Thema: Dr. Feelgood - Wenn Essen zur Medizin wird

Treets

New member
21:50 – 22:15 auf SWR = Wieso, weshalb, warum

Wissenschaftsmagazin

Moderation: Ingolf Baur
Eine neue Ära hat begonnen. Mediziner und Ernährungsexperten wollen den Menschen durch Gen-Diät gesünder machen. Das Risiko für Krebs, Herzleiden und Übergewicht soll durch richtiges Essen deutlich verringert werden. Voraussetzung für die neue Diät ist ein Gen-Check, denn längst weiss man, welche Gene zum Beispiel Darmkrebs oder Diabetes begünstigen. Diese Erkenntnisse sind entscheidend, denn die bisherigen Ernährungsratschläge passen nicht zum Stoffwechsel eines jeden Menschen.


ich frag mich grad gesünder? dünner? dümmer? verdienen die jetzt nicht mehr genug an pülverchen? muss jetzt ein gen-check eingeführt werden?! und dann läuft das unter "wissenschaftsmagazin". :mad:
 
Und was macht man, wenn man ein "böses" Gen hat?
Kann man sich das rausoperieren oder ist man dann sogleich dem Tode geweiht?

...
 
Hallo,

an sich ist die Idee ja nicht übel. Bei vielen ernsten Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden oder Krebs spielen Veranlagung und Umwelteinflüsse zusammen. Wer aufgrund seiner Gene ein höheres Risiko für eine solche Krankheit trägt, kann dann mehr Wert auf Vorbeugung durch gesünderen Lebensstil legen.

Dann kommt das große Aber: Wie unterscheiden sich denn die Empfehlungen für einen Vorbelasteten von denen für einen Gesunden? Wenn ich kein Gen trage, das mich für Diabetes besonders anfällig macht, sollte ich dann weniger Sport machen und mehr essen? Nur, wenn es aufgrund der Gene unterschiedliche Empfehlungen für unterschiedliche Gruppen gibt, macht die Untersuchung größeren Sinn. Kurt als Forumsdoc: Gibt es solche Unterschiede, oder liegt der einzige Sinn darin, dass man genetisch Vorbelastete nach einer solchen Untersuchung besser überwachen und somit früher eingreifen kann?

Ach ja, und was "Wissenschaftsmagazine" angeht, da habe ich längst keine Illusionen mehr. Was die manchmal an Irrtümern verbreiten, geht auf keine Kuhhaut! Es gibt ein paar wenige gute, aber sonst... :(

Viele Grüße

Marc
 
Eine "Gen-Diät" ist Nonsens

Treets schrieb:
21:50 – 22:15 auf SWR = Wieso, weshalb, warum

Wissenschaftsmagazin

Moderation: Ingolf Baur
Eine neue Ära hat begonnen. Mediziner und Ernährungsexperten wollen den Menschen durch Gen-Diät gesünder machen. Das Risiko für Krebs, Herzleiden und Übergewicht soll durch richtiges Essen deutlich verringert werden. Voraussetzung für die neue Diät ist ein Gen-Check, denn längst weiss man, welche Gene zum Beispiel Darmkrebs oder Diabetes begünstigen. Diese Erkenntnisse sind entscheidend, denn die bisherigen Ernährungsratschläge passen nicht zum Stoffwechsel eines jeden Menschen.


ich frag mich grad gesünder? dünner? dümmer? verdienen die jetzt nicht mehr genug an pülverchen? muss jetzt ein gen-check eingeführt werden?! und dann läuft das unter "wissenschaftsmagazin". :mad:

abgesehen davon, dass genetische untersuchungen als screening nicht finanzierbar sind, sind derzeit nur sehr wenige genetische zusammenhänge mit bestimmten krebsarten bekannt (bsp. brustkrebs), ebensowenig bei herz-kreislauferkrankungen. um ein familiäres risiko abschätzen zu können, braucht es nur eine genaue familienanamnese. die kostet nichts und ist ohnehin bereits bestandteil jeder gesundenuntersuchung.
oder glauben besagte experten gar, man könne oral zugeführte gene in sein genom einbauen (diese angst haben ja auch viele gegner der gentechnologie), um gewisse genetische schäden zu reparieren?

mit kopfschüttelndem gruß, kurt
 
kurt schrieb:
oder glauben besagte experten gar, man könne oral zugeführte gene in sein genom einbauen (diese angst haben ja auch viele gegner der gentechnologie), um gewisse genetische schäden zu reparieren?
Der war gut :D

Grüße, Hubert
 
Treets schrieb:
Wieso, weshalb, warum
ich frag mich grad gesünder? dünner? dümmer? verdienen die jetzt nicht mehr genug an pülverchen? muss jetzt ein gen-check eingeführt werden?! und dann läuft das unter "wissenschaftsmagazin". :mad:

Etwas ähnliches wie diese "Gen-Checks" gibt es übrigens schon in einem großen Ausmaß bei dem sogenannten "Neugeborenen-Screening". Dabei werden in Deutschland über einen einfachen Bluttest alle Neugeborenen nach mehreren gut behandelbaren und bekannten Stoffwechselkrankheiten untersucht. Die am häufigsten vorkommende Krankheit, die Phenylketonurie, läßt sich damit schon von Beginn an durch eine entsprechende Diät so gut in den Griff bekommen, dass sich das Gehirn der Säuglinge ganz normal entwickeln kann. Auch das Wissen um genetische "Defekte" führt immer früher dazu, dass schon bei den ersten Auffälligkeiten bei Neugeborenen über Diät größere Schädigungen verhindert oder aufgehalten werden können. Erst seit ca. 10 Jahren ist z.B. der sogenannte "GLUT1-Defekt" bei Kindern durch ketogene Diät therapierbar.

