"Spirituelle" Kampfkunst gesucht

showtimE

New member
Hallo,

ich bin auf der Suche nach einem Weg, meine Lebenseinstellung und mein Lebensgefühl zu verändern.

In letzter Zeit musste ich mir eingestehen, dass es mit meinem "Leben" nicht gerade bergauf geht. Eine allgemeine Unzufriedenheit, Antriebslosigkeit und Selbstzweifel prägen zur Zeit meinen Alltag. Nichts macht mehr richtig Spass, oft ist es mir sogar zu "mühsam" Freunde zu treffen. Mittlerweile bin ich soweit mir einzugestehen, dass ich alleine wohl keinen Ausweg aus dieser Situation finden kann. Den Entschluss, professionelle Hilfe zu Rate zu ziehen sehe ich als 1. wichtigen Schritt zur Besserung.

Ergänzend bin ich aber auf der Suche nach einer Möglichkeit, mir neue, bisher völlig unbekannte, Sichtweisen auf das Leben zu eröffnen. Bei meinen bisherigen Kampfsportarten (Judo, Kickboxen, WT) stand immer der körperliche Aspekt bzw. das Überweltigen des Gegenübers im Vordergrund. Das soll nun nicht mehr so sein.

Ich suche eine Kampfkunst die Körper und Geist gleichermassen schult und bei der nicht nur die Vermittlung von Technik sondern vielmehr eine Botschaft im Vordergrund steht. Momentan erscheint mir Aikido als interessante Möglichkeit, jedoch fehlt mir der tiefere Einblick um mir ein endgültiges Bild über das vielfältige Angebot machen zu können.

Für Vorschläge und Anregungen in alle Richtungen bin ich Euch dankbar. Vielleicht hab ich ja Glück und jemand kennt eine geeignete Möglichkeit in Wien.

Danke fürs Zu"lesen" :)

Peter
 
A

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Re: "Spirituelle" Kampfkunst gesucht
Servus Peter,

die Weisheit gepachtet hat kein Kampfsystem.
Eine Kampfsportart ist in erster Linie immer nur ein Sammelsurium aus verschiedenen Techniken - egal welcher Herkunft.
Es ist immer der Trainer und seine Trainingsgruppe, die etwas draus machen und dem Ganzen eine Bedeutung zukommen lassen.
Eine Charakterschulung geschieht auch nicht einfach so hoppladihopp - erst recht nicht durch das "einfache" Erlernen einer Bewegungsform.

Es ist meiner Erfahrung nach meistens sogar so, dass die Schüler von körperbetonten Kampfsportarten mit viel Sparring der Ausgeglichenheit und stoischer Disziplin viel näher sind als solche, die "vergeistigte" Kampfsportarten betreiben.
Grund ist, dass sich die weichen Kampfsysteme zwar die Philosophie auf die Türen schreiben, diese aber nie wirklich anwenden/umsetzen, während die körperbetonten Kampfsportler ständig Disziplin und Achtung an den Tag legen müssen, um sich nicht selbst zu verletzen.
Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass es (charakterlich) mehr schwarze Schafe in den Nichtsparrings-Gruppen gibt.
Wer keine Disziplin/Ehrgeiz hat und nicht einsehen will, dass er weit weit weg von Perfektion ist, wird im Sparring schnell untergehen und die Gruppe bald wieder verlassen.
Eine Kamfsportgruppe, die gar nicht kämpft, kann einen "Drückeberger" eher beherbergen.

Vergiss nicht, dass die gesamte asiatische Kriegerphilosophie von Kriegern gemacht wurde. Wer weiß, wie es ist zu kämpfen, kann sich seine Meinung dazu bilden und diese Meinung in den Alltag mitnehmen.
Wer ständig nur hört "sei ausgeglichen und ruhig", wird nie so weit kommen, wie jemand, der unter Stress/Kampf den Wert von Stille und Kontrolle erkannt und diese Werte verinnerlicht hat.
Wenn du in eine Schule gehst, die nicht kämpft, überspringst du den wichtigsten Teil und übernimmst nur blind Vorgaben.
Der Begründer des Aikido, um dein Bsp aufzugreifen, war im wahrsten Sinne des Wortes ein Schlachter, bis er andere Wege ging.
Eine Abkürzung bekommt man leider nicht.

