Mein Bankdrück-System

Sam Hain

New member
Ich wurde in letzter Zeit vermehrt auf meine Trainingsmethodik angesprochen und gebeten, hierzu mal was zu veröffentlichen.

Das tue ich, aber zum gegebenen Zeitpunkt halte ich das zu 90% für Perlen vor die Säue, um ehrlich zu sein.
Ich schreibe das hier also für den auserwählten kleinen Kreis, der die nötige geistige Reife besitzt und sowas noch zu würdigen weiß. Für die große Mehrheit fühle ich mich hier inzwischen echt zu alt.


Vorweg: Dieses System hat bei mir enorm angeschlagen. Ich habe die unterschiedlichsten Trainingsmethoden ausgetestet. Mit teils gutem, teils schlechtem Erfolg. Das hier ist es was bei mir am Besten funktioniert.
Bei mir! Ob das bei Anderen funzt, weiß ich nicht, ist auch nicht meine Sache. Ich stelle es hier nur vor.



Das System habe ich natural konzipiert. Es funktioniert aber auch bestens mit Stoff (mit höheren Intensitäten). Es hat sich aus meinen eigenen Erfahrungen durch jahrelanges Ausprobieren ergeben.
In ähnlichen Varianten tauchen einige Ansätze daraus in fast jedem System auf. Liegt daran, daß letztlich ein paar grundlegende Prinzipien immer Gültigkeit haben. Die sind weder umstößlich, noch neu zu erfinden.
Eisenfresser erklärt das immer wieder aufs Neue. Meist mit mäßigem Erfolg. Ein Grund für meine obige Äußerung "zu 90% Perlen vor die Säue".





Zum System:

Das Ganze läuft in Intervallen ab. Jede Woche ein Intervall, drei Wochen lang.
Die Arbeitssätze beim Bankdrücken gehen nie über 8 Wiederholungen. Auch nicht bei der Technik-Einheit.


Erste Woche:

Flachbankdrücken. Aufwärmen (sowieso immer), dann drei Sätze 80%. Dann ein Satz "schwer". "Schwer" richtet sich nach Tagesform. Aber über 5 Wdh gehe ich dabei nie. Das Gewicht wähle ich so, daß gerade die 5 allein und sauber gehen.
Kurzhanteldrücken. Zwei Sätze mit 80%.
French Press. Der Trizeps ist unglaublich wichtig. Hier mache ich in jeder Woche 5x5. Im wöchentlichen Wechsel mit Engbankdrücken. Zum 5x5- Prinzip empfehle ich die Beiträge von Eisenfresser.



Zweite Woche

FBD. Dreier Sätze mit 90%. Meist fünf Sätze. Besonderheit: Im unteren Bereich der Bewegung ("toter Punkt") stark verlangsamte Geschwindigkeit, ggfs. mit leichter Hilfe. Dann Maximalversuch, ersatzweise Negativwiederholungen. Maßvoll! Diese Einheit ist extrem intensiv!
KHBD Ein Satz mit 60% bis kurz vor MV.
Das übliche Trizepsprogramm. Wenn ich bei BD zuviel Federn gelassen habe, kein Eng-BD.



Dritte Woche

FBD. Reines Techniktraining mit 60% zur Verbesserung der vorgeschriebenen Wettkampftechnik nach IPF. Vier Sätze.
KHBD Ein Satz mit 80%.
Trizeps wie gehabt.




Zur Begründung: Es gab schon oft die Übertrainingsdiskussion. Ich war früher chronisch übertrainiert. Hatte von einem verantwortlungslosen Trainer (Vize Mr. Universum, randvoll mit Roids) einen mörderischen Volumenplan, und zog den Scheiß auch lange durch.
Der Effekt war neben unbefriedigendem Erfolg scheinbar auch, daß ich mich an hohes Volumen gewöhnt habe im Laufe der Jahre.
Hohes Volumen vertrage ich heute auch noch recht gut, ohne übertrainiert zu sein. Ich halte es aber aus verschiedenen gesundheitlichen Aspekten für nicht sinnvoll.

Seit ich mich dem Powerlifting verschrieben habe, habe ich das Volumen grundsätzlich drastisch verringert. Hohe bis extreme Intensitäten verkrafte ich aber dennoch sehr gut. Daher auch die zwei aufeinanderfolgenden harten Wochen, besonders mit den extrem-Belastungen der Woche Zwei.

Bei mir macht das nichts. Im Gegenteil: Es hat sich als optimal erwiesen.
Nach diesen beiden Wochen gönne ich mir dann aber trotzdem ein Bisschen Zeit. In Form der dritten Woche, die nur geringe Intesität fordert.

Ein Training mit weniger hohen, oder anders verteilten Intensitäten hat sich für mich nicht gut angefühlt. und nochmal: Es sind meine persönlichen Erfahrungen, die diesen Plan entstehen ließen. Für mich ist er optimal. Vielleicht kommt ein Anderer überhaupt nicht klar damit, oder profitiert nicht davon.

