Vom Spaziergänger zum Ultra-Marathonläufer

Vom Spaziergänger zum Ultra-Marathonläufer

Irgendwann im Frühjahr 1996: Ein 34-jähriger Motorentester bei Opel sitzt mit seiner Frau im Auto auf dem Weg von Zweibrücken nach Wallhalben bei Pirmasens, seinem Wohnort in der Pfalz. „Halt mal an. Ich steige aus und laufe den Rest. Ich muss die Wette gewinnen“, sagt er plötzlich, steigt etwa fünf Kilometer von seiner Haustür entfernt aus und beginnt zu joggen – im strömenden Regen. „Ich hatte keine Ahnung wie man läuft, welche Schuhe, welche Kleidung man anzieht. Ich hatte Jeans und Straßenschuhe an.



Mein erstes Training



Das war mein erstes Training. Am nächsten Tag hatte ich höllischen Muskelkater“, muss der hagere Mann lachen, wenn er heute die Geschichte erzählt. Er heißt Helmut Dehaut. Er ist 46 Jahre alt und wurde 2005 deutscher Meister seiner Altersklasse über die 50 Kilometer-Distanz (mit 1100 Höhenmetern!) in 3:35,51 Stunden. Außerdem legte der Ultra Marathon Läufer bei einem Sechsstundenlauf 85,253 Kilometer zurück, blieb dabei knapp unter dem deutschen Rekord und dominierte das 200-köpfige Starterfeld.





Unter den Ultra-Marathonläufer der Republik ist Dehaut inzwischen eine Hausnummer. Langläufer Wolfgang Wachter, wie Dehaut beim drittgrößten pfälzischen Verein, der VT Zweibrücken, ist höchstens Leichtathleten der Region ein Begriff. Doch er war es, der Dehaut zum Laufen brachte. Dehaut kannte Wachter von der Hundeschule, wo der Wallhalber und seine Frau Sabine damals regelmäßig ihrem tierischen Hobby nachgingen. Während einer Feier kam eine Wetter zustande: Fünf Kilometer wollte Dehaut in 17:30 Minuten laufen, Wachter hielt dagegen. „Ich hatte bis dahin keinen Sport getrieben. Ich war sportinteressiert, hatte eine Dauerkarte für den Betzenberg und bin auch oft zu Auswärtsspielen des 1. FC Kaiserslautern gereist“, erzählt Dehaut. Seine einzige „aktive“ sportliche Betätigung beschränkte sich auf Spaziergänge.



Heute kommt der zweifache Vater (Melanie, 25, begann nach ersten Erfolgen des Vaters mit dem Laufen und Vanessa, 11, trainiert regelmäßig bei VTZ und einem Schwimmverein) vor Wettkämpfen auf 200 Kilometer Training – in der Woche wohlgemerkt, denn im Jahr schafft er 7000 Kilometer. „Viermal 20 Kilometer, dreimal 40 Kilometer, also jeden Tag in der Woche“, rechnet er vor, als helfe er seiner Vanessa bei den Mathehausaufgaben. Der erste Muskelkater nach seinem Spontantraining vor zwölf Jahren war schnell verflogen. Er begann, zwei-, dreimal die Woche zu joggen, holte sich Tipps von Freund Wachter – anscheinend auch was das Schuhwerk angeht, denn heute benötigt er etwa zwölf paar Laufschuhe jährlich. „Es gefiel mir einfach und ich fühlte mich fit“, so Dehaut über den Beginn einer regelrechten Sucht nach Fitness. Nach einem halben Jahr absolvierte er einen Halbmarathon, den echten Marathon kurz danach. „Und dann wurden die Strecken eben immer länger“, sagt der Fitness Sportler. Dehaut will nicht in der Zeitung stehen, er ist nicht scharf auf Titel. „Mit reicht es, meine Zeiten zu verbessern“, erklärt der bescheidene Typ.



Eine Woche ohne Laufschuhe?



Das gab es bei Dehaut schon seit Jahren nicht mehr. „Ich mache auch ein wenig Kraftübungen für Gelenke und Muskulatur. Ich bin kerngesund. Würde mir das Laufen anfangen wehzutun, würde




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ich sofort kürzer treten“, ist ihm seine Gesundheit wichtiger als das Jagd nach Bestzeiten. Auf seine Ernährung achtet Dehaut heute viel stärker als früher, als er noch auf dem berühmt-brüchtigten Betze pilgerte statt auf Waldwegen zu joggen.









Kurioserweise verspürt er nach einem Wettkampf, selbst wenn es über die bei ihm beliebte 100 Kilometer-Distanz ging, Lust auf zwei Stückchen Kuchen und eine Tasse Kaffee. „Man gönnt sich ja sonst nichts!“, scherzt er. Aber „strack“ wie einst Günther wird man Dehaut nie erleben: Alkohol trinkt er nicht. Mit eiserner Disziplin läuft der Wallhalber durch sein ganzes Leben. „Ich gebe immer alles. Auch auf der Arbeit. In 30 Jahren hatte ich zwei Krankenscheine“, erzählt er stolz. Trotz Meistertitel und Bestzeiten hat Dehaut noch immer Ziele. „Den Rekord im Sechsstundenlauf will ich knacken. Und irgendwann vielleicht einen Triathlon absolvieren.“ Radfahren und Schwimmen trainiert er bereits regelmäßig. Lothar Leder kann sich schon mal warm anziehen. Aber aller Anfang ist schwer: Die Wette mit Wolfgang Wachter verlor Dehaut damals. Er lief nur 18:05 Minuten über fünf Kilometer. Darüber kann er nun nur lachen. Über die Zeit, aber vor allem über die mickrige Distanz. Selbst ein Ultra-Läufer wie Helmut Dehaut hat noch Ziele: Den Swiss Jura Marathon, Genf-Basel, 323 Kilometer, 11.000 Höhenmeter. In sieben Tagen, ausnahmsweise mit Pausen. Das ist mal eine Herausforderung!








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