Sport ist eine großartige Möglichkeit, um körperliche Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern. Allerdings kann eine sportliche Betätigung auch zu Verletzungen und Überlastungssyndromen führen, die oft chronische Beschwerden verursachen. In Deutschland gibt es jährlich zwischen 1,5 und 2 Millionen Sportunfälle, wovon etwa ein Drittel Überlastungssyndrome charakterisieren. Auch berufliche Tätigkeiten, die repetitive Bewegungen erfordern, können zu Überlastung führen. Selbst relativ geringe Intensitäten wie das Bewegen einer Computer-Maus können den Muskel-Sehnen-Apparat reizen.
In der Welt des Sports wird Leistung oft hochgeschätzt und erreichte Ziele gefeiert. Doch hinter diesen Erfolgen steckt harte Arbeit und Training, die nicht selten zu verletzungsbedingten Pausen führen können.
Ein Überlastungssyndrom ist eine Verletzung, die aufgrund von wiederholter Überbeanspruchung eines Körperteils entsteht. Diese Art von Verletzungen können bei Sportlern auftreten, die ihre Trainingsintensität zu schnell erhöhen oder zu häufig trainieren, ohne genügend Erholungsphasen einzuplanen.
Um Überlastungssyndromen vorzubeugen ist es wichtig, dass Sportler sich selbst reflektieren. Eine langsame Steigerung der Trainingsintensität und ausreichende Erholungsphasen sind dabei von großer Bedeutung. Auch das Tragen von geeignetem Schuhwerk und die Verwendung von korrekter Technik beim Training können Überlastungssyndromen vorbeugen.
Medizinischer Hintergrund
Überlastungssyndrome können sowohl bei sportlich aktiven Menschen als auch bei Personen auftreten, die beruflich repetitive Bewegungen ausüben. Diese Verletzungen entstehen allmählich durch wiederholte Mikrotraumata und nicht durch ein einzelnes traumatisches Ereignis. Ihr Körper kann anfänglich die durch diese Mikroverletzungen entstandene Gewebeschwäche ausgleichen. Doch bei fortgesetzter Belastung wird der Prozess gestört und das betroffene Gewebe ist überlastet. Überlastungssyndrome äußern sich durch Schmerzen, Schwellungen und eingeschränkte Funktionen des betroffenen Areals. Bildgebende Verfahren wie MRT können oft nur minimale Anzeichen von akuten Entzündungsprozessen aufweisen. Aufgrund dessen ist eine eingehende klinische Diagnostik notwendig, die u.a. eine umfassende Manuelle Untersuchung und eine Ultraschalldiagnostik beinhalten sollte. Initial erfolgt bei Überlastungssyndromen meistens ein konservativer Therapieansatz, der eine Kombination aus Sportkarenz, Physiotherapie, Manuelle Therapie, Taping, Stoßwellentherapie, Thermotherapie und Nicht-Steroidalen Antirheumatika umfassen kann. Auch exzentrisches Krafttraining und progressive Sehnenbelastungstraining können effektiv sein. Operative Maßnahmen werden nur durchgeführt, wenn die konservative Therapie nicht erfolgreich ist.Osteopathischer Ansatz
Aus osteopathischer Sicht können Überlastungssyndrome durch eine Dysfunktion im myofaszialen System entstehen. Das Modell der myofaszialen Wirkungsketten beschreibt, wie Muskeln und Faszien miteinander interagieren, um Bewegungen zu ermöglichen. Wenn diese Interaktion gestört ist, kann es zu einer fehlgeleiteten Übertragung der Bewegungsenergie kommen, die zu Überlastungen an bestimmten Stellen im Körper führt.Um diesen Dysfunktionen entgegenzuwirken, kann die osteopathische Behandlung verschiedene Techniken einsetzen, um die myofaszialen Wirkungsketten zu harmonisieren und Blockaden zu lösen.
