die letzten beiden Nächte, in denen ich viel zu wenig zum Schlafen kam, sehr an den Kräften gezogen hatte, entschloss ich mich 195kg im erster Versuch auflegen zu lassen. Das waren 10kg weniger als bei den Deutschen im ersten Versuch, aber ich wollte lieber erstmal einen 200 prozentigen fürs Selbstvertrauen haben.
Die Starter wurden in fünf Gruppen aufgeteilt, alle sehr überschaubar, und pünktlich um 11Uhr ging es mit der AK 3 und 4 los. Nach jeder Gruppe kam es zur Pause, so dass die nächste sich an zwei Stangen vorbereiten konnte, was sich durch die geringe Größe als gut machbar herausstellte.
Nach und nach machte sich auch der Vorteil der kleinen Halle bemerkbar. Die Stimmung wurde immer besser, vor allem zum Ende hin bei der fünften Gruppen, den Aktiven und man kam schnell mit dem ein oder anderen ins Gespräch. Ein großes Lob dafür!
Neben einigen bekannten Gesichter von den Deutschen Meisterschaften in Randersacker waren vor allem der Junior in der 75er Klasse und der Aktive , der kg zog, Highlights. Leider war das Feld insgesamt stärker besetzt sein können, was wohl auch an der Tatsache lag, dass das Jahr sich einfach dem Ende geneigt hat.
Für mich ging es um 14Uhr los. Nach dem Aufwärmen, was an und für sich gut ging, ging ich in meinen ersten Versuch mit 195kg. Meine Beine waren zittrig (und sowieso die ganze Zeit schon schlapp) und die 195kg fühlten sich unglaublich schwer an. Ich war sehr unzufrieden, aber wollte mich nicht verunsichern lassen und ließ 210kg im zweiten auflegen.
Mit mehr Konzentration ging ich in den zweiten Versuch. Die 210kg fühlten sich besser an als die 195kg und da der erste Platz bereist sicher war, ließ ich für den dritten Versuch 222,5kg – also neue PB – auflegen. Ganz oder gar nicht.
Ich konzentrierte mich und ging an die Hantel. Da ich keinen richtigen Betreuer dabei hatte (beim anziehen halfen mir ein paar Sportfreunde vom anderen Heber in meiner Gewichtsklasse – noch mal danke dafür!) musste ich mich selber „motivieren“. Ich schlug mir ein paar mal ins Gesicht und versuchte soviel Adrenalin wie möglich ins Blut zu spülen. – Ich konzentrierte mich voll auf die Hantel. Die Stimmung war nach bereits zwei durchgelaufenen Durchgängen sehr gut, die Halle sehr voll und die Leute direkt an der Wettkampfplattform. GEIL!! – Ich ging an die Hantel. Versuchte noch einmal alle meine Kraft auf diesen einen Versuch zu fokussieren. Von unten kam die Hantel gut aber sie wurde immer schwerer. Das letzter Drittel wurde zum Kampf. Mein Blick war Richtung Decke. Nach oben. Da wo das Gewicht hinsollte und ich hörte die Leute nur noch wie sich mich anfeuerten. Millimeter für Millimeter bewegte ich mich, aber es reichte nicht. Ein paar Zentimeter fehlten, 200g zuviel, wie der eine Betreuer zu mir meinte, und die Kampfrichter hatte längst den Versuch unterbrochen, was ich nicht mitbekommen hatte. Nach langem Kampf ließ ich die Hantel fallen. Das Gewicht sollte heute nicht sein.
Trotzdem gab es viel Beifall vom Publikum und viele Leute kamen auf mich zu, dass ich schön gekämpft hätte. – Ein tolles Gefühl!
Insgesamt bin ich, wenn ich die Umstände betrachte, voll zufrieden für den Jahresabschluss. Die 222,5kg sollte einfach nicht sein. Das nächste Mal.
Die Stimmung war super, die Organisatoren haben das Beste aus der Halle gemacht und man sah ein paar super Lifts. – Freue mich schon auf das nächste Jahr.