Abnehmen (mal wieder)

[ExLondonerin]

Hallo Ihr,

ich habe da mal ein paar Fragen. Ich bin seit Jahren viel zu dick und möchte gerne abnehmen. Sport ist leider (bis auf Schwimmen, aber im Badeanzug soll mich keiner sehen) bei mir nicht möglich, da ich einen schlimmen Knieschaden habe und sogar Radfahren für mich tabu ist.

Im Sommer habe ich eine vorübergehende Essstörung entwickelt. Ich hatte persönliche Probleme und viel Stress, woraufhin ich das Essen vorübergehend so gut wie eingestellt habe. Lediglich ein Brötchen am Tag habe ich mir gegönnt, plus ein Stückchen Schokolade. Ich habe in 4 Monaten sage und schreibe 20 kg verloren. Das war ein tolles Gefühl und ich wurde viel gelobt, was mich natürlich nur noch mehr angespornt hat. Nachdem ich jedoch zunächst auf einem Konzert ohnmächtig wurde und dann einmal zu Hause, bin ich zu Verstand gekommen und habe mit dieser Radikaldiät aufgehört.

Nun bin ich ziemlich deprimiert, weil ich nicht mehr abnehme. Sämtliche "vernünftigen" Programme bringen bei mir nichts - Weight Watchers, Nahrungsumstellungen, Diätberatung beim Arzt... alles ohne Erfolg (bei den WW habe ich sogar zugenommen!) Die einzige Möglichkeit für mich scheint es also zu sein, auf Essen zu verzichten.

Daher nun meine Frage (und ja, ich habe bereits die anderen Threads hierzu gelesen): meint ihr, es klappt, wenn ich zwei Mahlzeiten am Tag (Frühstück und Abendessen) durch Babymilch ersetze, mich aber Mittags gesund ernähre (Vollkornnudeln, Reis, viel Gemüse etc.) und zwischendurch viel Obst esse? Da kann doch eigentlich nix schief gehen, oder?

Danke für Eure Hilfe!

 

[midlife]

Das alle Diäten bei Dir nicht anschlagen ist nur dann möglich, wenn sie nicht konsequent durchgeführt werden. Wenn Du weniger Energie aufnimmst, als dein Körper verbraucht, wirst du abnehmen. Erfasse alle Nahrungsmittel inklusive der Getränke, die du täglich zu dir nimmst und rechne aus, wieviele Kilokalorien zusammenkommen. Wann und wieviele Mahlzeiten du zu dir nimmst ist egal, die Gesamtmenge ist entscheidend. Diese Freeware kann dir dabei helfen:

KaloMa - Der Freeware Kalorienmanager

Vollkornnudeln und Reis sind klasse Kohlenhydratspender und somit Energiequellen, die man nicht unbedingt benötigt. Wichtig ist eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß, Mineralien und Vitaminen. Eiweißquellen sind Magerquark, mageres Geflügel und magerer Fisch wie z.B. Thunfisch (im eigenen Saft, nicht in Öl). Vitamine und Mineralien bekommt der Körper durch Obst und Gemüse. Auf Brot, Kartoffeln, Reis, Zucker und andere Kohlenhydratspender kann man weitestgehend verzichten. Babymilch enthält reichlich Kohlenhydrate und Fett, ist also zum Abnehmen völlig ungeeignet. Deine Radikaldiät war absoluter Raubbau an deinem Körper, da du mit Sicherheit einen massiven Mangel an diversen lebensnotwendigen Nahrungsbausteinen provoziert hast. Der Körper schaltet auf ein Notprogramm um und sobald man wieder halbwegs normal isst, wird der Körper sofort versuchen Fettreserven für zukünftige Notzeiten anzulegen. Eine Diät zum Abnehmen sollte ein Kaloriendefizit von 500-1000 kcal ergeben, damit kann man pro Woche 0,5-1kg abnehmen. Beenden sollte man eine Diät langsam und nicht schlagartig.

 

[ExLondonerin]

Leider...

... hab ich das Alles auch schon hinter mir: ich habe über Wochen meine gesamte Ernährung aufgeschrieben, und dabei auch nicht geschummelt. Ich habe sogar aufgeschrieben, wenn ich Wasser getrunken habe. Ich habe auch schon diverse Gesundheitschecks hinter mir: Schilddrüsencheck inklusive Ultraschall, Hormonspiegel etc. pp. Immer war es so, dass ich angänglich ein paar Kilo angenommen habe; dann habe ich allerdings trotz der Tatsache, dass ich mich striktens an die Pläne gehalten habe, wieder zugenommen. Klingt total unglaubwürdig, entspricht aber der Wahrheit. Alle Ärzte, bei denen ich war, waren ratlos, und der letzte Stand der Dinge ist, dass ich wohl einfach einen wahnsinnig niedrigen Grundumsatz habe bzw. mein Körper sich superschnell darauf einpendelt, wenn ich anfange, abzunehmen.