Sinnvoll ist so etwas also durchaus und wird auch schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Allerdings sollte man als Erwachsener schon gemerkt haben, welche Nahrungsmittelunverträglichkeiten bestehen. Da könnte ein Gentest höchstens noch bestätigen, dass Unverträglichkeiten eine genetische Ursache haben. Übergewicht deutet dagegen wohl eher darauf hin, dass man keine Unverträglichkeiten hat. Denn sonst würden die Nahrungsmittel sich ja nicht so bereitwillig auf den Hüften absetzen. ;)

Viele Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
da geht es um was anderes

rinka schrieb:
Etwas ähnliches wie diese "Gen-Checks" gibt es übrigens schon in einem großen Ausmaß bei dem sogenannten "Neugeborenen-Screening". Dabei werden in Deutschland über einen einfachen Bluttest alle Neugeborenen nach mehreren gut behandelbaren und bekannten Stoffwechselkrankheiten untersucht. Die am häufigsten vorkommende Krankheit, die Phenylketonurie, läßt sich damit schon von Beginn an durch eine entsprechende Diät so gut in den Griff bekommen, dass sich das Gehirn der Säuglinge ganz normal entwickeln kann. Auch das Wissen um genetische "Defekte" führt immer früher dazu, dass schon bei den ersten Auffälligkeiten bei Neugeborenen über Diät größere Schädigungen verhindert oder aufgehalten werden können. Erst seit ca. 10 Jahren ist z.B. der sogenannte "GLUT1-Defekt" bei Kindern durch ketogene Diät therapierbar.

Sinnvoll ist so etwas also durchaus und wird auch schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Allerdings sollte man als Erwachsener schon gemerkt haben, welche Nahrungsmittelunverträglichkeiten bestehen. Da könnte ein Gentest höchstens noch bestätigen, dass Unverträglichkeiten eine genetische Ursache haben. Übergewicht deutet dagegen wohl eher darauf hin, dass man keine Unverträglichkeiten hat. Denn sonst würden die Nahrungsmittel sich ja nicht so bereitwillig auf den Hüften absetzen. ;)

Viele Grüße

was du sagst, ist im großen und ganzen alles richtig. aber diese postulierte "gendiät" hat nichts mit einer angeborenen stoffwechselstörung zu tun. wie ich schon sagte, sind gen-screenings ein irrationales, unfinanzierbares gedankenkonstrukt. abgesehen davon, dass noch viel zu wenig über die genetischen ursachen von krebs und herz-kreislauferkrankungen bekannt ist.
die phenylketonurie bedarf übrigens auch keiner "gendiät", sondern nur das meiden einer bestimmten aminosäure, nämlich von phenylalanin (ich hab schon darüber informiert, siehe archiv. ebenso hab ich schon über die ketogene diät bei mitochondrialen erkrankungen gepostet, die in diesem fall angezeigt ist. ob der GLUT-1-defekt auch dazugehört, weiß ich jetzt nicht, aber wenn du es sagst... :) ).

schönen abend, kurt
 
kurt schrieb:
die phenylketonurie bedarf übrigens auch keiner "gendiät", sondern nur das meiden einer bestimmten aminosäure, nämlich von phenylalanin (ich hab schon darüber informiert, siehe archiv. ebenso hab ich schon über die ketogene diät bei mitochondrialen erkrankungen gepostet, die in diesem fall angezeigt ist. ob der GLUT-1-defekt auch dazugehört, weiß ich jetzt nicht, aber wenn du es sagst... :) ).
Naja, aber bei diesem "Gen-Screening" geht es doch wohl auch darum, die angeblich besten Nahrungsmittel zu finden und sich seinen Genen entsprechend zu ernähren. Die behaupten ja wohl nicht ernsthaft, dass die vorgeschlagenen Nahrungsmittel die Gene verändern würden. Meines Wissens ordnen sie die Nahrungsmittel bestimmten Gentypen zu und geben einem eine Liste von empfehlenswerten und weniger empfehlenswerten Nahrungsmitteln.

Von diesen etwas undurchsichtigen Methoden abgesehen, wollte ich ja auch nur sagen, dass es durchaus schon Praxis ist, bei bestimmten angeborenen Krankheiten Ernährungsempfehlungen zu geben. Es sind ja nicht nur die mitochondrialen Erkrankungen, der GLUT-1-Defekt (übrigens m.W. zur Zeit die einzige Krankheit, bei der die ketogene Diät die Therapie der Wahl ist). Weiter fällt mir noch die Zöliakie ein. Unter anderem hier in München findet gerade ein Experiment statt, bei der Risikoeltern für DM 1 gesucht werden. Wenn ich mich recht an den Vortrag erinner, gibt es Vermutungen, dass Weizenkleber in den Säuglingsbreien bei Risikopatienten für das Versagen der Inselzellen verantwortlich sein könnte. Hier versucht man herauszufinden, ob das Vermeiden von Gluten eventuell eine Verzögerung in der Entwicklung des Diabetes bringt oder sogar verhindern kann. Das sind alles Fälle, wo ein Einsatz eines "Genscreenings" ja eventuell Sinn hätte.

