Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein natürlicher Athlet solch enorm hohe Trainingsvolumen bewältigen kann, wie es die Gewichtheber aus dem Ostblock tun. Wie denken Sie darüber?
Ihre Frage impliziert, dass ein solch hohes Volumen, wie es in den sogenannten Ostblock-Staaten üblich ist, nicht ohne der Hinzunahme von medizinischen Mitteln produktiv sei. Dies möchte ich grundlegend verneinen. Gerade Gewichtheber können ein sehr hohes Trainingsvolumen absolvieren ohne dabei in die Übertrainingsfalle zu geraten. Bedenken Sie, dass die Gewichtheber-Übungen keine exzentrische Phase beinhalten und die Athleten die Lasten in der Regel immer zu Boden fallen lassen und sie nicht langsam absenken.
Das ist insgesamt natürlich weitaus weniger traumatisch für die Muskulatur, als beispielsweise Kraftdreikampfübungen, die ja alle über eine betonte negative Bewegungsphase verfügen. Weiterhin ist Gewichtheben eine überaus technische Disziplin. Mit reiner Kraft kommt man hierbei nicht sehr weit. Das bedeutet also, dass Gewichtheber ihre absolute Kraftgrenze einzelner Muskeln mit dem Training von Reissen und Stossen nicht erreichen können und daher ein großes Trainingsvolumen vertragen können bzw. es sogar benötigen.
Dies sind übrigens auch die Gründe, warum Gewichtheberpläne nicht ohne weiteres auf den Kraftdreikampf übertragen werden können. Sehr wohl können sie aber als Vorlage dienen! An anderer Stelle werde ich detailiert darauf eingehen, warum auch für Kraftdreikämpfer ein hohes Trainingsvolumen sinnvoll ist.
Generell halte ich es für falsch sogenannte Ostblock-Athleten pauschal unter Dopingverdacht zu stellen. Bedenken Sie, dass auch dort das Gewichtheben nicht mehr den großen Stellenwert hat, wie in der ehemaligen Sowjetunion. Kraftdreikampf fristet in Rußland ein ähnliches Dasein, wie in Deutschland. Man kann also den Erfolg der Ostblock-Athleten nicht damit begründen, dass sie staatlich subventionierte Unterstützung in medizinischer Form erhalten.
Desweiteren ist die Beschaffung sogenannter Dopingstoffe auch in den Ostblock-Staaten sehr kostspielig. Wenngleich es für westliche Verhältnisse billig erscheinen mag, für die Athleten des Ostens sind es mitunter mehrere Wochengehälter. Selbstverständlich kann man aufgrund dieser Umstände die Ostblock-Athleten nicht vom Dopinggebrauch freisprechen. Dies trifft jedoch auf alle Athleten zu, egal welcher Nationalität.
Quelle: www.powertraining.de.vu
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