Was ich fragen wollte...du hast ja am Anfang geschrieben dass Markus eine Ausnahme darstellt was Disziplin und die härte des Trainings angeht. Wie du auch oben geschrieben hast warn Supersätze eigentlich nicht vorgesehen, kann man also davon ausgehn dass der großteil der zu Trainierenden mit Pausen zwischen den Sätzen trainiert oder auch mehr Sätze für eine Muskelgruppe macht da die Intensität mit 1-2 Sätzen nicht gegeben ist? Wird dann so trainiert dass man einen Satz flüssig durchmacht oder arbeitest du da mit Ruhepausen wie bei Atemkniebeugen (ohne das Gewicht abzulegen)?
Ich weiß nicht, ob ich dir Frage jetzt 100%ig richtig verstanden habe. In der Regel sehen die Satz- und Wiedeholungsformate meiner Trainierenden immer so einfach wie möglich aus. Viele überzogen komplexe Systeme sind in meinen Augen sinnlos und lenken von den wichtigsten Faktoren - harte Arbeit und Gewichtssteigerungen - unnötig ab. Da ich meistens nur einen Satz pro Übung ausführe, halte ich die Satzpausen immer so kurz wie möglich, also so, dass der (fortgeschrittene) Trainierende sein Training irgendwie übersteht. Sollte ich bei Kniebeugen oder Kreuzheben mal einen zweiten, oder sogar einen dritten Satz vorsehen, gibt es Satzpausen, die dem Leistungslevel des Trainierenden angemessen sind, die Fortgeschrittenen sind aber in der Regeln in der Lage, sich mit einem Satz gut zu steigern - wie gesagt, ich halte es so simpel wie möglich, also warum einen zweiten Satz einbauen, wenn einer auch funktioniert.
Beim Oberkörper alterniere ich bei mehreren Sätzen einer Übung gerne antagonistisch, das heißt: Statt einer Satzpause folgt eine Übung für die entgegengesetzte Muskulatur. Zum Beispiel könnten das Dips, Klimmzüge, Dips, Klimmzüge mit relativ kurzen Pausen (so kurz wie möglich) sein. Rest-Pause, Supersätze, forced Reps, negative Wiederholungen, partielle Wiederholungen, mehrere Sätze pro Übung etc. - das hat alles einen Platz in meinem Training, ich möchte nicht sagen: "Ein Satz, X Übungen, 1 forced Rep, das ist alles, was man braucht", denn das stimmt nicht. Ich sehe mich zwar als HIT-Trainierenden / Trainer, aber man sollte das alles nicht zu starr sehen. Man muss individuell entscheiden, und ich als Trainer kann nicht jedem Trainierenden die Trainingsphilosophie aufdrücken, die für einen Trainierenden wie Markus gut funktioniert.
Bestes Beispiel: Mit einem Einsteiger würde ich in der Regel bei komplexen Basisübungen mehrere Sätze mit recht niedriger Intensität ausführen, die Intensität (u.a. das Gewicht) langsam steigern und dann das Volumen verringern - er muss die Technik erlernen und die Fähigkeit, hart zu trainieren, das kommt nicht von heute auf morgen.
Noch ein Wort zu den Satzpausen, die Fortgeschrittenen absolvieren bei mir die Erwärmung für ihre Basisübungen bevor das eigentliche Training beginnt, da ich dann die Intensität hoch und die Satzpausen kurz halten möchte. Bei Einsteigern erwärme ich mich gerne direkt vor ihren Arbeitssätzen, da man hier mit verhältnismäßig leichtem Gewicht die Technik nochmal durchgehen kann.
Du siehst, einfache Faustregeln gibt es nicht, außer dass ein starker Athlet eine starke Physik hat. Egal welcher Ansatz, das Ziel ist, Kraft aufzubauen ohne gesundheitliche Risiken einzugehen.
Hast ja selbst mal wo geschrieben dass du alleine nie die Intensität erreichen konntest wie mit deinem Trainingspartner, was könntest du oder kannst du mir überhaupt etwas empfehlen was für mich funktionieren kann? (Ich weiß es is sicher ganz individuell von Person zu Person.) Ich trainiere leider fast ausschließlich alleine bzw is fast nie jemand kompetentes im Studio der mir helfen könnte. Da fällt es mir schwer bei Kniebeugen (oder Bankdrücken) echt ans Limit zu gehn, habs gestern gemerkt als mich einer bei Kniebeugen unterstützt hat auf den ich mich verlassen kann, da geht wirklich einiges mehr und mehr als 2 Sätze Kniebeugen und Kreuzheben mit fast gestreckten Beinen hab ich echt nicht gebraucht! Heute im Bett nachm aufstehn ein tolles Gefühl in den Beinen hehe! Hab bis jetzt den großteil meiner Zeit mit (mehr oder weniger) Volumen trainiert, also 5x5, 4, 3 Sätze zu XX WH usw. usf. Vielleicht hast ja mal ein paar Minuten und könntest mir noch ne Antwort schreiben, find das grade echt sehr sehr intressant!