Ich wollte auch nur anmerken, dass diese Ansätze m.E. nicht völlig aus der Luft gegriffen und absurd sind, sondern wie immer auch nützliche Dinge bewirkt werden können. So wie das in dem ersten Beitrag dargestellt wurde, scheint es mir ja auch nur Quatsch zu sein. Andererseits waren gerade dieses Jahr in unserem Krankenhaus viele Vorträge für die Öffentlichkeit, wo ein Professor z.B. eine Chipkarte in der Größe einer Streichholzschachtel zeigte, auf der das gesamte menschliche Genom gespeichert war. Zukünftig könnte jeder Mensch seine Genkarte mit sich führen. So wie er das darstellte, versprechen sich die Krebsforscher von der Abgleichung der Gene sehr viel Informationsgewinn über mögliche Nebenwirkungen oder maßgeschneiderte Therapien mit entsprechend unterschiedlichen Wirkstoffen. Warum soll auf diesem Weg und in einigen Jahren nicht quasi als Abfallprodukt auch die eine oder andere Vorhersage für Krankheitsrisiken möglich werden? z.B. das individuelle Risiko, Alkoholiker zu werden? Ich halte das ganze nicht für völlig unmöglich; nur zur Zeit ist es wohl noch Phantasterei.

Viele Grüße
 
mag sein, dass es für manches sinnvoll wäre, aber dieses posting habe ich aus einem diäten-forum in dem ich schon länger bin. und ich halte ein gensceening um eine gen-diät daraus zu fabrizieren schlichtweg für blödsinn. da stehen antworten z.b. "hoffentlich ist so ein gen-test nicht so teuer" , "zahlt den die krankenkasse".. usw. die meisten haben irgendwie schon wieder hoffnung dass der test zeigt, dass sie wegen irgendeinem gen dick sind. und das halte ich für absoluten blödsinn. wenn ichs nicht vergesse, werd ich mir das trotzdem mal ansehen.*g
 
so, wie diese "Gendiät" präsentiert wird, ist es Nonsens!

rinka schrieb:
Naja, aber bei diesem "Gen-Screening" geht es doch wohl auch darum, die angeblich besten Nahrungsmittel zu finden und sich seinen Genen entsprechend zu ernähren. Die behaupten ja wohl nicht ernsthaft, dass die vorgeschlagenen Nahrungsmittel die Gene verändern würden. Meines Wissens ordnen sie die Nahrungsmittel bestimmten Gentypen zu und geben einem eine Liste von empfehlenswerten und weniger empfehlenswerten Nahrungsmitteln.
dieser nonsens erinnert mich an die irrationale "blutgruppen-diät". es gibt weder "gentypen" noch dafür geeignete oder ungeeignete nahrungsmittel.

Von diesen etwas undurchsichtigen Methoden abgesehen, wollte ich ja auch nur sagen, dass es durchaus schon Praxis ist, bei bestimmten angeborenen Krankheiten Ernährungsempfehlungen zu geben. Es sind ja nicht nur die mitochondrialen Erkrankungen, der GLUT-1-Defekt (übrigens m.W. zur Zeit die einzige Krankheit, bei der die ketogene Diät die Therapie der Wahl ist). Weiter fällt mir noch die Zöliakie ein. Unter anderem hier in München findet gerade ein Experiment statt, bei der Risikoeltern für DM 1 gesucht werden. Wenn ich mich recht an den Vortrag erinner, gibt es Vermutungen, dass Weizenkleber in den Säuglingsbreien bei Risikopatienten für das Versagen der Inselzellen verantwortlich sein könnte. Hier versucht man herauszufinden, ob das Vermeiden von Gluten eventuell eine Verzögerung in der Entwicklung des Diabetes bringt oder sogar verhindern kann. Das sind alles Fälle, wo ein Einsatz eines "Genscreenings" ja eventuell Sinn hätte.
dass gluten eine rolle in der pathogenese des typ 1-diabetes mellitus spielen soll, ist eine weit hergeholte hypothese. und die zöliakie wird ja auch nicht durch eine genetische untersuchung diagnostiziert. oft wird sie erst im erwachsenenalter festgestellt, und zwar in nicht wenigen fällen ungerechtfertigterweise, sprich die zöliakie wird überdiagnostiziert. dann werden die betroffenen zu einer diät "gezwungen", die gar nicht indiziert ist. angeborene stoffwechselerkrankungen werden i.d.r. bereits im säuglingsalter erfasst und entsprechende ernährungsrichtlinien gegeben. erst im erwachsenenalter manifestiert sich keine genetisch bedingte stoffwechselerkrankung. nahrungsmittelunverträglichkeiten muss man davon differenzieren. bei einer laktose- oder fruktosemalabsorption braucht es keine genetische untersuchung, das wäre geradezu absurd. und wie auch du vermutlich weißt, bedeutet eine solche malabsorption bzw. "intoleranz" nicht automatisch den kompletten verzicht auf milchprodukte oder obst.

