eigentlich sollte mein info-artikel schon auf meiner homepage sein - ich hab ihn dir hieher kopiert.
wenn der blutdruck gut eingestellt ist, darf auch kraftsport betrieben werden, zumindest ein kraftausdauertraining. supressin ist ein peripherer alpha-blocker und kein mittel der ersten wahl. außerdem ist dein verdacht bzgl. deiner schwindelneigung insofern richtig, als so ein alpha-blocker gern eine orthostase verursacht. wenn man bedenkt, dass jeder nach z.b. einem satz intensiver kniebeugen eine kurze orthostase aufweist, ist ein alphablocker beim krafttraining sicherlich nicht die beste wahl. ich würde einen ACE-hemmer oder einen AT1-rezeptorblocker empfehlen.
gruß, kurt
Bluthochdruck
unter besonderer Berücksichtigung des Sports als Basistherapie
Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine weit verbreitete Erkrankung, deren Ursachen in 95% der Fälle nicht fassbar ist (essentielle Hyperonie bzw. primäre Hypertonie). Es ist eine bekannte Tatsache, dass Blutdruckpatienten häufig nicht effizient behandelt werden. Jeder zweite Hypertoniker ist nicht diagnostiziert, weiß also nichts von seinem Bluthochdruck und ist damit auch unbehandelt. Von den anderen 50% wird nur die Hälfte behandelt und davon wiederum nur jeder zweite ausreichend. An dieser Stelle besteht Handlungsbedarf.
Wer an erhöhtem Blutdruck (Hypertonie) leidet, muss seine Lebens- und Ernährungsgewohnheiten entsprechend anpassen und die begleitenden Risikofaktoren zu beherrschen versuchen. Das bedeutet eine Änderung des Lebensstils mit Abbau von Übergewicht (= erhöhter Körperfettanteil) mittels negativer Energiebilanz (die am besten durch körperliche Aktivität und bewusste Ernährung erzielt wird), Aufgeben des Rauchens sowie restriktivem Genuss von Alkohol.
Eine besondere Bedeutung in diesem Zusammenhang hat sportliche Aktivität als Basistherapie. Es ist keinesfalls so, dass bei Bluthochdruck körperliche Aktivität vermieden werden muss. Im Gegenteil, regelmäßiger Ausdauersport kann ein wirksames Mittel sein, den Blutdruck zu senken - und zwar gleich effektiv wie eine medikamentöse Monotherapie (siehe unten).
Wer nur einen milden Bluthochdruck hat oder aufgrund familiärer Vorbelastung gezielt vorbeugen will, kann durch seine Lebensweise sehr viel dazu beitragen, auf Medikamente verzichten zu können. Übergewicht, zu kochsalzhaltige Ernährung, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sind “Laster“, die man sehr gut selbst in den Griff bekommen kann. In Summe lassen sich dadurch messbare Erfolg erzielen.
Wie wir heute wissen, spricht man von regelmäßig gemessenen Blutdruckwerten über 135/85 mmHg in Ruhe von Bluthochdruck, und zwar altersunabhängig. Ein erhöhter Blutdruck muss medikamentös behandelt werden, wenn die basistherapeutischen Maßnahmen (siehe oben) nicht ausreichen. Eine unzureichend behandelte arterielle Hypertonie bedeutet eine chronisch erhöhte Nachlast für den linken Ventrikel und führt mittel- bis langfristig zur Linksherzinsuffizienz (Das Cor hypertonicum ist die Ursache Nummer 1!). Weiters ist die arterielle Hypertonie ein etablierter cardiovaskulärer Risikofaktor.
Pharmakotherapie der arteriellen Hypertonie
Heute stehen mit den ACE-Hemmern (ACE-Inhibitoren, ACEI) Kalziumkanal-Blockern (Kalziumantagonisten), cardioselektiven Betablockern und den Diuretika (vorzugsweise Hydrochlorothiazid in Kombination mit einem Kalium-sparenden Diuretikum) vier Mittel erster Wahl zur Verfügung, die nach individuellen Gesichtspunkten verordnet werden sollten, wobei in erster Linie Begleiterkrankungen berücksichtigt werden. Klassisches Beispiel: ACEI bei Diabetes mellitus, ACEI bei Herzinsuffizienz, Betablocker bei manifester KHK und Z.n. Myocardinfarkt, Betablocker oder Verapamil bei diastolischer Linksventrikel-Dysfunktion (Dopplerechocardiographie als Screening), Hydrochlorothiazid bei älteren Frauen mit Osteoporose usw.
Die Echo-/Dopplerechocardiographie gehört nach Diagnosestellung einer arteriellen Hypertonie (Diastolische Dysfunktion? Bereits LVH?) ebenso zur obligaten Untersuchung wie die Ergometrie (Beurteilung der RR-Regulation in Abhängigkeit von der Belastungsintensität). Beide Untersuchungen haben eine Bedeutung für differenzialtherapeutische Überlegungen.
