Mal genauer begründet
Tach auch Donny!
Ich konnte noch halbwegs das erzblöde Volk von der Botschaft des Films trennen. Vorab: Ich kann grundsätzlich die ganzen Popcorn-Brigaden im Kino nicht ausstehen, drum setze ich mich auch immer oben ganz außen nieder (meine Freundin zwar nicht, aber immerhin stört sie sich dann auch lauthals an den Mampfern :winke
. Ich weiß nicht was das soll. Gibt es zu Hause nichts zu essen? Kann man einen Film, in dem es nicht ständig kracht und knallt nur dann verstehen, wenn man Einstellungen, in denen die akustische Unterlegung ruht, nur mit Chips-Tüten-Geräuschen usw. ausfüllt? Das bei KB anwesende Volk frönte dem mitunter auch.
Zum eigentlichen Film:
Ich denke – es klang hier schon an -, daß es zu kurz greift, wenn man schlicht den Film auf eine Glaubenstatsache reduziert, und als Credo ausgibt, man müsse Tarantino lieben oder nicht. Das ist grotesk.
Was mich konkret an dem Film stört ist dessen überbordende Grausamkeit, die nicht nur cineastisch als Bildkonstrukt Raum greift, sondern auch durch die Komposition dem Zuschauer viel zumutet. War in „Natural born Killers“ noch die Gewalt Mittel zum Zweck, verkommt sie hier zum Selbstzweck. Es findet kein Ausgleich statt, weshalb auch Tarantino selbst versucht, durch Potenzierung der Gewalt diese als ironisches Zitat zu garnieren. Das geht allerdings schief. Das unterscheidet den Film auch von dem – meiner Ansicht nach – genialen „From Dusk till Dawn“. Dialektik in Reinform. Wer die „zweite Hälfte“ im „Titty Twister“ als Splatter abtut, hat damit nicht einmal unrecht, aber die erste Hälfte nicht verstanden, die paßgenau auf der zweiten – und nicht umgekehrt! – aufsitzt.
Tarantino hat sich selbst versucht zu übertreffen und damit auch selbst persifliert. KB ist eine Collage und damit auch eine Hommage. Umgekehrt aber verstellt dieses Faktum auch einen einfachen und sich selbst erläuternden Zugang zum Film. Einzelheiten des Films, wie die gelbe Farbe der Kampfmontur der Rachenehmenden Uma, den surreal wirkenden Flug über Japan usw., versteht man nur, wenn man ein wenig Hintergrundmaterial zum Film gelesen hat. Und das – ohne es anderen vorzuhalten – tun die wenigsten. Deshalb ist es gerade in diesem Falle auch nicht damit getan, einfach die Lager in Fans von Tarantino und diesem ablehnend Gegenüberstehenden auszudeuten.
„Pulp Fiction“ war schlicht genial. Der Schuß in Marvins Kopf wird hier als Alltagsproblem von zwei Killern ausgemalt, die bei der Überführung und Sicherung einer Person der Unbill des desolaten Zustandes einer Straße ausgesetzt sind („There was a bump!“). Auch wenn man bei KB krampfhaft versucht, alles im Lichte der Ironie auszuleuchten, so kann ich hier wenig Gefallen an KB finden. Der Film hat auch hervorragende Momente, aber die gehen vor dem Hintergrund des Großen und Ganzen unter, wie etwa die frühreife Kung-Fu-Kämpferin. So gehe ich jede Wette ein, daß Sophie, der Anwältin O-Ren Ishiis, die am Ende wohl noch von Bill selbst umgebracht werden wird, die Titten abgeschnitten worden sind.
Einzig in letzter Konsequenz gefällt mir KB ein wenig: Während überall versucht wird, zielgruppenkonformes Kinder-Kino zu machen, wie bei Star Wars und auch Herr der Ringe, wo sich nur Computer-Pixel abschlachten, da will Tarantino nichts beschönigen, obwohl auch hier sichtbar geschnitten worden ist.
Eigentlich erschrecke ich mich, wenn ich daran denke, daß ich als NBK-Fan mich ob der Gewalt rechtfertigen muß, die auch noch sozialkritisch daherkam, während bei KB nur herumgewütet wird, und man nicht einmal eine stille Szene herausstellen kann. Selbst die Szene beim Samurai-Schwert-Meister taugt dafür nicht.
LG,
René