Ich wollte auch nur anmerken, dass diese Ansätze m.E. nicht völlig aus der Luft gegriffen und absurd sind, sondern wie immer auch nützliche Dinge bewirkt werden können. So wie das in dem ersten Beitrag dargestellt wurde, scheint es mir ja auch nur Quatsch zu sein. Andererseits waren gerade dieses Jahr in unserem Krankenhaus viele Vorträge für die Öffentlichkeit, wo ein Professor z.B. eine Chipkarte in der Größe einer Streichholzschachtel zeigte, auf der das gesamte menschliche Genom gespeichert war. Zukünftig könnte jeder Mensch seine Genkarte mit sich führen. So wie er das darstellte, versprechen sich die Krebsforscher von der Abgleichung der Gene sehr viel Informationsgewinn über mögliche Nebenwirkungen oder maßgeschneiderte Therapien mit entsprechend unterschiedlichen Wirkstoffen. Warum soll auf diesem Weg und in einigen Jahren nicht quasi als Abfallprodukt auch die eine oder andere Vorhersage für Krankheitsrisiken möglich werden? z.B. das individuelle Risiko, Alkoholiker zu werden? Ich halte das ganze nicht für völlig unmöglich; nur zur Zeit ist es wohl noch Phantasterei.
stimmt, das ist noch zukunftsmusik. wie ich schon sagte, kennt man erst bei wenigen krankheiten den genetischen hintergrund. die zukunft sollte idealerweise so aussehen, dass genetische defekte bereits intrauterin behoben werden können und man damit nicht mehr auf eine therapie angewiesen ist, weil das kind gesund auf die welt kommt. aber natürlich sollte auch klar sein, dass man niemals jede genetische risikokonstellation im vorfeld wird beherrschen können. schicksalshafte ereignisse wird es immer geben.
aber die gentechnologie ist zweifellos eine große herausforderung und in jedem fall wert, beforscht zu werden. leider wehren sich viele menschen von vornherein dagegen, weil ihnen das hintergrundwissen dazu fehlt. erinnere dich an den afrikanischen staatschef, der sich weigerte, den von den usa angebotenen genmais einzufühen, und seine bevölkerung lieber dem hungertod preisgab. das ist für mich massenmord. leider war der aufschrei in der welt viel zu leise, und man ging bald wieder zur "tagesordnung" über...

gruß, kurt
 
kurt schrieb:
dieser nonsens erinnert mich an die irrationale "blutgruppen-diät". es gibt weder "gentypen" noch dafür geeignete oder ungeeignete nahrungsmittel.
Denke auch, dass das in die Richtung geht.

kurt schrieb:
dass gluten eine rolle in der pathogenese des typ 1-diabetes mellitus spielen soll, ist eine weit hergeholte hypothese. und die zöliakie wird ja auch nicht durch eine genetische untersuchung diagnostiziert.
So genau kenne ich mich da nun auch nicht aus. Ich habe es hier
gelesen und für mich geht das in die hier diskutierte Richtung:

In der BABYDIÄT-Studie wird untersucht, ob durch die Vermeidung von glutenhaltigem Getreide und daraus hergestellten Produkten innerhalb des ersten Lebensjahres der Ausbruch des Diabetes verzögert oder sogar verhindert werden kann. Die veränderte Ernährung soll bei Kindern mit extrem hohem Antikörper- beziehungsweise Diabetes-Risiko durchgeführt werden: Bei Kindern mit den Vererbungsmerkmalen DR 3/4 oder DR 4/4 und deren Mutter, Vater oder Geschwister an Typ 1-Diabetes erkrankt sind
Ob es sich bestätigt oder nicht, werden wir wohl erfahren, wenn die Studie abgeschlossen ist. Wie sinnvoll medizinische Forschungsansätze im einzelnen ist. kann ich ja nun wirklich nicht beurteilen. Kann nur feststellen, dass in dieser Richtung geforscht wird.

Kurt schrieb:
und wie auch du vermutlich weißt, bedeutet eine solche malabsorption bzw. "intoleranz" nicht automatisch den kompletten verzicht auf milchprodukte oder obst.
Hmm, darüber hatte ich mir bis dato noch gar keine Gedanken gemacht. Ich vertrage leider alles viel zu gut und würde mir manchmal wünschen, dass es mehr Dinge gibt, die ich nicht vertrage oder die mir nicht schmecken. Das Gewichthalten wäre dann sicher einfacher. Mir fällt immer nur auf, dass diejenigen Leute, die irgendetwas nicht gut vertragen, selten übergewichtig sind. Von daher weiß ich sowieso nicht, in welche Richtung so ein Gentest gehen soll. Logischerweise müßte man den Übergewichtigen nur die Lebensmittel nennen, die sie nicht so gut vertragen, weil sie davon nicht so viel essen würden. Sagt man ihnen, was sie ausgezeichnet vertragen, hilft ihnen das ja wohl kaum weiter. ;)


. die zukunft sollte idealerweise so aussehen, dass genetische defekte bereits intrauterin behoben werden können und man damit nicht mehr auf eine therapie angewiesen ist, weil das kind gesund auf die welt kommt. aber natürlich sollte auch klar sein, dass man niemals jede genetische risikokonstellation im vorfeld wird beherrschen können.
Im Gegenteil! Ich würde ja lieber auch ein paar schwerwiegende Behinderungen in Kauf nehmen wollen, als das jede genetische Besonderheit vorsichtshalber schon intrauterin behoben wird. Denn wie oft passiert es, dass bei der gleichen Genkonstellation eine Krankheit nie ausbricht oder erst in hohem Alter relevant wird. Aber vielleicht ist gerade eine Genkonstellation, die irgendwann zu Erblindung führt, auch mit hoher Intelligenz gepaart? Ich finde die Vorstellung, dass Ärzte da den lieben Gott spielen, schon noch etwas gruselig.