Daneben gibt es noch weitere pharmakologische Therapieoptionen. AT1-Rezeptorblocker kommen bei ACEI-Unverträglichkeit (Reizhusten) zum Einsatz, der zentrale Alphablocker Moxonidin bewährt sich bei älteren Patienten mit gestörtem Barorezeptorenreflex, ein peripherer Alphablocker bei Patienten mit Prostatahypertrophie usw.
Wenn man sich bewusst ist, dass die Ansprechrate bei Monotherapie nur ca. 50% beträgt und im Fall eines Anspreches der RR-senkende Effekt in der Regel nicht größer als 5-8 mm Hg ist, weiß man, dass man bei arterieller Hypertonie so gut wie nie mit einer Monotherapie das Auslangen findet. Das heißt, man wird manchmal zum “Ausprobieren“ gezwungen sein und in der Regel um eine Kombinationstherapie nicht herumkommen. Die Ansprechrate bei einer Zweierkombination beträgt schon ca. 80%, die einer Dreierkombination ca. 90%. Es gibt auch besonders “hartnäckige“ Fälle, die vier oder fünf Antihypertonika für eine ausreichende RR-Einstellung benötigen. Im Falle einer Kombinationstherapie gilt es immer sich zu überlegen, inwieweit es zweckmäßig ist, die Dosis eines Medikaments zu steigern (sinnvoll z.B. bei ACEI) oder frühzeitig zu kombinieren, um sich den additiven Effekt zunutze zu machen, ohne dosisabhängige Nebenwirkungen zu provozieren.
Auch die Lebensqualität des Hypertonikers sollte berücksichtigt werden. Ein sportlich aktiver Patient wird über die Verordnung eines Betablockers sicherlich nicht glücklich sein, da dieser die körperliche Leistungsfähigkeit signifikant einschränkt. Woran man bei Betablockern noch denken sollte, ist ihr möglicher Einfluss auf die erektile Funktion (man muss die Patienten direkt darauf ansprechen, weil sie erfahrungsgemäß es von sich aus nicht tun) und ihre mögliche depressiogene Wirkung (weshalb bei bekannter Depressio relativ kontraindiziert sind). Weiters sind Betablocker nicht stoffwechselneutral (wie z.B. die ACEI) und deshalb beim metabolischen Syndrom nicht optimal, erfahrungsgemäß erschweren sie auch eine erwünschte Gewichtsreduktion.
Es ist zu hoffen, dass bei uns nicht die Situation wie in Deutschland eintritt, wo die Ärzte großem Druck der Krankenkassen ausgesetzt sind und deshalb fast ausschließlich die kostengünstigen Betablocker als Mittel erster Wahl verschrieben werden, auch bei jüngeren Männern ohne KHK. Die Beachtung der Lebensqualität der Patienten wird sich auch günstig auf seine Compliance auswirken.
Ausdauersport - ein Medikament ohne unerwünschte Nebenwirkungen
Eine besondere Bedeutung zur Vorbeugung und begleitenden Therapie der arteriellen Hypertonie hat körperliche Aktivität im Rahmen von Sportarten, die vorwiegend das Herz-Kreislaufsystem beanspruchen. Wenn auch bei akuter Belastung der Blutdruck erst einmal ansteigt, lässt er sich durch regelmäßiges Ausdauertraining längerfristig um ca. 5-8 mmHg senken. Vor allem für Patienten mit einer sogenannten milden Hypertonie profitieren davon. Damit ist Ausdauertraining als Therapie genau so wirksam wie eine medikamentöse Monotherapie (siehe oben).
Auch bei ausgeprägter Hypertonie ist Sport möglich, allerdings muss der Blutdruck vorher gut eingestellt werden. Es gibt sogar spezielle Hypertoniker-Sportgruppen, die von qualifizierten Sportlehrern und Sporttherapeuten geleitet werden. Dort werden Blutdruckwerte mehrmals während des Trainings kontrolliert. Ein systolischer RR von über 250 mm Hg spricht für eine unzureiche de Einstellung. Während der systolische Blutdruck unter körperlicher Belastung ansteigt, sollte der diastolische Druck nicht über das Ruheniveau steigen. Bei gut eingestelltem Blutdruck (was aber zu selten der Fall ist) ist sogar dosierter Kraftsport erlaubt.