Kraftausdauer habe ich übrigens komplett aus meinem Training gestrichen. Hat mir nichts gebracht außer angefressenes Nervenkostüm. Regelmäßiges Cardio bringt mir mehr und ist bei Kraftsport ohnehin Pflicht.



Was das System mir gebracht hat: Nunja, Steigerungen von über 30% sind mir mit allen anderen Methoden nicht gelungen. Mit dieser schon.


Das Entscheidende daran ist aber: Dieser Plan ist vielleicht für Einen unter 100 von Euch was. Für den Rest ist er einfach nichts. Und für diesen Einen auch nur durch Zufall. Den Zufall nämlich, daß dieser Eine ganz genauso konstituiert ist wie ich.
Denn das ist mein Plan. Quasi von meinem Körper entwickelt. Ich halte es für schlicht unwahrscheinlich, daß jemand damit Erfolg haben würde außer mir.

Und darum geht es beim Kraftsport und BB: Jeder muß sein eigenes System entwickeln. Der eigene Körper sagt Euch ganz genau, wie es geht. Ihr müßt nur zuhören.
Jeder der sagt: "Trainier genau so und so." erzählt Euch Scheiße.

Es gibt einige Prinzipien, die unumstößlich sind, ja. So sind 20 Sätze Bizeps bei JEDEM Übertraining, sogar bei den meisten Stoffern. Es ist aber trotzdem gar nicht so leicht ins Übertraining zu kommen, wie die Meisten denken.

Es gilt auch das Prinzip: Überlastung, Ruhe, Wachstum. Unter angemessener Nährstoffversorgung.

Abseits dieser Eckpunkte kann und MUß man sich sein Training aber individuell anpassen. Und dabei vor Allem die TAGESFORM berücksichtigen. Nicht die Gewichte, die für diesen Tag auf dem Plan stehen. Das wäre nur dumm.


Bleibt noch zu sagen, daß ich es mit der Regeneration trotzdem nicht dem Zufall überlasse: Wandern, gelegentliche Mittag-Nickerchen, absloute Ruhe nach dem Training, 9-10h Schlaf pro Nacht, viel frische Luft und Sonne.




"Disclaimer":
Ich empfehle dieses System ausdrücklich niemandem. Ich befriedige hier nur die Neugier einiger Bekannter aus dem Forum.






Sam Hain
 
A

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Re: Mein Bankdrück-System
Hallo Sam Hain,

schau mal hier:
training .
Nicht übel. Ich würde so was auch versuchen, aber mit ein paar kleinen Modifikationen:

- statt Kurzhantelnbankdrücken flach würde ich es schräg machen, nicht sehr steil (30°)
- enges Drücken würde ich leiber als Pyramide machen (z.B.: 8 x, 6 x, 4x, 3 x, 2x)
- in einer von 3 Wochen würde ich Overloads oder Lockouts (3 x 3 Reps) machen
- zeitweise würde ich explosives Drücken einbauen, oder auch mal mit Shirt, auch offseason

Ansonsten gutes Gelingen. :cool:

Was sind den deine Max. 1 RM in den 3 Hauptlifts?
MFG cyclon
 
@ Cyclon
Jo, damit komm ich halt am Besten klar. Versucht hab ich schon Alles *g*.
1RM:
KH 200
KB 220
BD 160
edit: Ohne Shirt und Anzug.

allerdings unter Roideinsatz und teilweise in etwas jüngeren Jahren ermittelt. Ganz so wie damals will der Körper zumindest bei der Kniebeuge inzwischen nicht mehr. :( Und auf Steroide hab ich erstmal keinen Bock mehr. Ich werd alt :eek: .


sam
 
Vernünftig. Auch ohne Roids kann man kräftig sein. Ist gesünder. :cool:
Ansonsten ist man nie zu alt. Ich habe mit 35 Jahren meinen ersten PL
Wettkampf bestritten. Wir haben die Weisheit und Gelassenheit, sind
nicht so *mit dem Kopf durch die Wand* wie die "jungen".
 
jaja , der sam mit einem fuß im grab .. *g*

ist eigentlich ein bisschen persöhnlich modifiziertes 5*5 system oder ?
ich find tagesform wird oft total unterschätzt , da heißts immer von den trainern so und so viel kilo aber dass das täglich anders ist übersteigt zu mindest bei meinem ewig seinen geistigen horizont..

@cyclon:
deiner wär auch mal interessant *g*

dafür kann ich euch meinen geben falls ihr euch ned zusammenreißen könnt:D:D:D
 
@Sam Hain

Guter Plan, vor allem gut, dass du die Individualität so hervorhebst, das ist der wichtigste Punkt.

Nicht das es heißt: "Sam, dein Plan ist aber scheiße, der funktioniert bei mir gar nicht."