Wie schon gesagt, einen echten Tipp per Ferndiagnose kann ich dir nicht geben. Ein paar Vorschläge habe ich aber:
1. Suche dir einen Mentor!
Auch, wenn das Geld knapp ist, echte Fachmänner sind ihr Geld wert. Vielleicht kann dich ein Trainer 1mal monatlich betreuen und deine Progression überwachen, oder du hast sogar ein Studio, wo es noch eine echte Betreuung gibt.Sstell dich dort gut mit einem Trainer, der Erfahrung mit cleanem Kraftsport und / oder Bodybuilding hat (wenn vorhanden) und lass dir helfen. Du sparst definitiv Zeit! Ein Tipp, den ich nicht oft genug wiederholen kann, ist, einem Kraftsportverein bezutreten. Hier sparst du Geld und erlernst die Basics.
2. Halte dein Training so einfach wie möglich!
Diese ganzen pseudo-wissenschaftlichen Tipps und Tricks sind meist Wichtigtuerei und / oder Verkaufsmasche. Es gibt keine großen Geheimnisse oder Erkenntnisse, die dir entgehen könnten, solange du dich regelmäßig mit seriösen Publikationen beschäftigst (meist englischsprachig, eine präferierte Liste gerne per PN). Aber womit sonst sollen sich die selbsternannten Experten noch aufspielen? Ich habe schon unendlich viele Trainer erlebt, die sich durch undurchschaubare Argumentationen als unentbehrlich aufgespielt haben. Gute Trainer und gute Systeme werden dir ein nachvollziehbares, umsetzbares Konzept diktieren. Ich führe weder selber, noch mit meinen Kunden Übungen aus, bei denen ich nicht weiß, ob sie den Kunden weiterbringen. Jede Übung und jede Einheit, die keinen Sinn macht, ist Verschwendung deines Regenerationspotenzials und nicht nur verschenkte Zeit, sondern kontraproduktiv!
3. Werde stärker, führe Protokoll, setze dir Ziele!
Du musst stärker werden, um Masse aufzubauen. Dafür musst du akribisch Buch führen - ohne geht es nicht! Setze dir mittel- und langfristige Ziele. Stelle dir die Frage: "Bin ich in den letzten 3 / 6 / 12 Monaten bei den entscheidenden Übung deutlich stärker geworden?" Bist du es nicht, läuft etwas falsch.
4. Technik, Technik, Technik - Sicherheit geht vor!
Übungstechnik ist das Herz deines Trainings. Ohne gute Technik wirst du dich früher oder später den Folgen deiner Nachlässigkeit stellen müssen - und der Kraftsport hat dann nicht, wie geplant, dein Leben bereichert, sondern verschlechtert... Kein guter Ansatz! Ich definiere mit meinen Kunden übrigens auch Ziele wie "In drei Monate mehr Flexibilität" etc. Eine verbesserte Technik ist viel mehr Wert, als theoretische Kraftsteigerungen bei nicht opimaler Technik.
5. Verschreibe dich einem Ansatz und einem Programm
Du musst einem Ansatz die Chance geben, sich zu etablieren. Ich sehe es ständig, zwei Wochen Kniebeuge, dann doch lieber Beinpresse, dann ein anderes Wiederholungsformat, ein Freund hatte gute Erfolge mit Programm X - das ist der definitive Erfolgs-Killer! Diese Einstellung hat mich in den ersten Jahren so viel Zeit gekostet, dass ich jedem raten kann: Nehmt euch ein Programm und zieht es solange durch, wie es funktioniert. Einer meiner Kunden hat binnen 12 Monaten über 15kg zugenommen (~5kg Körperfett, Einsteiger, von 63kg auf 79,5kg) und dabei nur einen Programmwechsel vollzogen. Verändere nichts, was gut funktioniert (und physiologisch sicher ist).
Noch ein Wort zum Instinktiv-Training: Es gibt Bodybuilder, die einen solchen Ansatz vertreten und als sinnvoll erachten. Dass mir mein Körper diktieren soll, welche Übungen ich heute wie auszuführen habe, halte ich für absoluten Unsinn. Für 99,9% der drogenfreien Trainierenden gilt: Eine optimale Trainingsplanung gewährleistet optimale Erfolge! Und die restlichen 0,1% hätten mit besserer (oder überhaupt irgendwelcher) Planung auch deutlich bessere Erfolge.
