Es ist jedem klar, dass neben den verfügbaren technischen Möglichkeiten der jeweilige Zeitgeist dafür verantwortlich ist, wie unser Alltag, unsere Lebensgewohnheiten gestaltet sind und was wir für erstrebenswert halten. Zum Beispiel war es vor einem viertel Jahrhundert das USP (engl. Unique Selling Proposition) - also ein einzigartiger Wettbewerbsvorteil - eines Mobiltelefonherstellers gewesen, wenn er ein Telefongerät kleiner als ein Kofferradio liefern konnte.
Heutzutage reicht es nicht mehr aus, nur ein Mobiltelefon anzubieten, das zwar in die Westentasche passt, jedoch keinerlei Zusatzfunktionen hat. Ein Mobilteleton ohne Multimedia-/lnternetfähigkeiten wäre heute sicher kein Volumenmodell mehr. Wer hätte 2003 gedacht, dass das beliebteste Auto des renommierten Sportwagenherstellers Porsche ein Geländewagen namens "Cayenne" sein würde?
Wie wir sehen, ändern sich unsere Ansichten ständig, ebenso vermeintliche USPs. In der Vergangenheit war das Krafttraining sicherlich das USP von Fitnessstudios, welche auch bevorzugt von jungen Männern genutzt wurden. Vielleicht war das ja auch die primäre Zielgruppe der damaligen Fitnessstudiobesitzer. Befragt man hingegen den immer wichtiger werdenden Frauenanteil nach dem USP heutiger Fitnessstudios, so wäre die Antwort statt "Krafttraining" wahrscheinlich "ein reichhaltiges Kursangebot" oder Ähnliches.
Die Kernkompetenz der Fitnessbranche der Zukunft darf deshalb nicht auf Krafttraining allein reduziert werden.
Die Erfolgsgeschichte und Anpassungsfähigkeit des Sportwagenherstellers Porsche mit vormals nie für akzeptabel gehaltenen Produkten und Technologien, wie Geländewagen, Diesel, Hybrid etc., mag - wie eben bereits erwähnt - hier als Beispiel dienen. Vielleicht muss auch die Fitnessbranche im übertragenen Sinne den Sprung vom Sportwagenhersteller zum Volumen-Autohersteller schaffen (Beispiel Porsche/ VW), um breitere Bevölkerungsschichten anzusprechen und den Mitgliederanteil in Fitnessstudios zukünftig weit über die z. B. 7,2 % in Deutschland in 2009 zu bringen.
Die individuelle Erwartungshaltung der Menschen gegenüber der Fitnessbranche ist natürlich massgeblich abhängig vom individuellen Alter, Geschlecht und weiteren Lebensumständen eines jeden Einzelnen. Um das einmal beispielhaft in meinem Fall zu demonstrieren, werde ich meine bisherige bescheidene "Freizeit-Sport-Karriere" einmal kurz in Stichworten skizzieren: Jugend = wettkampfmässiger Kampfsport ("Mal sehen, wer der Stärkere ist"); junges Erwachsenenalter = Fitnessstudios ("Trainieren, um gut auszusehen"); Ende 30er = Triathlon ("Jetzt full-power oder nie"); ab 41 (nach Knie-Operation) = diverse Sportarten, jedoch ohne Leistungsdruck ("Fit for Fun and Health"). Auch hier zeigt sich, dass eine reine Konzentration der Fitnessbranche ("USP") auf Krafttraining nicht dazu geeignet ist, breite Bevölkerungs- und Altersschichten nachhaltig zu gewinnen.
Da ich beruflich mehr mit Menschen zu tun habe, die Probleme am Bewegungsapparat haben, im Gegensatz z. B. zu Sportwissenschaftlern oder Trainern, die meistens mit Menschen zu tun haben, die zumindest als nicht krank gelten und sich eher noch leistungsmässig verbessern wollen, kann ich auch aus eigener leidlicher Erfahrung sagen, dass spätestens mit Eintritt einer Krankheit und der damit verbundenen deutlich verminderten Lebensqualität die Bereitschaft der nunmehr "Patienten" immens steigt, etwas dagegen zu unternehmen. Aus diesem Grunde können Ärzte auch sehr gute Motivationsvermittler und Weichensteller für eine gesunde Lebensweise sein.
Am besten ist es jedoch, wenn der Arzt nicht nur Moralpredigten hält, sondern durch sein eigenes Verhalten die Mitmenschen quasi durch gutes Beispiel vorangehend überzeugt. Mit dem Fahrrad auf der Strasse, joggend im Wald oder im Schwimmbad begegne ich regelmässig - häufig auch unbemerkt von mir - Patienten, was diese mir spätestens beim nächsten Krankenbesuch freudig und positiv mitteilen.
Tipp: Polaruhr FA20 misst ihre tägliche Bewegung
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