Ich habe früher oft diese Individualität komplett ignoriert und gedacht, was für mich funktioniert, muß auch für andere funktionieren, aber dem ist nicht so.

Deswegen ist es eigentlich auch sinnlos im Trainingspläne-Bereich seinen Plan vorzustellen und diesen dann zerreißen zulassen.


Ich habe aber trotzdem noch einen Tipp für dich:

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mit engem Bankdrücken zu beginnen, dann auf Floor Press zu gehen und zum Schluß auf Lock Outs zu wechseln.

Der Sinn hinter diesem Vorgehen ist einfach der, dass du mit dem kompletten Bewegungsablauf beginnst, dann den mittleren verstärkt trainierst und zum Schluß die Betonung auf den Ausdruck zu legen.

Der Trizep wird immer ausreichend belastet.

Es lohnt sich auch, wenn man raw seine Bankleistung steigern will, aber insbesondere da du ja mit einer Wettkampfteilnahme mit Shirt liebäugelst, wäre es interessant für dich.

Eisenfresser
 
Danke, Eisenfresser. ;)
Aber der Bewegungsanteil der letzten 50% beim Ausstoßen ist das was ich im Moment nicht gesondert trainieren muß. Der Trizeps ist meine Stärke. Ich glaube, lockouts könnte ich mit 180 bis 200 machen :D

Mein Augenmerk gilt dem Bereich von der Brust weg bis über den toten Punkt.

Sicher kann ich mir da mit einem Shirt behelfen, aber ich werde kein Shirt anrühren, bevor ich nicht wieder 160 in reiner Wettkampfform drücke. Es erscheint mir einfach zu früh.

Bis dahin bleibt die Schwäche beim raw Drücken der tote Punkt und damit v.a. die Pecs. Aber das wird schon :) .


sam
 
Es gibt noch einen 2. Grund, warum Lock Outs einen Versuch wert sind.

Denn einerseits wird der Ausdruck verbessert, aber was noch viel schwerer wiegt, ist die phsychische Komponente, d.h. du arbeitest bei Lock Outs mit höheren Gewichten als das derzeitige 1RM und gewöhnst dich daher an schwerere Gewichte, verlierst die Angst bzw. den Respekt davor.

Das wird Cyclon sicher bestätigen können, oder?


Ansonsten würde ich bei Lock Outs immer etwas enger greifen, womit das Trainingsgewicht für Lock Outs nicht allzu hoch steigt.
Für mich hat sich ein etwa schulterbreiter Griff bewährt.

Lock Outs setzte ich auch nur in der Endphase meines Plans ein, da sie sehr belastend sind.


Eisenfresser
 
@eisenfresser:
was sind lok outs ?
bei mir kommt nämlich auch viel vom respekt hab mal meine 100 nur geschafft weil ich versehentlich mehr statt 5er 10er raufhab und dachte es sind 90..

@sam:
naja ich kenn nur das 5*5 system also alles s gleiche für mich :D
 
lockouts sind quasi Teilwiederholungen. Nur das letzte Drittel im oberen Bereich.
Vorzugsweise im Rack mit entsprechend eingestellter Ablage.

sam
 
Eisenfresser01 schrieb:
Es gibt noch einen 2. Grund, warum Lock Outs einen Versuch wert sind.

Denn einerseits wird der Ausdruck verbessert, aber was noch viel schwerer wiegt, ist die phsychische Komponente, d.h. du arbeitest bei Lock Outs mit höheren Gewichten als das derzeitige 1RM und gewöhnst dich daher an schwerere Gewichte, verlierst die Angst bzw. den Respekt davor.

Das wird Cyclon sicher bestätigen können, oder?

Ansonsten würde ich bei Lock Outs immer etwas enger greifen, womit das Trainingsgewicht für Lock Outs nicht allzu hoch steigt.
Für mich hat sich ein etwa schulterbreiter Griff bewährt.

Lock Outs setzte ich auch nur in der Endphase meines Plans ein, da sie sehr belastend sind.

Eisenfresser
Stimme dem zu ja. :cool:
 
Ich selbst stecke mir schon Ziele und zwar am schweren Tag eine RM steigerung und am Leichten Tag eine Steigerung bei wiederhohlungen mit ca.90%.
Natürlich schaue ich dass ich zumindest am schweren Tag auch ausgeruht bin. Da man aber auch dann nicht immer gleich gut drauf ist steigere ich mich um sehr kleine Gewichte, fühle ich mich schlecht sind es halt nur 200g, aber dennoch ein neuer Record. Geht es gut haue ich auf den Putz und lege bis zu 1.5 Kg mehr drauf.
Ok für viele von Euch wird dies zu wenig sein, aber glaubt mir mir reicht dies vollkommen und ich habe immer wieder freude an einen neuen Rekördlein.
Gruss Markus
 
A

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Re: Mein Bankdrück-System
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