. leider wehren sich viele menschen von vornherein dagegen, weil ihnen das hintergrundwissen dazu fehlt.
Ja und oft sind die Kunden von Dr. Feelgood u. ä. Ernährungsinstituten die, die am entschiedensten gegen Genmais sind. ;)


Viele Grüße
 
so ist es!

rinka schrieb:
Denke auch, dass das in die Richtung geht.


So genau kenne ich mich da nun auch nicht aus. Ich habe es hier
gelesen und für mich geht das in die hier diskutierte Richtung:


Ob es sich bestätigt oder nicht, werden wir wohl erfahren, wenn die Studie abgeschlossen ist. Wie sinnvoll medizinische Forschungsansätze im einzelnen ist. kann ich ja nun wirklich nicht beurteilen. Kann nur feststellen, dass in dieser Richtung geforscht wird.


Hmm, darüber hatte ich mir bis dato noch gar keine Gedanken gemacht. Ich vertrage leider alles viel zu gut und würde mir manchmal wünschen, dass es mehr Dinge gibt, die ich nicht vertrage oder die mir nicht schmecken. Das Gewichthalten wäre dann sicher einfacher. Mir fällt immer nur auf, dass diejenigen Leute, die irgendetwas nicht gut vertragen, selten übergewichtig sind. Von daher weiß ich sowieso nicht, in welche Richtung so ein Gentest gehen soll. Logischerweise müßte man den Übergewichtigen nur die Lebensmittel nennen, die sie nicht so gut vertragen, weil sie davon nicht so viel essen würden. Sagt man ihnen, was sie ausgezeichnet vertragen, hilft ihnen das ja wohl kaum weiter. ;)



Im Gegenteil! Ich würde ja lieber auch ein paar schwerwiegende Behinderungen in Kauf nehmen wollen, als das jede genetische Besonderheit vorsichtshalber schon intrauterin behoben wird. Denn wie oft passiert es, dass bei der gleichen Genkonstellation eine Krankheit nie ausbricht oder erst in hohem Alter relevant wird. Aber vielleicht ist gerade eine Genkonstellation, die irgendwann zu Erblindung führt, auch mit hoher Intelligenz gepaart? Ich finde die Vorstellung, dass Ärzte da den lieben Gott spielen, schon noch etwas gruselig.


Ja und oft sind die Kunden von Dr. Feelgood u. ä. Ernährungsinstituten die, die am entschiedensten gegen Genmais sind. ;)


Viele Grüße

nur mit deiner beobachtung, dass diejenigen, die manche nahrungsmittel nicht vertragen (sei es nur tatsächlich so oder nur eingebildet) weniger "gewichtsprobleme" hätten, kann ich nicht bestätigen. gerade die, die sich am meisten mit der ernährung befassen und diverse diäten durchführen, sind die, die mit übergewicht kämpfen. die, die keine gedanken daran verschwenden, ob das, was sie essen, gesund oder was immer sei, habe weniger figurprobleme und nehmen auch leichter ab (wenn sie es wollen) als die "grübler".

gruß, kurt (der zweiteren angehört :))

p.s.:
noch ein einwand: medizinisch-therapeutische gentechnologie hat nichts mit "den lieben gott spielen" zu tun. selbstverständlich gelten hier ethische grundsätze. aber wenn man z.b. die CF (cystische fibrose) schon "im vorfeld" ausschalten kann, ist das nur positiv zu sehen. es geht nicht um ein verhindern von erkrankungen, die irgendwann mal im erwachsenenalter auftreten - das ist ohnehin nicht möglich (hab ich ja schon geschrieben), sondern um angeborene stoffwechselerkrankungen oder andere gendefekte.
 
Zuletzt bearbeitet:
kurt schrieb:
gerade die, die sich am meisten mit der ernährung befassen und diverse diäten durchführen, sind die, die mit übergewicht kämpfen. die, die keine gedanken daran verschwenden, ob das, was sie essen, gesund oder was immer sei, habe weniger figurprobleme und nehmen auch leichter ab (wenn sie es wollen) als die "grübler".

Aber was ist Ursache und was ist Wirkung? Wenn einem das Essen nicht so wichtig ist, denkt man darüber eben auch nicht nach. Meistens sind das Leute, denen tatsächlich alles schmeckt und die essen, was Ihnen vorgesetzt wird, aber meist eben nur, wenn es ihnen vorgesetzt wird.

Wer aber gerne ißt, gerne kocht und für den dazu auch noch Essen mit Geselligkeit, Wärme, Trost assoziiert ist, der ißt schnell mal mehr und muß dann zusehen, wie Appetit und Figur in Einklang gebracht werden können. Ich behaupte mal, dass 90 von 100 Frauen sich mit ihrer Figur und damit mit dem Essen beschäftigen. Auch die, die das vehement abstreiten.

Viele Grüße
 
damit wirst du recht haben

rinka schrieb:
Aber was ist Ursache und was ist Wirkung? Wenn einem das Essen nicht so wichtig ist, denkt man darüber eben auch nicht nach. Meistens sind das Leute, denen tatsächlich alles schmeckt und die essen, was Ihnen vorgesetzt wird, aber meist eben nur, wenn es ihnen vorgesetzt wird.

