Hallo tomato,
festgelegte Diäten sind meiner Meinung nach ein zweischneidiges Schwert. Sicherlich kann man mit den meisten tatsächlich abnehmen (auch bei SiS, richtig angewandt wohlgemerkt). Einige haben sicherlich auch das Potential, eine Umstellung der Essgewohnheiten herbeizuführen, die der Gesunderhaltung und auch des dauerhaften Abnehmerfolges dienlich sind (z.B. Weight Watchers). Grundlage des Ganzen ist letztendlich die Frage, ob sich die gewählte Diät bzw. Lifestyleänderung mit dem normalen Alltag und den auslösenden Faktoren verträgt und einen wirklichen Lösungsansatz bietet. An diesem Punkt scheitern aber sehr viele Diäten, da sie zu strenge Regeln aufstellen. SiS ist da meiner Meinung keine Ausnahme.
Grundlegend sollte man sich bei der Auswahl "seiner" Diät (wenn man denn unbedingt eine machen möchte) seine Ausgangsposition kennen. D.h. zum einen sich die Frage stellen was man erreichen möchte. Da unterscheiden sich schonmal zwei grobe Gruppen: die eine ist eigentlich gesund, möchte aber der Optik willen das ein oder andere Kilo loswerden. Die andere hat aufgrund des Lebensstils gesundheitliche Einschränkungen, und soll/will/muss deswegen etwas ändern. Gruppe eins ist mit Sport und einer stinknormalen, um nicht zu sagen langweiligen, weil bekannten

, negativen Energiebilanz ihrem Ziel näher, als mit diversen Diäten. Da muss ich nicht viel erklären, denn das Problem Jojo ist den meisten Diätlern bekannt, und wurde auch von mir schon mehrfach erläutert. Die Tatsache, dass man sich viel Lebensqualität, und normales genussvolles Essen damit versauen kann, ebenfalls. Dass man weiterhin keinen Idealen nacheifern sollte, die es nur auf Fotos und Leinwänden gibt, hat Kurt sehr ausdauernd beschrieben. Ich schließe mich dem einfach mal an.
Die andere Gruppe sind die Menschen mit Krankheiten bzw. einem erhöhtem Risiko, am metabolischen Syndrom zu erkranken. Da kann man prinzipiell auch erst einmal sagen, das die Kombination Sport und eine auf die Energiebilanz ausgerichtete Ernährung das probateste Mittel darstellen. Vorzugsweise in einer individuellen Art und Weise, die berücksichtigt, dass man bestimmte Gewohnheiten nicht von heute auf morgen radikal ändert. Sonst ist schlicht und einfach das Rückfallrisiko zu hoch (sieht man oft nach Abnehmkuren, wenn man wieder zu Hause ist und der Alltag den Erfolg zunichte macht).
Zur SiS-Diät direkt: Mir persönlich sind keine wissenschaftlichen Abhandlungen dazu bekannt. Dafür habe ich mich bei pubmed und google kurz durchgesucht. Einige Anweisungen sind mir schlich schleierhaft. Dazu gehört die Aussage, dass man morgens keine tierischen Proteine essen sollte. Erklären kann ich es mir nur damit, dass man auf die empfohlenen drei bis vier Brötchen mehrere Scheiben energiereichen Käse bzw. Wurst legen könnte, was der negativen Energiebilanz nicht unbedingt zuträglich wäre, und somit den Abnehmerfolg mindern würde. Wobei das mit Margarine und Marmelade/Nutella/Sirup auch nicht großartig anders wäre (ich müsste mir das Buch kaufen um die genauen Empfehlungen dazu zu kennen). Die Empfehlungen, lange Pausen zwischen den Mahlzeiten zu belassen und abends nur Fett und Proteine zu essen, können im richtig gesetzten Kontext sinnvoll sein. D.h. bei einem Menschen mit einer schon beginnenden insulinresistenz, bzw. einem schon manifesten Diabetes Typ 2, mit wenig oder kaum sportlicher Betätigung. Es entlastet schlicht und einfach die Bauchspeicheldrüse. Insgesamt funktioniert dieses Programm aber auch nur, wenn man die Energiebilanz negativ hält. Wer trotz Einhaltung dieser Regeln mehr Energie aufnimmt als er verbraucht, wird scheitern. Definitiv.
Was ich sehr oft in der Ernährungsberatung, und erst recht bei vielen Ratschlägeerteilenden Medizinern, vermisse ist aber etwas ganz anderes. Und zwar die Tatsache, das das Essen und der Appetit grundsätzlich einem gewissen Lustprinzip folgt. Gutes, dem Moment appetitfolgendes Essen, wird vom limbischen System durch ein gutes Gefühl gewürdigt. Ebenso wie guter Sex, dem man i.d.R. auch nur schwer widerstehen kann. Und es ist grundsätzlich in unseren Breiten immer verfügbar, was den Widerstand weiterhin schwächt. Das geht für eine gewisse Zeit gut, bis die Motivation, genau jetzt das zu essen was man haben will, stärker ist als die Motivation, das in der Ferne liegende Ziel zu erarbeiten.
Jeder Mensch lebt im Grunde gesund, wenn er es erkennt, was der Körper ihm mit seinem Appetit sagen will. Jeder kennt wohl das Bedürfnis nach z.B. einem Teller Nudeln, wenn er gerade einen Umzug gestemmt hat. Oder auch das Bedürfnis nach etwas frischem, wenn es drei Tage bei der Oma Fleisch mit Knödeln (oder den unnachahmlichen Thüringer Klößen

) gab. Ebenso ist es wichtig herauszufinden, warum man gerade Appetit auf etwas bestimmtes hat. Möchte man etwas Süßes, weil man schwer gearbeitet hat und der Körper deswegen danach schreit, oder eher, weil man weiß, dass es einem ein tröstliches Gefühl gibt, weil man darauf konditioniert ist. Wichtig ist es also für jeden einzelnen herauszufinden, was ihm guttut, in welcher Menge und zu verstehen, dass das vegetative und das zentrale Nervensystem zu nah beieinanderliegen, um sich mit Pauschalregeln das gesunde Leben erzeugen zu können. Das Optimum gibt es nicht, wofür man sich nur in den traditionellen Ernährungsweisen verschiedener Länder umschauen muss um es zu verstehen. Jede Ernährungs- und Lebensweise ist eine Kombination aus Erlerntem, Gewohntem und Verfügbarem. Damit muss jeder für sich arbeiten, sei es allein oder mit Hilfe einer qualifizierten Fachkraft.
Grüße
Maria