Je stärker du insgesamt wirst, umso langsamer läuft auch die Zunahme derselben.
Zur Verdeutlichung: du sagst jetzt, du erhöhst von 5x5 mit 70 kg auf 5x5 mit 75 kg. Hört sich an wie ne Steigerung um 5 kg. Ist es aber nicht, denn
1.) bei allen absolvierten Wdh werden 5 kg mehr bewegt. Macht bei 5x5 = 25 Wdh insgesamt, also 125 kg mehr Arbeitslast - ein Volumen, an das sich der Körper erstmal gewöhnen muss!
2.) die Ermüdung steigt exponentiell, nicht linear, denn sie kumuliert. Beispiel (die Prozentzahlen der Erschöpfung sind fiktiv und dienen nur der Veranschaulichung!!!): 1 Wdh mit 70 kg erzeugt beispielsweise 1% Ermüdung. Da dein Körper dann mit 1% vorermüdet ist, erzeugt die 2. Wdh mit 70 kg Kreuzheben schon 1,1% Ermüdung (insgesamt bist du bei 2,1% Ermüdung). Die dritte erzeugt 1,2% Ermüdung, was insgesamt dann 3,3% Ermüdung macht. Wiederholung 4 verursacht eine Gesamtermüdung von 4,6% und die 5. eine Gesamtermüdung von 6,0%.
Betrachten wir den Satz mit 75 kg. Aufgrund der höheren Last verursacht die einzelne Wiederholung mehr Ermüdung. Dadurch steigt natürlich auch die Gesamtermüdung. Wdh 1 verursacht jetzt 1,1% Ermüdung. Wdh 2 1,2% (Gesamt 3,3%), Wdh 3 1,3% (Gesamt 4,6%), Wdh 4 1,4% (Gesamt 6,0%) und die 5. 1,5%, was eine Gesamtermüdung von 7,5% ausmacht.
(Anmerkung: vorherigen Stress, Hormonlage, Ernährung etc habe ich der Übersicht halber außen vor gelassen, es geht rein um das Prinzip Verständnis.)
Zu Anfang einer Trainingskarriere ist das nicht schlimm, da die einzelnen Wdh noch wenig Ermüdung auslösen (da einfach noch nicht schwer genug), aber wenn man sich daran gewöhnt, immer in großen Schritten zu steigern, ist man ultraschnell enttäuscht, wie langsam man Fortschritte macht.
Ist so ähnlich wie beim Poker: Wenn man mit niedrigen Einsätzen noch jedes Spiel mitgeht, um die Karten zu sehen, kriegt man irgendwann den Punkt nicht mit, wo es viel zu teuer wird, diese winzigen Wahrscheinlichkeiten zu bezahlen. Selbst wenn anfangs ein Einsatz noch ultrabillig ist, gehe ich ihn nicht mit, um mich schon genau dran zu gewöhnen, wie ich spielen muss, wenn es ums große Geld und teure Einsätze geht.
Analog dazu Kraftsport: wenn du dich früh an langsame Steigerungen gewöhnst, fällt es dir später nicht schwer, geduldig zu sein.
Es gibt ganz oft auch nämlich folgendes Phänomen: Beispielsweise kann einer problemlos 5 x 5 x 95 kg beugen. Dann geht er auf 100 hoch und schafft 2 oder 3 Sätze, ist danach aber voll kaputt. Quält sich wochenlang damit rum, dadurch wird die Technik schlecht, um schließlich zu sagen: ich geh auf 80 runter, um wieder die Technik zu lernen. Dann das ganze Spiel von vorne. Hätte er sich an mein vorgeschlagenes Schema gehalten, wäre der Sprung auf 1 x 5 x 100 kg plus 4 x 5 x 95 kg nicht groß gewesen.