Wer aber gerne ißt, gerne kocht und für den dazu auch noch Essen mit Geselligkeit, Wärme, Trost assoziiert ist, der ißt schnell mal mehr und muß dann zusehen, wie Appetit und Figur in Einklang gebracht werden können. Ich behaupte mal, dass 90 von 100 Frauen sich mit ihrer Figur und damit mit dem Essen beschäftigen. Auch die, die das vehement abstreiten.

Viele Grüße

auch damit, dass ich nur esse, wenn ich was "zur verfügung" hab :)

gruß, kurt (für den essen kein "trost" ist, wohl aber genuss & geselligkeit)
 
Mal abgesehen davon, dass diese Geschichte momentan noch reine Zukunftsmusik ist, denke ich schon, dass die Erkenntnisse der Nutrigenomik bzw. Nutrigenetik in Zukunft wichtige Erkenntnisse zu Tage fördern wird. Sowas wie eine zurechtgeschneiderte "Gen-Diät" scheint mir da gar nicht sooo extrem abwegig zu sein. Zumal ich durchaus der Überzeugung bin, dass Menschen je nach Veranlagung unterschiedlich auf ein und die selbe Diät reagieren können. Kleines Bsp.: Wenn bestimmte Personengruppen eine stärkere Veranlagung für Insulinresistenz haben (was wiederum möglicherweise genetisch bedingt ist) als andere, so könnte für diese Subgruppe eine Low-GI-Diät möglicherweise sinnvoller sein als für andere.
Lassen wir uns überraschen - man wird sehen was die Zukunft bringt.


PS: Ich weiß nicht, wieso ich gerade jetzt darauf komme, aber folgende Geschichte passt m.E. auch irgendwie zu diesem Thema:
http://www.aerztezeitung.de/docs/2004/05/12/088a0103.asp?cat=/medizin/ernaehrung/vitamine
 
Eine Studie sagt noch nichts aus

pupsi01 schrieb:
Mal abgesehen davon, dass diese Geschichte momentan noch reine Zukunftsmusik ist, denke ich schon, dass die Erkenntnisse der Nutrigenomik bzw. Nutrigenetik in Zukunft wichtige Erkenntnisse zu Tage fördern wird. Sowas wie eine zurechtgeschneiderte "Gen-Diät" scheint mir da gar nicht sooo extrem abwegig zu sein. Zumal ich durchaus der Überzeugung bin, dass Menschen je nach Veranlagung unterschiedlich auf ein und die selbe Diät reagieren können. Kleines Bsp.: Wenn bestimmte Personengruppen eine stärkere Veranlagung für Insulinresistenz haben (was wiederum möglicherweise genetisch bedingt ist) als andere, so könnte für diese Subgruppe eine Low-GI-Diät möglicherweise sinnvoller sein als für andere.
Lassen wir uns überraschen - man wird sehen was die Zukunft bringt.


PS: Ich weiß nicht, wieso ich gerade jetzt darauf komme, aber folgende Geschichte passt m.E. auch irgendwie zu diesem Thema:
http://www.aerztezeitung.de/docs/2004/05/12/088a0103.asp?cat=/medizin/ernaehrung/vitamine


soviel zu deinem link. hier spielen noch weitere parameter mit. außerdem weiß man ja, dass eine so hochdosierte vitamin E-gabe kontraproduktiv ist.
zur "nutrigenomik" bzw. "nutrigenetik": das ist im grunde ein ganz großer schmäh. der stoffwechsel des menschen ist im wesentlichen bei allen der gleiche. das ist reine biochemie und physiologie (pathologische zustände lassen wir mal beiseite).
zum "sinn" einer low GI-diät will ich nichts mehr sagen, ich denke, dazu hab ich mich schon mehr als ausführlich geäußert. wer weiß, wie die insulinresistenz entsteht, wird wissen, dass nicht die kohlenhydrate daran schuld sind. mehr dazu im archiv und auf meiner homepage.
die ernährung ist im grunde etwas banales. das wollen nur viele nicht wahrhaben. auch die nicht, die eine religion draus machen (nicht zletzt, um damit viel geld zu verdienen...).

schönes wochenende, kurt
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja klar kurt, Du "weißt" natürlich. :)

der stoffwechsel des menschen ist im wesentlichen bei allen der gleiche. das ist reine biochemie und physiologie
So, so und die Nutrigenomik widerspricht dem?

Ach ja, Deine Homepage...
Physiologisch gesehen ist das aber Unsinn, weil hier die Energiebilanz außer Acht gelassen wird
So so, die Befürworter von Low-GI-Diäten lassen also die Energiebilanz außer Acht. :rolleyes: Manche sind wirklich Spezialisten darin, Behauptungen zu widerlegen, die gar nicht aufgestellt worden sind.
Naja, nichts für ungut. Jeder meistert seine kognitiven Dissonanzen eben auf seine Weise.
Ganz besonders objektiv finde ich natürlich, auf Artikel von James J. Kenney zu verweisen. Wenn mich nicht alles täuscht, verdient der seine Brötchen unter anderem als Experte im "Pritikin Longevity Center". Ein Schelm wer böses dabei denkt.

Schönes Wochenende!
 
Polemik ist hier fehl am Platz

So, so und die Nutrigenomik widerspricht dem?
in vielen fällen ja. außerdem ist sie bis dato nur eine hypothese.

Ach ja, Deine Homepage...
...ist kein sammelsurium meiner persönlichen meinungen und ansichten, sondern besteht auch zusamenfassungen der physiologie und ist nichts als evidenzbasierte information.

