Nö, 22 Jahre alt heißt das

Ich habe keine magersüchtige Kollegin, ich kenne nicht mal jemanden der annäherend diesem Körperideal entspricht, schlank ja, aber das wars. Hey, ich bin nicht gerade groß!! Mir gefällt es halt nicht, klein und rund zu sein, das war ich schon mal, damit habe ich mir nicht gefallen und mich nicht wohl gefühlt, deshalb wollte ich daran ja etwas ändern bzw. hab ich das ja auch gemacht.
Ich akzeptiere die Meinung anderer, ich finde es auch nicht hässlich, wenn jemand mollig ist, im Gegenteil...falls du das gemeint hast. Offensichtlich kann ich es an mir selbst nicht akzeptieren. Aber ich weiß, dass ich damit nicht die einzige auf Erden bin. Wer weiß, vielleicht ändere ich in 10 Jahren meine Meinung...aber im Moment möchte ich eben so bleiben wie ich bin. Ich bin ja bereit etwas zu ändern, gleichzeitig habe ich aber auch Schiss davor. Ich weiß, dass ich im Moment mit meinem Körper auf Kriegsfuß stehe und ihm nichts Gutes tu, aber das tu ich bestimmt nicht für andere. Vielleicht spielt ihr Einfluss eine untergeordnete Rolle, aber that's it. Ich will nicht egoistisch klingen, aber so empfinde ich es eben.
Dass du nicht bewusst versuchst, jemandem zu gefallen, muss nicht heißen, dass du nicht dennoch von außen in deinem Willen manipuliert bist. Woher nehmen wir denn unsere Wünsche, Ideale, Visionen? Ein paar wenige davon kommen wirklich von uns selber. Wir reflektieren, lassen unsere Erfahrungen, unser Wissen und unser Wesen einfließen und erarbeiten uns einen Gedanken. Der Rest wird uns von außen in den Kopf gesetzt. Wir sehen etwas, dass uns gefällt und wollen es auch, ohne uns im gleichen Atemzug über den seelischen Preis bewusst zu sein, der damit verbunden sein könnte. Wir hören eine Meinung immer und immer wieder und selbst wenn wir ursprünglich anderer Meinung waren, werden wir zunehmend verunsichert und nähern uns der Meinung anderer an. Was Körperideale angeht, so prasseln die Einflüsse permanent auf uns ein. Poster, Medien, Nachtleben, Klamottenläden, unsensible Bemerkungen, etc.. Nur sehr wenige, seelisch äußerst stabile Persönlichkeiten bleiben von so einem suggestiven Dauerbeschuss unversehrt.
Soviel zur gegenwärtigen Beeinflussung.
Dazu kommen Vorstellungen, die einem Menschen in Kindertagen und Jugendzeit eingeimpft wurden, in einer Phase des Lebens, wo der Geist vielen Einflüssen völlig schutzlos ausgeliefert ist. Eine Bekannte von mir war viele Jahre magersüchtig. Bei ihr war es nicht Eitelkeit. Ihr Vater war so ein rechthaberischer Chauvi mit Goldkettchen, Solariumbräune und Männlichkeitsgehabe. Der wollte lieber einen Sohn haben und hat das arme wehrlose Mädchen dies über Jahre hinweg spüren lassen. Sehr gute Zeugnisse oder sonstige Leistungen, die einen Vater üblicherweise stolz gemacht hätten, wurden nie so richtig gewürdigt. Sie konnte es ihm schlicht nie rechtmachen. Ihr kindliches Bedürfnis nach elterlicher Liebe führte also zu einem geschädigten Selbstbewusstsein und schließlich zu einer Essstörung.
Das war nur ein Beispiel, aber es zeigt doch recht bildlich, wie wenig wir Herr über unseren Willen sind. Nur weil du also für dich einen Willen hast und die Einflüsse nicht feststellen kannst, bedeutet das nicht, dass du diese Manipulation hinnehmen musst.