Ein Beispiel aus dem therapeutischen Alltag ist das Patellaspitzensyndrom. Ein Beschwerdebild, das gerne bei Sprungsportarten auftritt. Der Pathomechanismus dieser Verletzung kann durch einen unbeweglichen vorderen Oberschenkelmuskel (M. quadriceps femoris) initiiert werden. Dieser schränkt die Knieflexion ein und bringt die Patellasehne unter Vorspannung.
Ein schwacher Unterschenkelmuskel, kann bei der Landung nicht genügend Bremsarbeit übernehmen, sodass der ohnehin schon kontrakte M. quadriceps femoris und die Patellasehne mehr leisten müssen. Findet dieser Prozess nach jeder Sprung- und Landungsphase statt, kann es zur Reizung der Patellasehne kommen. Dies ist einer von unzähligen Entstehungsmechanismen.
Bei der Behandlung sollte der Patient demnach in seiner Gesamtheit erfasst und nicht nur die Symptome behandelt werden. Eine ausführliche Anamnese, eine ganzheitliche körperliche Untersuchung und die Berücksichtigung des individuellen Lebensstils des Patienten sind wichtige Elemente einer osteopathischen Behandlung.
Zusätzlich zur osteopathischen Behandlung können weitere Interventionsmaßnahmen wie physiotherapeutische Übungen, Dehnung, Ergonomie Beratung und Ruhepausen hilfreich sein, um Überlastungssyndrome zu vermeiden oder zu behandeln.
Trainingsmanagement
Als Sportler ist es wichtig zu verstehen, dass Überlastung und Verletzungen vermieden werden können, wenn man auf seinen Körper hört und ihm die notwendige Regenerationszeit gibt. Der sportliche Ehrgeiz und die Freude an der Sportausübung dürfen nicht dazu führen, dass erste Symptome einer beginnenden Überlastung ignoriert werden. Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Körper die Zeit geben, die er benötigt, um sich an neue Trainingsreize anzupassen und sich zu regenerieren.Als Patient müssen Sie Eigenverantwortung übernehmen und Ihren eigenen Beitrag zum Behandlungsprozess leisten. Dies kann bedeuten, dass Sie auf eine gewisse Zeit auf Ihren Sport verzichten müssen, um Ihrem Körper die notwendige Ruhe und Regeneration zu geben. Nutzen Sie diese Zeit, um an Ihren muskulären Schwachstellen zu arbeiten und gezielt präventive Übungen durchzuführen.
Es ist wichtig, dass Sie verstehen, dass eine Vernachlässigung dieser Prinzipien zu weiteren Schäden und sogar zum kompletten Sportausfall führen kann.
Mentale Faktoren
Die Berücksichtigung mentaler Komponente ist ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung von Sportlern mit Überlastungssyndromen. Fragen zu inneren Prozessen des Patienten können helfen ein Gesamtbild zu erfassen und zu verstehen. Die Antworten können dabei helfen, die Bedeutung der Beschwerden in ein vollkommen anderes Licht zu rücken. Ein stabiler mentaler Zustand ist entscheidend um sportliche Leistung zu erbringen. Vor allem im Leistungssport sind Sportler großem Druck ausgesetzt. Versagensängste, Unsicherheit und Leistungsstress können dazu führen, den Weg zur Überlastung zu ebnen.Ein weiterer wichtiger Faktor, der bei der Anamnese berücksichtigt werden sollte, ist die Regenerationsfähigkeit des Körpers. Eine gestörte Regeneration kann zu einem Übertraining und letztendlich zu einer Dekompensation führen. Deshalb sollten Fragen zur Schlafquantität und -qualität, zur Ernährung und zum Blutbild gestellt werden. Auch Änderungen im Training, wie ein plötzlicher Anstieg des Trainingsvolumens oder der Trainingsintensität oder das Hinzufügen neuer, unbekannter Bewegungen oder Übungen, können zu Überlastungen führen.