So so, die Befürworter von Low-GI-Diäten lassen also die Energiebilanz außer Acht. :rolleyes: Manche sind wirklich Spezialisten darin, Behauptungen zu widerlegen, die gar nicht aufgestellt worden sind.
du scheinst die aussagen des herrn montignac nicht zu kennen. dieser ist bekanntlich ein laie, von dem man sich nicht erwarten kann, über die pathogenese der insulinresistenz bescheid zu wissen. aber dass er sogar den hausverstand vermissen lässt, wenn er behauptet, dass nicht zuviele kalorien, sondern nur die "falschen" kohlenhydrate schuld am übergewicht wären, ist sehr wohl kritikwürdig.

Naja, nichts für ungut. Jeder meistert seine kognitiven Dissonanzen eben auf seine Weise.
wie man in deinem fall sieht.

Ganz besonders objektiv finde ich natürlich, auf Artikel von James J. Kenney zu verweisen. Wenn mich nicht alles täuscht, verdient der seine Brötchen unter anderem als Experte im "Pritikin Longevity Center". Ein Schelm wer böses dabei denkt.

Schönes Wochenende!

in den u.s.a. und kanada werden alle wissenschaftler privat gesponsert. hier geht es um eine basisinfo und das, was james kenney in sachen low GI schreibt, hat hand & fuß (weil es reine physiologie ist). vermutlich hast du es gar nicht gelesen. ich biete auf meiner homepage noch weitere literatur hochqualifizierter leute an, wie du vielleicht gesehen hast. es ist jedem überlassen, sich zu informieren. du scheinst aber lieber zynische kommentare abgeben zu wollen. auch gut, nur trägt das nicht konstruktiv zum informationsgehalt dieses forums bei.

schönes wochenende, kurt
 
Zur Nutrigenomik/Nutrigenetik: Dieser Wissenschaftszweig ist keine Esoterik! Er basiert vielmehr auf den Grundlagen des anerkannten Wissensschatzes und ist auf dem Wege eben diesen zu erweitern (genau das ist das Ziel von Wissenschaft). Dass in diesem Bereich noch viel Forschungsbedarf besteht, hat hier niemand bestritten!

Zu Deiner Seite und dem Thema GI:
Die Zusammenstellung auf Deiner Seite beinhaltet gute und weniger gute Artikel. Deine eigene Argumentation weist dabei einige Schwächen auf, welche offensichtlich werden, wenn man sich die entsprechende Fachliteratur zum GI durchliest. Im Übrigen widerspricht der GI-Ansatz, so wie er von Brand-Miller, Jenkins oder Ludwig vertreten wird, in keiner Weise irgendwelchen physiologischen Grundlagen! Das theoretische Fundament an sich ist prinzipiell durchaus tragfähig. Ausgehend davon ist es einfach grotesk, diesen Leuten Inkompetenz vorzuwerfen. Und ich finde es schon ziemlich peinlich, dass Du bei Deiner Argumentation immer wieder auf diese Unterstellung zurückgreifen musst (die Unterstellung von Inkompetenz scheint bei Dir ein Standardargument zu sein, wenn Dir nichts zum Thema einfällt). Jemand mit schlechterer Erziehung als meiner, würde das vielleicht sogar dumm-dreist nennen.
Die Argumentationen von Montignac sind mir tatsächlich nicht geläufig (auch wenn ich vor Jahren mal eines seiner Bücher in der Hand hatte). Montignac ist für mich aber auch nicht das Maß der Dinge wenn es um die Beurteilung des GI geht. Wenn man die Artikel der Pro-GI-Seite (z.B. Ludwig, Brand-Miller) kennt, ist mir z.B. auch unklar, wie Du zu dem Ergebnis kommst, man müsse, wenn man sich nach dem GI richtet, quasi höllisch aufpassen nicht zu viel Fett zu essen. Die GI-Befürworter plädieren m.E. keineswegs zwangsläufig für eine übermäßig fettreiche und/oder kohlehydratarme Ernährung. Ich habe z.B. bei Brand-Miller oder Willett noch nie gelesen, dass sie sich für eine streng kohlehydratarme und/oder fettreiche Ernährung aussprechen würden. Wenn man sich z.B. Brand-Millers Artikel "Glycemic index and obesity" (Am. J. Clin. Nutr. 2002) durchließt, muss man schon eine sehr verzerrte Wahrnehmung haben, um unterstellen zu können, die Autorin würde auf der "Low-Carb-Welle" schwimmen.
Im abstract ihres Artikels "Glycemic Load and Chronic Disease" (Nutr Rev. 2003) heißt es zudem:
Diets with a high glycemic load may affect health differently in insulin-resistant and insulin-sensitive individuals. Improvements in postprandial hyperglycemia can be brought about by manipulating either the type (i.e., GI) or amount of dietary carbohydrate, or both; at present, the GI appears to be more effective.
Und auch an anderer Stelle (Am J Clin Nutr. 2004 Aug;80(2):243-4.) heißt es, dass die Manipulation der Qualität der Kohlehydrate wahrscheinlich sinnvoller ist als die Reduktion der Quantität.

