creeping & grippe

skilover

New member
Hallo!

Ich habe kürzlich vom creeping-Phänomen gehört und würde gerne mehr darüber erfahren. Alles, was ich an Beiträgen hier gefunden habe, ist zusammengefasst etwa: "Wenn man sehr intensiv und lange dehnt, kommt es zum creeping-Phänomen und die Gelenkstiffness nimmt ab. Dadurch ist eine gewisse Verletzungsgefahr gegeben." (Zitat aus einem von Kurts Artikeln.)
Aber was passiert genau? Nimmt die Gelenkstiffness für immer ab? Was heißt lange und intensiv dehnen? Ich wäre nämlich gerne beweglicher, aber das das letzte, was ich wollte, ist eine erhöhte Verletzbarkeit beim Sport...

Und dann habe ich da noch eine Frage - im Bezug auf Grippe und Sport. Die Grippe hat mich nämlich vor 2 Wochen erwischt, und ich soll noch eine weitere Woche keinen Sport machen. (Könnte ich auch noch nicht.)
Das Problem dabei ist, das ich demnächst einen Cooper-Test laufen soll - und gerne möglichst schnell wieder Sport machen würde. Was passiert, wenn ich zu früh mit Sport anfange? Wie merke ich das? Ich denke da an mögliche Komplikationen nach der Grippe..

Kann mir jemand weiterhelfen?

Vielen Dank für Eure Antworten!
MfG, Nastja
 
Hallo Nastja,

das Creep Phänomen beruht auf einem sog. Kriechverhalten (Materialfließen) bei länger andauernden Dehnen. Das bedeutet, wenn lange eine Kraft auf den Muskel einwirkt (Dehnen) ist eine zunehmende Bewegung über das normale maximale Bewegungsausmaß festzustellen. Eine Zeitdauer ist hier noch nicht genau erforscht (wie alles im Bereich Dehnen).
Bei Grippe musst du dir keine Sorgen machen. Dein Gefühl gibt dir da recht. Warte ab bis du dich wieder fit fühlst und dann drücke ich dir die Daumen beim Cooper-Test.

Gruß

Stefan
 
"creeping"-Phänomen & "Grippe"

liebe nastja,
ein creeping-phänomen bzw. eine abnahme der gelenk-stiffness durch intensives statisches dehnen ist nicht von dauer, keine sorge. was thomas markmann und ich in unserem artikel aufzeigen wollen, ist die unzweckmäßigkeit und damit unsinnigkeit eines zu intensiven statischen stretchings, wie man es immer wieder beobachten kann. abgesehen davon braucht es zum zwecke der flexibilitätssteigerung kein statisches dehnen. siehe dazu auch die FAQ "dehnen" und die foreneinträge von thomas und mir im archiv.
zur "grippe" (in wirklichkeit ist bzw. war es nur ein grippaler infekt): auch das war schon zig mal thema hier. wie stefan schon sagte, achte auf dein körpergefühl. verallgemeinernde aussagen sind nicht zweckmäßig.
alles gute für den cooper-test. wofür brauchst du ihn eigentlich? dass du nach einer 2-3wöchigen trainingspause eine gewisse leistungseinbuße in kauf nehmen musst, ist klar.

lg, kurt
 
noch nicht ganz klar..

Danke schön, Stefan!

Aber eines verstehe ich immer noch nicht: Warum ist dieses Creep Phänomen schädlich und führt zu einem erhöhten Verletzungsrisiko oder Instabilität? Reißen dabei irgendwelche Muskelfasern oder ähnliches?

Freue mich über Antworten,
Nastja
 
Re: "creeping"-Phänomen & "Grippe"

Danke schön, Kurt!

Also, den Cooper-Test brauche ich für die Schule. An sich ist die Note nicht gaaaanz so wichtig - aber für mich schon, weil ich Laufen/ Ausdauer besser kann als z.B. Schwebebalken oder Reifen oder sowas in der Art... Glaubte ich zumindest bis jetzt. Und weil es mir Spaß macht - wobei ich (noch? -wäre vielleicht besser...;-)) keinen konkret formulierten Trainingsplan habe, sondern einfach regelmäßig laufe - und mich (unter anderem danach) dehne...