Sport ist nicht gleich Sport
Für Menschen mit Bluthochdruck hängt die Wahl einer geeigneten Sportart von der Art und Aufeinanderfolge der Krafteinsätze ab. Das heißt, das Training sollte möglichst dynamisch und mit gleichmäßiger, nicht zu hohen Intensität über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Eine Einteilung der Sportarten in Kategorien wie erlaubt und nicht erlaubt erscheint dabei wenig praktikabel. Sicher sind Ausdauersportarten wie Radfahren, Laufen und Schwimmen aufgrund ihrer gleichmäßigen muskulären Dynamik, ihrer guten Dosierbarkeit und der effektiven Beanspruchung des Herz-Kreislaufsystems besonders geeignet, jedoch sind sie auf der anderen Seite wenig abwechslungsreich, was für manche Patienten nicht gerade anspornend ist. Ballsportarten wie Fußball und Volleyball und Rückschlagspiele wie Badminton oder Tennis können so verändert werden, dass sie viele Laufwege enthalten und den Körper gleichmäßig belasten.
Von Sportarten mit hohen oder explosiven Krafteinsätzen (Bodybuilding, Gewichtheben, Sprint- und Sprungdisziplinen, etc.) sollte eher abgesehen werden, denn durch Pressatmung werden hohe Blutdruckspitzen erreicht. Nur bei wirklich guter RR-Einstellung ist intensiver Kraftsport erlaubt.
Da extreme systolische RR-Sitzen schon beim Gesunden nach einem Saunagang beim Sprung ins kalte Tauchbecken der Fall sind, sollte ein Hypertoniker auf diesen “Kälteschock“ verzichten.
Wettkampfsport sollte nur gut eingestellten Hypertonikern vorbehalten sein.
Herzfrequenz und Blutdruck vor und während des Trainings kontrollieren
Wer unter hohem Blutdruck leidet, sollte auf jeden Fall mit seinem sportmedizinisch versierten Hausarzt oder Internisten sprechen und gemeinsam mit ihm ein geeignetes Bewegungsprogramm erarbeiten. Um gute Trainingseffekte zu erzielen, ist es sinnvoll, zwei bis vier mal pro Woche etwa 30 bis 60 Minuten zu trainieren. Es wird empfohlen, sowohl Blutdruck und Puls in Ruhe und - zumindest fallweise - auch unter Belastung zu kontrolieren.
Praktikabler ist jedoch die Beurteilung des Belastungs-Blutdrucks mittels Ergometrie. [siehe “DIE ERGOMETRIE“]
Der Trainingspuls sollte nicht zu hoch gewählt werden. Da es sich fast immer um Untrainierte handelt, kommt ohnehin nur eine extensive Belastungsintensität in Frage. Wer sich an die Faustformel “Trainings-Herzfrequenz = 180 minus Lebensalter“ hält, ist in der Regel auf der sicheren Seite. Dennoch bleibt hervorzuheben, dass solche Faustformeln nur Richtwerte darstellen und damit nicht immer individuell zutreffend sind. Eine praktikablere Faustformel wäre “Trainings-HF = max. HF x 0.7 (bis 0.75)“ oder die bekannte Karvonen-Formel (Die max. HF ist nicht mit “220 minus Lebensalter“ gleichzusetzen, sondern sollte vorher mittels Ergometrie ermittelt werden). [siehe “DIE RICHTIGE BELASTUNGSINTENSITÄT...“]
Wer Betablocker einnimmt, muss beachten, dass die Trainingsherzfrequenz entsprechend niedriger liegt. Dies kann 10 bis 15 und sogar mehr Schläge ausmachen. Die Herzfrequenz kann mit handelsüblichen Pulsmessern online überwacht werden. Ein Blick auf die Uhr verrät dann sofort, ob man noch etwas zulegen kann oder lieber die Belastung etwas zurückschraubt.
Die Messung des Blutdrucks ist etwas aufwändiger. Das sogenannte auskultatorische Messen nach Riva-Rocci mit Manschette und Stethoskop liefert zwar relativ zuverlässige Werte, ist aber während des Trainings umständlich und nicht praktikabel. Praktisch sind Messgeräte, die den Blutdruck am Handgelenk messen. Ein Nachteil ist, dass bei einigen Menschen generell am Handgelenk andere Werte gemessen werden als am Oberarm. Dies sollte vorher beim Arzt geprüft werden. Stimmen die Werte überein, ist die Messung am Handgelenk sehr einfach und immer und überall durchführbar. So kann gewährleistet werden, dass man mit Blick auf den Blutdruck immer im grünen Bereich trainiert. Unabhängig von der Messmethode ist es wichtig ist, dass der Messpunkt immer auf Herzhöhe liegt.
Beim Messen von Ruhewerten sollte man sich vorher zwei bis drei Minuten ruhig hinsetzen und erst dann mit der Messung beginnen. Wer seinen Blutdruck regelmäßig unter Ruhe- und Belastungsbedingungen misst und in einem Blutdruckpass protokolliert, kann Änderungen sofort feststellen und seinem Arzt mitteilen.
Dr. Kurt A. Moosburger
Facharzt für Innere Medizin und Sportarzt
6020 Innsbruck
http://gin.uibk.ac.at/moosburger-ka