Moderierende Worte im hitzigen Gefecht
Hallo zusammen!
Der Disput um Low-Carb vs. Low-Fat scheint ja immer wieder die Gemüter zu erhitzen. Offenbar sagt das schon einiges darüber aus, wie die einzelnen Positionen vertreten werden.
Auch wenn die Aufgabe undankbar ist, will ich die Aussagen zusammenführen:
1) Fettabbau durch Fett weg lassen: So einfach ist´s nicht.
In meinen Augen eine der Haupterrungenschaft der Atkinsvertreter. Es herrscht in vielen Verbraucherköpfen noch die Meinung vor, man müsse einfach nur Magerquark kaufen und wird von selbst schlank. Das ist ein Irrglaube. Adipositas ist nichts anderes als das Resultat des Lebenswandels. Der Körper unterliegt den physik. Gesetzten der Wärmlehre. Wenn ich über Jahre durch mein Ess- und Bewegungsverhalten zugenommen habe, dann erfordert es eine Veränderung meiner Gewohnheiten, um abzunehmen. Dahinter steckt die Tatsache, dass ich die angelegten Reserven aufbrauchen muss. Physikalisch betrachtet funktioniert das nur, indem ich dem System weniger Energie zuführe als ich verbrauche.
2) Fett einsparen macht Sinn, weil es viel Energie enthält.
Das ist richtig. Aufgrund der hohen Energiedichte, stellt das eine wirksame Stellschraube dar, insbesondere bei Übergewichtigen, die anteilig viel Fett zu sich nehmen. Low-Fat ist aber kein Freifahrtsschein. Es kann durchaus sein, dass jemand seine positive Energiebilanz über Jahre hinweg durch kohlenhydratbetonte Kost und/oder Alkohol realisiert hat. Wer also eh schon fettbewusst isst und trotzdem weiter zunimmt, sollte dann sein Augenmerk in der Tat auf die anderen Makronährstoffe lenken.
Bis hierhin alles sehr einfach, wenn da nicht die Sache mit der Appetitregulation wäre.
Da scheiden sich die Geister und da schleichen sich auch die argumentativen Fehler in den pro low-carb-Haltungen ein. Natürlich kann eine übermäßige KH-Aufnahme ursächlich für Adipositas sein.
Notwendige Bedingung ist aber immer eine positive Energiebilanz. Falsch ist, dass die Regulatoren, z.B. die Hormone per se Fett machen. Ebenso wird die Rolle des Insulin an der Appetitregulation maßlos überschätzt. Unser Blutzuckerspiegel wird beim Stoffwechselgesunden durch die Leber sehr gut reguliert. Berge und Täler sind völlig normal und sicher nicht die Ursache von Übergewicht. So scheinen die Afferenzen, die über den Grad der Magenfüllung generiert werden, viel entscheidender zu sein. Das spricht für den Nutzen eines hohen Nahrungsvolumens resp. einer niedrigen Energiedichte, also ganz klar gegen Low-Carb. Das Märchen von der Ketose will ich hier gar nicht mehr aufgreifen. Da hat sich gezeigt, dass das energetisch gar nichts bringt,
Ganz aktuell geht man davon aus, dass offenbar die Proteinaufnahme sehr maßgeblich zur Sättigung beiträgt.
Eigene Praxisbeobachtungen von mir bestätigen das. Das erklärt den unumstrittenen Erfolg der Atkins-Diät. Das Sättigungsgefühl setzt eher ein. Dadurch ist es einfacher, eine negative E-Bilanz zu regulieren. Das spricht aber nicht gegen KH, sondern für die sättigende Wirkung von Protein.
Warum führt man beides nicht zusammen?
Eine Ernährungsform, die reich an Eiweiß und reich komplexen KH ist, führt zu einer raschen Sättigung, ermöglicht sportliche Aktivität (bei Diätformen, die Ketose anstreben, ist das schwierig), hat keine Nebenwirkungen und ist schmackhaft.
Haut euch mal eine 300Gramm schwere Putenbrust in die Pfanne und verspeist das gemeinsam mit einem halben Pfund Reis. Darüber kommen ein paar leicht angebratene Tomaten mit kräftiger Würzung. Vorspeise eine Schale Salat, Nachspeise ein Apfel. Summa summarum zwischen 600 und 800kcal, also ca. 25-30% des Gesamtenergiebedarfs. Damit seid ihr für einen kompletten Tag satt, zumindest bin ich das. Das ist auf jeden Fall Lowfat und meine Langerhansschen Inseln pumpen danach ordentlich Insulin in meine Adern. Trotzdem bin ich danach über Stunden satt.
Ok, das ist nur ein Beispiel und darf nicht zum Dogma erhoben werden. Dennoch, wenn wir diskutieren, müssen wie die physikalischen und physiologischen Erkenntnisse beachten. Die Rolle des Insulins als Fettabbauhemmer ist zwar plausibel, physiologisch aber nicht belegbar. Wo ist die seriöse Quelle, die Insulin eindeutig als Appetitregulator begründet?
Soviel von mir. Viel Spaß beim Diskutieren,
Thomas