Ich danke Dir dennoch natürlich für Deine Hinweise - ich würde ja auch gar nicht erst hier schreiben, wenn ich nicht schon wirklich verzweifelt wäre. Kannst Du mir vielleicht ein paar Alternativen zu Fisch und Fleisch nennen? Obendrein bin ich nämlich noch strikte Vegetarierin. Danke schön nochmals für die Hilfe!

 

[midlife]

Wie schon erwähnt enthält Magerquark sehr viel Eiweiß, außerdem gibt es noch Soja Produkte, die sind dir als Vegetarierin aber sicherlich besser bekannt als mir. Wenn die Ärzte ratlos sind, sollten sie sich mal etwas mehr anstrengen und zum Beispiel mal deinen Grundumsatz genau ermitteln, um anhand dieses Ergebnisses feststellen zu können, ob die Werte im normalen Bereich liegen. Bei einer Diät mit der man Abnehmen möchte, muß man die Energieaufnahme unter den Energieumsatz des Körpers bringen. Dazu muß der Energieumsatz erst einmal ermittelt werden. Wenn die üblichen Mittelwerte (hängen vom Geschlecht, Gewicht und Tätigkeit ab) bei dir nicht anwendbar sind, muß man hat die Werte im Labor ermitteln, oder du tastet dich heran, indem du die Nahrungsaufnahme langsam!!!!! immer mehr reduzierst, bis du eine Gewichtsabnahme feststellst. Dann aber nicht übertreiben und erst einmal nur eine langsame Gewichtsabnahme herbeiführen. Das erfordert natürlich eine gehörige Portion Disziplin und Ausdauer.

 

[Phönix]

Zahlen, Daten, Fakten bitte. Wie alt bist du, wie groß und wie viel wiegst du? Wo sitzen die Fettreserven?

Der niedrige Grundumsatz könnte eine Folge der Nulldiät sein. Ich persönlich habe mit sowas zwar noch keine Erfahrungen gemacht, aber das Gerücht, dass der Körper nach langem Fasten in eine Art Sparmodus wechselt, hält sich hartnäckig. Um dem entgegen zu wirken, wurde mir empfohlen, zwischendurch auch mal Tage mit normaler Nahrungszufuhr einzulegen. Der Körper soll somit signalisiert bekommen, dass er nicht auf Sparflamme gehalten wird und deshalb nicht runterregeln muss.

Dazu kommt, dass Nulldiäten immer zu einem Verlust von Muskulatur führen. Körperzellen gehen kaputt, wobei körpereigenes Eiweiß verschwindet. Ein Teil davon wird dem Körper wieder zugeführt, der Rest wird ausgeschieden. Zum Ausgleich dieses Zerfalles nimmt der Körper Eiweiß aus der Nahrung. Kriegt der Körper aber nicht genug Eiweß zugeführt, etwa wegen einer Nulldiät, werden Zellen abgebaut, wobei natürlich zuerst die für das Überleben nachrangingen Zellen betroffen sind, also beispielsweise Muskulatur. Muskulatur verbraucht viel Energie. Wer also, wegen einer Nulldiät, Muskulatur eingebüßt hat, wird geringeren Energieverbrauch haben und auch bei verringerter Nahrungsaufnahme nicht weiter abnehmen. Einer von verschiedenen Jojo-Effekten. Antidot: Sportliche Betätigung und deutlich erhöhte Eiweißzufuhr.

Zudem habe ich mal die These gehört, bei weitestgehendem Verzicht auf Fett bei der Ernährung, verlerne der Körper die direkte Fettverbrennung und als weitere Folge auch die Verbrennung von körpereigenen Fettreserven. Der Körper baue dann kein Fett mehr ab, sondern bediene sich ausschließlich bei den schneller verstoffwechselbaren Kohlenhydraten. Ob dies den Tatsachen entspricht, wage ich nicht zu beurteilen, aber wenn du komplett oder quasi komplett auf Fett verzichtest, ist diese These ein Überlegung wert und du solltest die Ernährung ein wenig fettreicher gestalten.

Schließlich komme ich nicht umhin, trotz aller körperlicher Probleme, dringend Sport zu empfehlen. Irgendwas geht immer und sei es schlichtes Gehen. Wer täglich etwa 3km zu Fuß geht, die er bisher mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Auto zurückgelegt hat, der schafft einen zusätzlichen Energieverbrauch pro Jahr entsprechend 5kg Körperfett. Und 5 Kilo zunehmen oder nicht bzw. 5 Kilo abnehmen wo man bisher stagnierte, das ist doch eine Hausnummer.