Allerdings hatte - bzw. habe - ich anscheinend keinen grippalen Infekt, sondern (die?) "Influenza", die richtige Grippe. Das hat zumindest mein Arzt behauptet; und irgendwie glaube ich das leider auch, weil ich öfters grippale Infekte oder Halsschmerzen und ähnliches habe - aber deshalb noch nie so lange keinen Sport machen konnte bzw. nicht fit wurde. Maximal ca. 3-6 Tage hat das ganze gedauert, keine 3 Wochen mit Kopf- & Augenschmerzen und Schwindel. Ohne Sport und Musik ist es echt schrecklich..:-((((((
Und jetzt habe ich einfach Angst, dass ich zu früh Sport mache und sich irgendwelche Komplikationen ergeben.
Natürlich habe ich auch meinen Arzt gefragt, aber alles, was er dazu sagte, war: noch 1 Woche keinen Sport; und dass Komplikationen auftauchen können, aber nicht müssen.. Das hat mich nicht wesentlich beruhigt - weil im Prinzip ja auch alle krank werden können, aber nicht müssen...
Oder glaubst du, es könnte trotzdem nur ein grippaler Infekt sein?

Ich schau mal, welche Artikel ich im Archiv zu Grippe und Dehnen finde, danke.
Sonst tauchen halt wieder Fragen auf...;-))

LG, Nastja
 
Grippe = Influenza versus grippaler infekt

die "echte" grippe geht mit hohem fieber einher und ist wirklich eine schwere erkrankung, v.a. wenn sie mit komplikationen einhergeht (pneumonie usw.) mitunter kann auch ein grippaler infekt länger als eine woche dauern.
abgesehen vom krankheitsgefühl und den entspr. symptomen kann dein arzt enzündungsparameter aus dem serum bestimmen (CRP, BSG, weißes differential-BB), um evaluieren zu können.
zum creeping-phänomen: du hast doch auf meiner homepage nachgelesen, oder? ja, es kann wegbereitend für eine muskelzerrung bzw. einen muskelfaserriss sein.

lg, kurt
 
Re: grippewirr...

Aha... interessant.
Das mit der Bestimmung der Entzündungsparameter aus dem Serum hat mein Arzt weggelassen - bzw. nicht vor, meine Symptome haben ihn überzeugt.
Und ist das mit der Belastungsfähigkeit bei Influenza wie bei einem grippalen Infekt? Oder noch "länger" nichtstun?

Das auf der Homepage hab ich schon nachgelesen, in dem Artikel über Mythen und Fakten über Dehnen.
Nur hab ich halt nicht ganz verstanden...
- die Sache mit den Kollagefibrillen, die sich aufrichten &
- für wie lange (kurzfristig im Sinne von 1 Stunde oder 1 Woche) "es zu einer echten Längenzunahme des Muskels" kommt, bzw. was eine "echte" Löngszunahme ist...
Es kann natürlich auch sein, dass mir einfach zu viel Grundwissen fehlt../phpapps/ubbthreads/images/icons/frown.gif

Jetzt hast Du bestimmt schon ein Loch im Bauch von meinen Fragen, oder?/phpapps/ubbthreads/images/icons/blush.gif
Aber vielen Dank für Deine Erklärungen!
LG, Nastja
 
Re: grippewirr...

abgesehen von den unspezifischen entzündungsparametern kann man die influenza auch direkt aus dem serum nachweisen. sich nur auf symptome zu verlassen, ist - zumindest mir - zuwenig.
wann wieder mit sport begonnen werden darf, hängt vom krankheitsverlauf ab, unabhängig davon, ob es sich um die grippe oder nur um einen grippalen infekt handelt. man soll drei tage fieberfrei und ohne krankheitsgefühl sein, bevor man sich wieder - dosiert aufbauend - körperlich belastet. steht alles schon zig mal im archiv, wieso nutzt du die suchfunktion nicht, wie ich dir schon empfohlen habe?
zur dauer eines creeping-phänomens wird thomas markmann stellung noch beziehen (ich müsste erst nachlesen). die "echte" längenzunahme der muskelfaser ist durch eine "streckung" der kollagenfasern bedingt, die normalerweise nicht linear zur zugrichtung liegen. von einem "aufrichten" steht nichts in thomas' und meinem homepage-artikel. du kannst es dir so vorstellen, dass die kollagenfasern, die normalerweise wellig sind, durch intensives stretching "strichförmig" werden, wodurch es vorübergehend zu einer gewissen strukturellen längenzunahme der muskelfaser kommt.

lg, kurt
 
Creeping-Phänomen

Hallo,

leider weiß ich dazu auch nicht viel mehr als Kurt.