6. Keine Macho-Attitüde!
Viele Verletzungen resultieren aus Kraftdemonstrationen, zu denen man einfach nicht bereit ist. Wenn ich Kniebeugen mit 140kg sauber ausführe und neben mir jemand mit 180kg unsauber arbeitet, ist mir das egal. Und selbst wenn er 180kg sauber ausführt, ich bleibe bei meinem Gewicht, ich muss ihm nichts beweisen und kann es auch nicht - was bringt es denn? Du trainierst für dich, nicht für andere! Kraft muss sicher aufgebaut werden und wenn dein Trainings-Log sagt: Heute 119kg x 5Wdh x 3 Arbeitssätze beim Kreuzheben, dann wirst du keine 120kg nehmen, "weil du dich gut fühlst", sondern dich an deinen Plan halten.
7. In kleinen Sprüngen zum Ziel
Nehmen wir folgendes an: Du bist Einsteiger und dein Coach hat für dich einen Masterplan. Jede Einheit wirst du beim Bankdrücken (exemplarisch für das ganze Programm) nur 1kg mehr auf die Hantel legen, ausserdem wirst du dich zielgerecht ernähren, schlafen usw. Bist du bei 80kg angekommen, steigerst du nur noch um 0,5kg pro Einheit, du führst dein Bankdrücken nur 1mal wöchentlich aus und beginnst deine erste Einheit bei deinem kompetenten Coach, der dir die korrekte Technik beibringt mit 3x12Wdh mit 30kg.
Nach etwas über einem Jahr (50mal Bankdrücken, du warst 2-4 Wochen im Urlaub, oder krank - 50 Einheiten = 50kg) führst du einen hochintensiven Satz mit 80kg aus, schaffst 12 Wiederholungen, und führst anschliessend einen zweiten hochintensiven Satz mit 70kg x 8 Wdh aus (dein Trainer hat dein Programm modifiziert). Für das folgende Jahr bleibst du bei diesem Format und steigerst um 0,5kg pro Woche, was weitere 25kg bedeutet. Durch die kleinen Sprünge hast jedes Training das Gefühl, dass die Hantel nicht schwerer ist, als beim Training zuvor, und die Technik bleibt immer gleich gut. Du drückst nach zwei Jahren Training (als eventueller "Hardgainer") 10x105kg mit (immernoch) sauberer Technik auf der Bank. Wieviele genetisch durchschnittliche User schaffen das hier?
Natürlich ist das nicht der einzige Weg und es gibt viele andere sinnvolle Anätze, aber ein Programm muss nicht auf die schnellen Erfolge abzielen, um langfristig andere Ansätze in den Schatten zu stellen.
Denke und trainiere langfristig!
8. Halte dei Training so kurz wie möglich!
Dieser Faktor wird oft falsch verstanden und umgesetzt. Nimm die wichtigsten Basis-Übungen, steigere dich langfristig und führe noch ein paar Ergänzungsübungen aus, die (von mir aus) ästhetischer Natur sind bzw. (wichtiger) die Sicherheit und Progression der Basics unterstützen. Nicht mehr, nicht weniger!
Ja, es gibt Natural Bodybuilder, die mit deutlich höherem Volumen trainieren. Manche Trainierende haben mit einem hohen Volumen gute Resultate. Für den Großteil gilt allerdings, das Volumen niedrig anzusetzen, da sie für zu häufige und ausgedehnte Trainingseinheiten nicht das nötige Regenerationspotential haben. Wer, wie ich, mit Volumenansätzen keine optimalen Erfolge hat / hatte, sollte sein Training hinterfragen, denn es gibt Alternativen! Und die Alternative muss nicht für jeden HIT (der starre Ansatz, wie es oft wahrgenommen wird, auch durch teils seltsame deutsche Publikationen) sein, es gibt viele sehr gute Systeme, die das individuelle Regenerationspotenzial einbeziehen.
Wir haben unsere Blogs aus Zeitgründen eingestampft. Momentan haben wir sehr viel zu tun und arbeiten an anderen Projekten, die ich dann gegebenfalls (wenn es zur entsprechenden Zeit nach Anfrage vom Admin zugelassen wird) dem Forum präsentieren werde, falls Interesse besteht. Das Forum wird in letzter Zeit sehr stark von Trainern als Plattform zur Verlinkung der eigenen Inhalte genutzt. Ich weiß nicht, ob das abgesprochen bzw. erlaubt ist, aber in meinen Augen nimmt das Überhand und wir möchten uns davon eher distanzieren, da ich das in diesem Umfang als unseriös empfinde. Dennoch, hoffentlich hilft dir meine kleine Abhandlung und vertreibt die Zeit, bis wir mit neuen Inhalten starten.
Ich wünsche dir / den Lesern des Beitrags weiterhin viel Erfolg und Spaß beim Training,
Konrad