Verzicht auf Trans-Fette in Lebensmitteln könnte viele Leben retten

Verzicht auf Trans-Fette in Lebensmitteln könnte viele Leben retten

Achtung: Transfettsäuren im Essen!

Trans-Fette klingen zunächst unscheinbar, sind aber bei genauer Betrachtung problematische Substanzen, deren übermäßiger Konsum nachweislich schwerwiegende Folgen für das Herz-Kreislauf-System haben kann. Aktuelle Forschungsergebnisse untermauern, dass ein konsequenter Verzicht auf diese chemisch umgewandelten Fette die Zahl von Herzinfarkten und Todesfällen erheblich reduzieren könnte. In England würden laut Schätzungen rund 11000 Herzinfarkte und bis zu 7000 Todesfälle verhindert, wenn nur ein Prozent weniger Trans-Fette in der täglichen Energiezufuhr vorhanden wäre. Für Deutschland ergeben ähnliche Hochrechnungen ein Einsparpotenzial von etwa 18000 Herzinfarkten und mehr als 11000 Todesfällen bei einer gleichen Reduktion. Dies betont unter anderem Dr. Norbert Smetak vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK), der sich auf Daten renommierter Harvard-Forscher beruft.

Warum sind Trans-Fette so gefährlich?

In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Fette bereits als problematisch, da sie mit neun Kilokalorien pro Gramm eine sehr hohe Energiedichte besitzen. Gesättigte Fettsäuren und Cholesterin stehen oft im Mittelpunkt medizinischer Warnungen. Weit weniger bekannt, aber häufig noch kritischer sind jedoch Trans-Fette, auch Transfettsäuren genannt. Diese entstehen in der industriellen Lebensmittelproduktion bei der Härtung von pflanzlichen Ölen. Der Prozess zielt darauf ab, die Konsistenz der Fette zu verändern, sodass sie streich- oder formbar werden. Gleichzeitig verlängert die partielle Härtung die Haltbarkeit der Produkte. Gesunde Fettsäuren, zum Beispiel empfindliche Omega-3-Fettsäuren, werden dabei weitgehend zerstört. Das Resultat: ein Produkt, das zwar günstig herzustellen ist und lange frisch bleibt, das Herz und Gefäße allerdings belastet.

Mechanismen im Körper

Mehrere Studien haben dargelegt, dass Trans-Fette den Spiegel des schädlichen LDL-Cholesterins anheben und parallel die Triglyceridwerte erhöhen. Gleichzeitig senken sie oft das „gute“ HDL-Cholesterin, was die Gefahr für Arteriosklerose deutlich verstärken kann. Dieser Risikofaktor äußert sich in einer steigenden Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Anders als bei gesättigten Fettsäuren ist das relative Risiko bei Trans-Fetten besonders hoch – schon eine vergleichsweise niedrige Aufnahme kann beträchtliche Effekte auf die Blutfettwerte haben. Laut Einschätzungen liegen die durchschnittlichen Trans-Fett-Anteile in industrialisierten Nationen bei zwei bis vier Prozent der täglichen Energiezufuhr. Menschen, die sich häufig von Backwaren, Tiefkühlprodukten, Snacks oder Margarinen ernähren, erreichen sogar Werte von sechs bis acht Prozent. Diese Größenordnungen verdeutlichen, wie omnipräsent Trans-Fette in den heutigen Lebensmittelangeboten sind.

Konkrete Produkte im Fokus

Trans-Fette lauern besonders in Fertigbackwaren wie Croissants, Keksen, Donuts und Blätterteig, aber auch in Frittierfetten, industriellen Snacks, Backfetten oder Margarinesorten. Die Lebensmittelindustrie schätzt die Kostenvorteile und die Haltbarkeit, doch für den Körper bedeuten sie langfristig eine erhebliche Mehrbelastung. Bei Menschen mit bereits bestehenden Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck verstärkt ein höherer Trans-Fett-Konsum das Risiko zusätzlicher Herz-Kreislauf-Schäden. Kardiologen warnen seit Jahren davor, dass allein durch eine Umstellung industrieller Rezepturen unzählige Erkrankungen vermieden werden könnten. Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) plädieren daher für eine weitgehende Eliminierung industriell hergestellter Trans-Fette.

Beispiele aus dem Ausland

Dänemark war eines der ersten Länder, das strenge Grenzwerte für Trans-Fette in Lebensmitteln eingeführt hat. Auch in New York City wurden Trans-Fette in Restaurantküchen und Fast-Food-Ketten untersagt. Nach einiger Anfangsskepsis ergab sich, dass befürchtete Nachteile wie vermehrter Einsatz von gesättigten Fetten oder ein Verlust im Geschmack nicht eintraten. Die Hersteller ersetzten Trans-Fette durch unbedenklichere Alternativen, meist durch Öle mit hohem Gehalt an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Den Berichten zufolge hatte diese Umstellung keine spürbaren negativen Auswirkungen auf die Verfügbarkeit oder den Geschmack von Lebensmitteln. Ganz im Gegenteil: Die Regulierung führte zu einem Rückgang bestimmter Herz-Kreislauf-Probleme, ohne dass Konsumenten große Unterschiede bemerkten.