Das bindegewebige Material verfügt über visko-elastische
Eigenschaften, d.h. das Verhalten des Materials ist in hohem Maße von der
Dehnungsgeschwindigkeit abhängig. Bei einer langsamen oder kontinuierlichen
Dehnung verhält sich das Bindegewebe anders als bei einer schnellen
Spannungszunahme. Bei einer langsamen oder kontinuierlichen Dehnung ist das sog.
Creeping-Phänomen zu beobachten. Die Kollagenfibrillen sind
im ungedehnten Zustand nicht linear in der Zugrichtung der einwirkenden Kraft
orientiert. Mit zunehmender Spannung erfolgt eine Ausrichtung der Fasern, wodurch
sich die Länge der Struktur erhöht. So findet also eine echte Längenzunahme statt. Diese bildet sich nach der Dehnung erst sehr
langsam zurück. Wie lange es genau dauert bis sich der ursprüngliche Zustand wieder herstellt, weiß ich leider auch nicht, würde aber empfehlen, mal folgende Quelle dazu zu lesen:

Ullrich, K., A. Gollhofer: Physiologische Aspekte und Effektivität unterschiedlicher Dehnmethoden in Deutsche Zeitschrift für Sportsmedcin 1994;9(45)337-345

Grüße,
Thomas
 
Re: Creeping-Phänomen

Danke Thomas.

Also, ich habe bis jezt noch nicht alle Artikel bzw. alles was ich kann (auch auf Kurts Homepage) gelesen. Mein Zeitplan ist mal wieder geplatz .. Kommt noch.
Aber bis dahin, nur damit ich das jetzt richtig verstanden habe: man sollte also lieber nicht langsam und kontinuierlich dehnen? Ist es dann z.B. wahrscheinlicher, dass ich mir beim nächsten Mal Skifahren das Knie verdrehe?
Oder steht das auch in dem Artikel?

MfG, Nastja
 
Re: grippewirr...

Sorry, nächstes Mal such ich zuerst.
Und ich hab mich verlesen: nicht "auf-", sondern "ausrichten" stand in dem Artikel. Der Unterschied war mir bis jetzt auch nicht so klar.
MfG, Nastja
 
Thema "Dehnen"

die botschaft ist die:
prinzipiell vorsicht mit statischem stretching, das nicht selten zu intensiv durchgeführt wird. dynamisches, sportartgerechtes dehnen ist zu bevorzugen.
dehnen vor dem sport dient der steigerung der muskulären beweglichkeit und ist also nur für manche sportarten notwendig.
dehnen beugt weder einem DOMS (muskelkater), noch einer verletzung (muskelzerrung usw.) vor.
bei den meisten sportarten genügt ein allgemeines aufwärmen. ein "warmer" (=mehrdurchbluteter) muskel ist auch ohne dehnen so flexibel, dass es für die meisten sportarten genügt.
dehnen ist auch kein obligater bestandteil des "abwärmens" nach dem sport.
mit dehnen kann man einen muskel langfristig weder länger noch schlanker machen.

lg, kurt
 
Re: Thema "Dehnen"

Ok, jetzt bekomme ich langsam den Durchblick, danke. :))
Nur habe ich noch eine Frage. Ich habe gelesen - bzw. hast du mir das auch geschrieben - dass die Beweglichkeit/ Flexibilität der Gelenke auf Dauer nicht zunimmt, wenn ich das richtig verstanden habe. Statdessen steigt bei statischem Dehnen nur die Verletzbarkeit. Aber warum komme ich jetzt (im Gegensatz zu früher) an meine Fußspitzen, bin also beweglicher als früher? Und das, obwohl ich mich jetzt 3 Wochen nicht gedehnt habe?
Oder ist das nur noch der Creeping-Effekt und ich muss stattdessen den Antagonisten trainieren, um dauerhaft (und ohne Verletzungsgefahr) beweglicher zu sein?

LG & Danke im Voraus, Nastja

PS: Ich hoffe, ich habe da jetzt nicht so viel durcheinander gebracht.....*konfus*
 
eine größere Beweglichkeit

erzielt man nicht nur durch regelmäßiges dehnen, sondern auch durch ausbilanzierte muskuläre kräftigung. die immer wieder gehörte ausage, krafttraining würde "langsam" und "steif" machen, ist grundsätzlich nicht richtig (es kommt immer drauf an, wie man trainiert). wer beim krafttraining immer den gesamten ROM ausnützt, wird keine funktionelle muskelverkürzung haben. ein creeping-phänomen dauert sicherlich keine drei wochen. an sich zeigt sich die wahre muskuläre flexibilität erst am "warmen" muskel, unmittelbar nach dem dehnen. kein geräteturner oder taekwondo-kämpfer wird "kalt" in den spagat hinuntergehen.

lg, kurt
 
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