In den Achtzigern stellte man sich einen Hometrainer in den Hobbykeller, in den Neunzigern strampelte man beim „Spinning“ im Fitnessstudio, und heute? Heutzutage wird der Hometrainer ins Schwimmbecken gestellt und im Wasser in die Pedale getreten! Beim Aquaspinning werden nicht nur die Waden getrimmt, sondern vor allem die Ausdauer trainiert. Denn eins ist klar: Man kommt ganz schön ins Schwitzen. Ein Erfahrungsbericht.
Mitten im Schwimmbecken sitze ich auf einem Fahrradgestell, die Füße fest in den Pedalen, die Arme auf den „Lenker“ gestemmt und bereit, bis nach Timbuktu zu radeln. Die Trainerin gibt das Zeichen und die versammelten Fitnesswilligen strampeln los. In den ersten Minuten ist es, als würde ich locker im ersten Gang Fahrrad fahren. Der Wasserwiderstand hält sich in Grenzen, kraftvoll werden die Pedale nach unten getreten und dann – anders als beim Radfahren an Land – wieder hochgezogen, das plätschernde Wasser kühlt angenehm. Was soll daran anstrengend sein?
Doch beim Wassertreten allein bleibt es nicht. Der hämmernde Rhythmus der Musik und unsere Trainerin, Laurette Schröter, geben das Tempo vor: „Position 2! 4! 3!“, ruft sie in die Runde und während wir strampeln, stemmen wir die Arme in unterschiedliche Haltungen auf dem Lenker. Dann: immer noch strampeln – der Wasserwiderstand nimmt gefühlt merklich zu – sind die Armmuskeln verstärkt an der Reihe. Mal sollen wir kräftig ins Wasser schlagen, mal mit ausgestreckten Armen und den Handflächen das Wasser nach hinten „schieben“. Ich gucke auf die Uhr, erst acht Minuten!
Eine Trainingseinheit dauert 45 Minuten, und gliedert sich in verschiedene Übungsabschnitte, wobei kontinuierlich „gefahren“ wird. Mal im Stehen wie Rennradfahrer beim Endspurt, mal setzt man sich hinter den Sattel ins Wasser und hält sich – die Füße bleiben in den Pedalen – mit Brustschwimm-Bewegungen an der Oberfläche, dann wird wieder gesprintet. Nach zwanzig Minuten erlebe ich mein persönliches Alpes d’Huez: Weiterstrampeln, atmen, durchhalten ist die Devise. Ab und zu erfrischen ein paar Spritzer vom kühlen Nass, aber mein roter Kopf verrät mich: Ich komme ganz schön ins Schwitzen, und würde ich Fahrradfahren, ich wäre schon längst abgestiegen.
Aber die positiven Effekte des Aquacycling – oder Aquaspinning, wie es auch manchmal genannt wird – liegen auf der Hand, oder besser, in den Beinen. „Die Bewegungen im Wasser trainieren natürlich die Beinmuskulatur, wirken sich aber auf das gesamte Herz-Kreislauf-System positiv aus“, erklärt Trainerin Laurette Schröder später. Die junge Fachangestellte für Bäderbetriebe ist für einen Teil der Kurse im Ishara Bielefeld verantwortlich. „Auch wenn es nicht so aussieht, das Fahrradgestell im Wasser erlaubt ein Ganzkörpertraining, das nicht nur der Fitness dient.“ Denn: die Bewegungen der Beine im Wasser schmeicheln der Haut, und sollen gegen Cellulite helfen.
Die Aquacycling-Kurse sind regelmäßig ausgebucht und selbst die Generation 60plus trainiert eifrig mit. Von jung bis alt ist alles dabei. Martina steigt seit einem Jahr regelmäßig auf das Rad im Wasser. „Meine Kondition ist wesentlich besser geworden“, freut sich die 40-Jährige. Ob man beim Aquacycling auch schnell ein paar Pfunde verliere, frage ich sie. „Wenn man abnehmen möchte, bietet sich Aquacycling auf jeden Fall an“, erklärt Martina, „aber dann sollte man auch seine Ernährung umstellen. Einmal in der Woche trainieren und weiter Pommes essen geht nicht.“
Das Training neigt sich dem Ende, meine Beine strampeln mechanisch weiter. Bei den abschließenden Stretching-Übungen habe ich weiche Knie, aber das Wasser trägt schließlich. Fazit: Noch nie hat es so gut getan, auf der Stelle zu treten!
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to the right: Nerio Alessandri (Founder of Technogym) to the left: Michele De Vincenzo (Brand ID Director)
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