Dein eigener Artikel auf Deiner Homepage, sowie Deine Äußerungen hier im Forum suggerieren fälschlicherweise, dass der GI von vornherein unwissenschaftlicher Unsinn wäre bzw. lediglich von Leuten vertreten werde, die von ihrem eigenen Fachgebiet nichts verstünden und diese Unterstellung ist einfach infam!
Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin mit Sicherheit niemand, der in fanatischer Weise alles kritiklos hinnimmt, was dieser oder jener GI-Theoretiker von sich gibt. Ich bin lediglich ein interessierter Laie, der mit großem Interesse den wissenschaftlichen Diskurs zu diesem Thema verfolgt. In Anbetracht dessen ist mir auch klar, dass dieses Thema bisweilen höchst umstritten ist (was ja gerade im Sektor der Ernährungswissenschaft nun nicht gerade ungewöhnlich ist). Es ist dabei vollkommen klar, dass sich die Thesen der GI-Leute an der Empirie messen lassen müssen (dies muss schließlich jede Theorie). In diesem Zusammenhang bin ich z.B. auch der Meinung, dass die Stellungnahme der DGE durchaus Beachtung finden sollte, wenngleich man in einigen Dingen die dort angesprochen werden eben auch zu einem anderen Fazit kommen, mithin einen anderen Standpunkt einnehmen kann.
Nur mal zwei, drei Beispiele: Für mich ist nicht so ganz nachzuvollziehen, dass die DGE praktisch nur im Ballaststoffgehalt der Nahrung einen Diabetesrisikofaktor erkennen will. Zumindest in der Nurses Health Study zeigte sich der GI bzw. GL meines Wissens als unabhängiger(!) Diabetesrisikofaktor, wenngleich der Zusammenhang z.B. bei den Männern der Health Professional's Follow-up Study schon nicht mehr diese Deutlichkeit aufwies (zusammenfassend bei Willett, Manson, Liu: Am J Clin Nutr 2002;76[suppl]:274-280.) Auf letzteres Phänomen weißt aber nicht zuletzt auch Brand-Miller hin.
Die groß angelegte Untersuchung von Schulze et al. (Am J Clin Nutr. 2004 Aug;80(2):348-56) deutet ebenfalls darauf hin, dass der GI durchaus beachtenswert ist, wenn es um Diabetesprävention geht.
Die Frage nach den Bedingungsfaktoren des Diabetes auf der Ebene der Ernährung sind damit noch Lange nicht vom Tisch. Das einzige was wir mit sehr großer Sicherheit sagen können, ist, dass Übergewicht das Risiko erhöht. Dies schließt aber nicht aus, dass auch die Qualität der Ernährung (z.B. GI/GL, oder die Art der Fette) einen gewissen Einfluss hat bzw. haben könnte.
Die DGE meint, es wäre ungeachtet fehlender Evidenz der Vorteile des GI für die Bevölkerung praktisch unmöglich das GI-Konzept in die Praxis umzusetzen. Dem kann entgegengehalten werden, dass bereits eine Bevorzugung von Vollkornprodukten sowie Obst und Gemüse automatisch den GI der Ernährung modifiziert. So schreibt auch Ludwig (JAMA, 2002):
...whereas the concept of glycemic index may be complex from a food science perspective, its public health application can be simple: increase consumption of fruits, vegetables, and legumes, choose grain products processed according to traditional rather than modern methods (eg, pasta, stone-ground breads, old-fashioned oatmeal), and limit intake of potatoes and concentrated sugar. Indeed, these recommendations would tend to promote diets high in fiber, micronutrients, and antioxidants and low in energy density.
Und im Prinzip findet sich diese Aussage bei der Stellungnahme der DGE fast bruchlos wieder. Wobei Brand-Miller darauf hinweist, dass eine einseitige Ausrichtung auf Vollkornprodukte den GI nicht in ausreichendem Maße manipulieren würde (vor allem im Hinblick auf jene, die bereits unter einer Stoffwechselstörung leiden, scheint Brand-Miller auch eine Reduktion des GL über KH-Reduktion im Auge zu haben).
Bei anderen Dingen handelt es sich bei der DGE-Stellungnahme ja nicht grundsätzlich um eine Kritik. Z.B. werden die GI beeinflussenden Faktoren von der Pro-GI-Seite ja nicht verschwiegen, ebenso wenig wird verschwiegen, dass es inter- und intraindividuelle Schwankungen der Blutzuckerreaktion gibt. Diese Einwände sind aber nur bedingt geeignet, um den GI von Grund auf zu verwerfen. Z.B. zeigen die Studien, welche auf die Variabilität des GI verweisen, im Fazit eher eine Validierung des GI-Konzeptes (Bsp.: J Nutr. 2003 Sep;133(9):2728-32.) Übrigens ist besagte Studie eben von Brand-Miller durchgeführt wurden und nicht von irgendwelchen Kritikern. Ohne Leute wie Brand-Miller würden wir heute gar nicht über den gegenwärtigen Erfahrungsschatz zum GI verfügen! Ebenso gibt es eine Reihe von "Real-Life-Studien", die das GI-Konzept in vielfältiger Hinsicht stützen.
Die DGE suggeriert im Gegensatz zu Dir auch nicht, dass der GI von Grund auf Blödsinn sei, sondern sie sagt - und das ist ja vollkommen richtig - dass die Relevanz des GI zur Prävention von ernährungsbedingten Erkrankungen gegenwärtig nicht ausreichend geklärt ist. Dabei vielleicht ebenfalls interessant: Selbst die FAO/WHO sieht im GI-Konzept einen viel versprechenden Ansatz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben