Ich kann nun wieder nicht verstehen, wie Du zu der Annahme kommst, die GI-Befürworter würden sich nicht auf entsprechende Studien berufen. Das ganze Gegenteil ist doch der Fall!
Die Frage ist doch, wie man den gegenwärtigen Kenntnisstand der Wissenschaft hinsichtlich des GI-Konzeptes interpretiert - ob man z.B. die Beweislage und praktische Anwendbarkeit des Konzeptes für ausreichend hält, um darauf Ernährungsempfehlungen aufzubauen und ob man den Ansatz für wichtig und weiterhin erforschenswert hält oder ob man ihn von Grund auf verwirft. Daneben besteht die Frage, welche Untersuchungen man überhaupt berücksichtigt und welche Studien man als wenig aussagekräftig und fehlerhaft bzw. mangelhaft im Design zurückweist und wie unterschiedliche Experten ein und dieselbe Studie auf unterschiedliche Weise interpretieren.
Diesbezüglich gibt es nun ganz offensichtlich eine mehr oder weniger rege Debatte mit
unterschiedlichen Standpunkten. Vor diesem Hintergrund halte ich es für vermessen, z.B. Auslegungen der DGE als einzig möglichen Standpunkt anzuerkennen und diesen zum "state of the art" zu erheben der dann mitunter nur noch als "Totschlagargument" dient, das jede Diskussion abwürgt.
Ein Verweis auf den vermeintlichen "state of the art" kommt hier nach meiner Auffassung aus verschiedenen Gründen einer Floskel gleich. Zum einen wissen wir spätestens seit Max Planck, wie schwer sich auch in der Wissenschaft neue Ansichten durchsetzen. Zum anderen bestreite ich ja nicht, dass das GI-Konzept noch in der Diskussion steht - gerade deshalb ist die ganze Sache ja so interessant. Aber selbst wenn heute strittig ist, welche Relevanz das Konzept hat, so kann man doch zumindest sagen, dass das GI-Konzept
keine Nachteile, aber zumindest
eventuell (und zumindest für bestimmte Personen) einige Vorteile mit sich bringt. Abgesehen davon meine ich, dass Ernährungsexperten in anderen Bereichen ähnlich diskussionswürdige Beweislagen ganz ohne Problem als Ausgangspunkt für Ernährungsempfehlungen nehmen.
der GI/GL hat nicht einmal beim DM eine relevanz.
Das sehen einige Experten offenbar etwas anders als Du!
Z.B. beinhalten die Empfehlungen der
Canadian Diabetes Association oder die australischer Diabetes-Organisationen und jene von
Diabetes UK das GI-Konzept sehr wohl.
Die
Diabetes and Nutrition Study Group der EASD rät ebenfalls:
Foods with a low glycemic index (e.g., legumes, oats, pasta, parboiled rice, certain raw fruits) should be substituted when possible for those with a high glycemic index since they may help to improve glycemic control and lipid levels.
Vgl.: The Diabetes and Nutrition Study Group (DNSG) of the European Association for the Study of Diabetes (EASD): Recommendations for the nutritional management of patients with diabetes mellitus. In: European Journal of Clinical Nutrition (2000) 54, 353-355.
Von einzelnen Expertenmeinungen die in Richtung Pro-GI gehen garnicht zu sprechen. Korrekt ist allerdings, dass der GL natürlich deutlich aussagekräftiger ist als der GI.
Auch bei
www.diabetes-deutschland.de taucht der GI immer mal wieder auf.
http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/ernaehrung/texte/index.html?TextID=1273
http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/ernaehrung/texte/index.html?TextID=853
Und auch bei uns gibt es z.B. Experten, welche sich für das Konzept zur Therapie des Metabolischen Syndroms aussprechen (und zwar nicht nur N. Worm).
Bsp.:
http://www.systemed.de/bilder/Eisenlohr-05-Ernaehrung.pdf
Gruß
PS: Apropos Symposium - auf anderen Symposien werden offenbar etwas andere Standpunkte vertreten. Vgl.: Livesey: Low-glycaemic diets and health: implications for obesity. Satellite symposium on the "The Role of Low-glycaemic diets in obesity and health". In: Proc Nutr Soc 2005, Nr. 64, S. 105-113.