Wie gesagt, wir werden permanent beschossen und nur all zu oft wird unser Abwehrschirm durchdrungen. Starke Persönlichkeiten haben eine bessere Abschirmung. Aber das sind die wenigsten. Menschen wie du und ich haben's da schwerer. Das soll aber nicht heißen, dass wir uns dem ausliefern müssen. Solange wir uns nur dieses Schwachpunktes in unserer Persönlichkeit bewusst sind und uns nicht einreden, wir seien unbeeinflussbar, können wir diese uns aufgezwungenen Meinungen aus unserem Geist herausfiltern und schlicht unser tagtägliches Handeln davon unabhängig machen. Dazu muss man natürlich selbstkritisch nachgrübeln.
Ehm? Ich bin schon sehr oft müde, auch wenn ich ausgeschlafen habe bin ich nachmittags wieder müde und abends muss man mich sowieso zwingen irgendetwas zu unternehmen

Ich weiß gerade nicht worüber ich mir mehr Sorgen mache. Im Moment um mein Gehirn, denn das brauche ich wirklich noch.
Aber bis jetzt komme ich eigentlich noch gut mit dem lernen klar. Ich hätte nicht das Gefühl gehabt, dass ich "verdumme" oder so.

Aber who knows....
Das steht dem Nachgrübeln nicht im Weg. Eine beim Hungerstoffwechsel herabgesetzte geistige Leistung hat nichts mit Verdummung zu tun. Es bedeutet auch nicht, dass dein Gehirn kaputt geht, falls das deine Sorge sein sollte. Du wirst eher vermehrt unkonzentriert sein. Stell dir vor ich lasse dich jetzt 1000 Meter flott laufen und sobald du fertig bist, leg ich dir eine Rechenaufgabe oder ein Rätsel hin und du sollst das lösen. Dann wirst du deutlich länger brauchen als wenn du die selbe Aufgabe ausgeschlafen eine Stunde nach dem Frühstück lösen sollst. So etwa vom Prinzip her muss man sich das vorstellen, wobei ich allerdings keine Ahnung habe, wie stark sich so ein Hungerstoffwechsel bemerkbar macht. Ich kann's dir nicht sicher sagen, ich vermute nur, dass so eine Halbierung des Energieverbrauchs sich sehr deutlich bemerkbar macht.
Ob deine Müdigkeit und fehlende Unternehmungslust ein Zeichen dafür ist, weiß ich nicht. Ich war früher auch träger, als ich noch fester war, das hatte aber nix mit fehlender Energie zu tun, weil gegessen hab ich reichlich. Es war halt die mangelnde Sportlichkeit, die einen leistungsstarken Stoffwechsel verhindert hat.
Was heißt deutlich mehr? Wieviel Sport?
Training:
Ich habe im Moment einfach keine Zeit, mich in einem Fitnessstudio anzumelden oder sonst was, das lässt mein derzeitiger Terminplan irgendwie nicht zu

Gibt es nicht trotzdem etwas, das ich für den Anfang, auch zu Hause machen könnte? Ich kann konsequent sein. Bringt ein Home Trainer etwas? Ich will es wenigstens versuchen....
Nuja, wenn du beispielsweise deine Nahrungszufuhr von 1000kcal auf 1600kcal erhöhst, dann vielleicht mal 3 Stunden Sport pro Woche mehr. Das ist jetzt Pi mal Daumen, keine Wissenschaft. Damit verbrauchst du nicht die ganzen 600kcal, die du nun mehr zu dir nimmst, hast also ein Polster, um den Körper aus dem Hungerstoffwechsel herauszulocken. Gleichzeitig tust du was für deinen Stoffwechsel und deine Muskulatur und sorgst dafür, dass der Körper wieder mehr Leistung bringen kann. Wichtig ist imo, mittelfristig zu einem Krafttraining zu finden. Wenn du nicht der Typ bist, der gerne schweren Atems und mit verkniffenem Gesicht trainiert, sowas kann demotivierend sein, dann lies dich hier im Forum mal zum Thema "sanftes Krafttraining" ein, da war erst vor ein paar Tagen eine Studie verlinkt. Das Mehr an Energie sollte auch eine Erhöhung der Eiweißzufuhr mit sich bringen. Bei deinem Körpergewicht solltest du insgesamt etwa 50g bis 65g Eiweiß, entsprechend 200 bis 260 kcal zu dir nehmen. So ist eine Stärkung der Muskulatur möglich und die bringt wiederum mehr Energieumsatz mit sich.