Auch rate ich dir dringend, immer sehr sehr skeptisch zu sein, was die dir präsentierte asiatische Philosophie und Tradition angeht. Asiatische Mentalität im Kampfsport hat in Europa Kultcharakter. Es ist Marketinggag geworden. Kampfsportvereine betonen künstlich ihre traditionelle Ausrichtung, um mehr Kunden anzuziehen. Wer aber schonmal in Asien trainiert hat, weiß, dass diese Schulen denkbar weit weg sind von der Wahrheit.


Lange Rede, kurzer Sinn:
es ist DEINE Aufgabe, deinem Handeln Sinn zu verleihen. Kein Kampfsystem wird dir das geben können, was du suchst. Du brauchst einen guten Trainer, eine gute Gruppe. Der Rest liegt an dir.
 
Danke für deine Antwort Stefan,

ich gebe Dir in vielen Punkte die du angeführt hast recht. Natürlich ist es meine Aufgabe, meinem Handeln einen Sinn zu verleien. Selbstverständlich muss man erst lernen zu kämpfen, das kann niemand sonst für einen übernehmen. Ich respektiere die Entscheidung die Du für Dich getroffen hast, die Entscheidung für den "harten" Weg, in der Drückeberger und "schwarze Schafe" keinen Platz haben.

Wie Du meinem Post sicher entnommen hast habe ich diesen Weg probiert, und Ihn als für mich ungeeignet kennengelernt. Deshalb habe ich für mich die Entscheidung getroffen, einen andere Richtung auszuprobieren und um Vorschläge gebeten. Ich suche nicht nach einem einfachen Weg, bei dem ich einen Mitgliedsbeitrag bezahle und im Gegenzug nach kurzer Zeit eine Patentlösung präsentiert bekommen. Dass es soetwas nicht gibt ist mir bewusst. Ich versuche lediglich, weitere Informationen zu den von mir beschriebenen Kampfkünsten zu bekommen.

Nochmals Danke für deine Antwort

Peter

p.s.: Meine Erfahrungen mit der Gruppenzusammensetzung und der Motivation der Teilnehmer bei "harten Sportarten" (in meinem Fall FC-Kickboxen) unterscheiden sich offensichtlich enorm zu Deinen.
 
Servus Peter!

Wie gesagt, das dürfte stark trainerabhängig sein. Ich habe auch schon Aikidogruppen erlebt, in denen es mal blutig wurde.

Zum Thema Traditionen spielt bei den asiatischen Kampfsportarten eine Menge Nationalismus hinein. Paradebeispeil ist wohl das Taekwondo.
Wenn du dich dafür interessierst: Aggression, Nationalismus und Kampfsport in Ostasien
Ist eine Diplomarbeit, die zumindes in der TKD Welt einige Wellen geschlagen hat. Mittlerweile glaubt niemand mehr an das Märchen des 2000 Jahre alten Kampfsports.
Vielleicht kannst du verstehen, dass ich diesbez. sehr vorsichtig geworden bin.

Wenn du dennoch etwas rumprobieren möchtest, ist die grobe Richtung Qi Gong, Tai Chi, Hsing-I, Bagua sicherlich nicht verkehrt für dich.
Innere Kampfkünste sind aber sehr sehr schwer zu erlernen in D.
Auch interessant sein könnte Taekkyon für dich.

Das Angebot in Deutschland ist alles andere als breit. Den von dir gewünschten Stil wirst du mitunter nicht finden können. Umso wichtiger ist es, sich besonders auf den Trainer zu fixieren.

Wünsch dir viel Glück bei deiner Suche!
 
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