Potenziale für Deutschland

Die Hochrechnungen von US-Forschern gehen davon aus, dass hierzulande bei einer Absenkung des Trans-Fett-Anteils um nur ein Prozent rund 18000 Herzinfarkte sowie mehr als 11000 Todesfälle durch Herzerkrankungen verhindert werden könnten. Diese Zahlen lassen erahnen, welches gesundheitliche Potenzial ein Verbot oder eine drastische Reduktion hätte. Bisher fehlen in Deutschland und in der gesamten EU jedoch verbindliche Obergrenzen für Trans-Fette, was bedeutet, dass Verbraucher auf die Eigenverantwortung von Lebensmittelherstellern oder auf ihr eigenes Leseverhalten beim Einkaufen angewiesen sind. Wenn auf der Zutatenliste Begriffe wie „gehärtetes Fett“ oder „gehärtetes Pflanzenfett“ auftauchen, deutet das bereits auf einen erhöhten Gehalt an Trans-Fettsäuren hin.

Was spricht gegen ein Verbot?

Gegner einer gesetzlichen Begrenzung befürchten, dass Trans-Fette dann einfach durch noch mehr gesättigte Fette ersetzt würden und andere Schwierigkeiten entstünden. Die Praxis in Dänemark oder New York widerlegt diese Bedenken jedoch, weil die Lebensmittelindustrie durchaus in der Lage war, hochwertige Alternativen zu nutzen. Rapsöl, Sonnenblumenöl oder andere Ölmischungen, die bereits weniger schädliche Fettsäuren enthalten, können Trans-Fette ersetzen, ohne dass man auf feste Konsistenz oder guten Geschmack verzichten müsste. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen spielt auch die Stabilität mancher Öle bei hohen Temperaturen eine Rolle, doch gibt es inzwischen Spezialzüchtungen von Sonnenblumen oder Raps mit günstigen Eigenschaften.

Gesundheitliche Perspektive

Für Herzmediziner steht außer Frage, dass ein niedriger Trans-Fett-Verbrauch ein wichtiger Faktor in der Prävention von Herzerkrankungen sein kann. Da Trans-Fette das LDL-Cholesterin ansteigen lassen und zugleich die gesünderen Cholesterinfraktionen senken, wirken sie doppelt ungünstig. Hinzu kommen mögliche Zusammenhänge mit Entzündungsprozessen und Insulinresistenz. Eine Ernährungsweise, die auf frische Lebensmittel, Vollkornprodukte, pflanzliche Öle ohne partielle Härtung und wenig stark verarbeitete Nahrung setzt, bringt also einen deutlichen Nutzen. Angesichts dieser Befunde bleibt die Frage, wieso man Trans-Fette nicht längst europaweit stark begrenzt oder ganz verboten hat. Die WHO forciert solche Maßnahmen auf globaler Ebene, und einige Länder beschreiten den Weg bereits konsequent.

Fazit: Weg mit Trans-Fetten, Lebensqualität erhöhen

Die wissenschaftliche Lage ist klar: Trans-Fette, die bei der industriellen Teilhärtung von pflanzlichen Ölen entstehen, bergen erhebliche Risiken für Herz und Gefäße. Diverse Studien und internationale Beispiele zeigen, dass ein Verbot oder eine starke Reduktion dieser Fette zu deutlich weniger Herzinfarkten und Todesfällen führen kann. Befürchtungen, Geschmack und Verfügbarkeit würden leiden, haben sich in der Praxis nicht bestätigt. Solange es in Deutschland oder der EU keine klaren Regelungen gibt, bleibt Verbrauchern nur die Möglichkeit, Produkte mit „gehärtetem Fett“ in der Zutatenliste zu meiden. Wer auf kardiovaskuläre Gesundheit achten will, ist gut beraten, nach Alternativen Ausschau zu halten und insgesamt verarbeitete Lebensmittel sparsam zu konsumieren. So kann man aktiv dazu beitragen, das eigene Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken – und muss dabei weder Abstriche bei der Lebensmittelauswahl noch beim Genuss machen.



Produkte, die ,gehärtetes Fett' oder ,gehärtetes Pflanzenfett' enthalten, sollte man nur in geringen Mengen konsumieren", rät Dr. Smetak.

Weitere Informationen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden Sie auf dem Patienteninformationsportal des BNK Kardiologen im Netz

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