Wie so ein Training aussieht, darüber kannst du hier im Forum viel nachlesen, das können wir auch später noch klären, das steht imo nicht im Vordergrund dieser Diskussion. Du solltest dir zunächst erst mal begreiflich machen, welches Körperbild mit gesunden Mitteln erreichbar ist. Ein gesunder Körper muss Fettreserven haben, als Puffer für die Leistungsfähigkeit, so wie ein Auto einen Treibstofftank hat. Depotfett am Körper ist nicht durch die Bank unattraktiv, an Frauen sogar in Form der Brüste eins der prägenden Merkmale eines weiblichen Körpers. Es kommt hier vielmehr auf den Körperbau an sich an. Wenn man Sport treibt, dann bringt das viele Effekte mit sich. Der Körper wird durch die stärkere Muskulatur straffer. Selbst mit mehr Depotfett am Körper als du heute hast, wirst du nicht dicker wirken, weil die Fettreserven optisch durch die Muskulatur in den Hintergrund rücken. Gleichzeitig hat das Fett die Eigenschaft die Übergänge zwischen den Muskelpartien zu glätten. Du siehst dann nicht muskulös aus, was Frauen häufig unbehaglich ist, sondern schlicht sportlich.
Umgekehrt reichen schon ein paar wenige Kilo Fettreserven an einem sehr unsportlichen Körper aus, um den Körper suboptimal wirken zu lassen.
Bestimmten anderen Phänomenen, die Frauen gewöhnlich haufenweise Geld für Kosmetika ausgeben lassen, beispielsweise Cellulite, wird durch regelmäßige sportliche Betätigung entgegen gewirkt. Ich könnte jetzt noch eine Weile so weiter schreiben.
Entscheidend ist, dass Körperfett nicht das Kriterium für einen gesund aussehenden Körper ist, zu dem es hochstilisiert wird. Wer versucht, durch dünnhungern dauerhaft zu einem weiblichen Körper zu finden, der kämpft gegen Windmühlen, einen Kampf, den man nicht gewinnen kann, der aber nichtsdestotrotz enorme seelische und gesundheitliche Opfer fordert. Wer stattdessen einen aktiven Lebensstil pflegt, der bekommt den schönen Körper als Dreingabe geschenkt, während er mehr Energie für die Herausforderungen und den Stress des Alltags hat, mit gestärktem Selbstwertgefühl belohnt wird und dies letztlich auch in Form von Ausstrahlung quittiert, wo wir wieder bei der Körpersprache wären.
Ermutigend ist der Umstand, dass du schon gut im Überblick hast, was du zu dir nimmst. Klar, es muss mehr werden, aber du hast das Wissen parat, welche Nährstoffe in welchem Lebensmittel in welcher Form enthalten sind und weißt auch, welche Arten davon gesünder und welche weniger gesund sind. Damit hat du das Werkzeug für eine ausgewogene Ernährung schon zur Hand. Wenn du die Konsequenz, die du bisher ins sture Kalorienzählen investiert hast zum Sport hin kanalisieren kannst, dann wirst du mit diesem veränderten Lebensstil auch keine Motivationsprobleme haben.
Du wirst halt akzeptieren müssen, dass die Waage ein paar Pfund mehr anzeigt, aber der Blick in den Spiegel wird mit der Zeit bestätigen, dass du trotz mehr Masse nicht dicker bist.