Training nach der Pilates Methode hat in den letzten Jahren besonders in Amerika eine Renaissance erlebt. Da es in Deutschland nicht unüblich ist, Trends aus Übersee zu importieren, wird auch in hiesigen Clubs öfter nach Pilates gefragt. Die Verbindung aus körperlichem und mentalem Training ist im Fitness-Bereich unter dem Begriff Body and Mind schon länger zu Hause. Zahlreiche Prominente sind bekennende Pilates-Fans. Wenn auch der Begriff Pilates für viele Fitness Freaks völlig neu ist, steht eine Tradition dahinter, die auf den Deutsch-Amerikaner Joseph Pilates zurückgeht und über 50 Jahre alt ist. Gattungsbegriff oder Trademark?
Um den Namen Pilates gab es in der Vergangenheit sehr hitzige Diskussionen. Die Frage nach Trademark oder Gattungsbegriff wurde im letzten Jahr vor Gericht geklärt. In einem Rechtsstreit, den Sean Gallagher, Besitzer eines Pilates Studios in Manhattan, verlor, sind die Richter zum Entschluss gekommen, dass Pilates kein Markenname ist, sondern für eine Sportart steht, ähnlich wie Yoga, Karate oder Taekwon-Do Für die zukünfitge Diskussion um Billy Blanks´ Tae Bo könnte dieses Urteil sicher interessant sein.
Zur Person Joseph H. Pilates
Joseph Hubertus Pilates war gebürtiger Deutscher und kam 1880 in der Nähe von Düsseldorf zur Welt. Seit jeher interessierte er sich für körperliches Training, denn als Kind war er eher schmächtig. Er war der körperlichen Ertüchtigung sehr stark verbunden und wurde später Turner, Skiläufer, Taucher und sogar Boxer.
Er ging 1923 nach New York, um dort ein eigenes Trainingsprogramm zu entwickeln, dass er Pilates Method nannte. In seinem ersten Studio unterrichtete er vorwiegend Tänzer, auch damalige VIPs wie etwa Martha Graham zählten zu seinem Klientel.
Training für Jedermann
Es war die Absicht, mit Pilates eine Trainingsform zu entwickeln, die für jeden geeignet ist. Sportler, Tänzer, Sänger, trainierte und untrainierte Menschen sollten unabhängig von ihrem Alter nach der Pilates Methode trainieren können. Schon damals beinhaltete das Training auch rehabilitative Aspekte .
Pilates basiert auf acht Prinzipien:
- Konzentration
- Präzision
- Kontrolle
- Bewegung
- Bewegungsfluss
- Zentrierung
- Atmung
- Übung
Wer nach Pilates trainiert, absolviert nicht nur ein Trainingsprogramm, sondern folgt einer Methode , heißt es in den einschlägigen Ausführungen.
Es werden viele Erwartungen an das Training nach der Pilates Methode gestellt.
Nach Angaben von Allan Menezes vom Pilates Institute of Australasia richtet sich die Pilates Methode an alle, die
- unzufrieden mit ihrem Fitness Club sind und ein spezielleres Programm suchen
- speziellere Anleitung für ihr Trainingsprogramm benötigen
- eine spezielle Rehabilitation benötigen
- unter Rückenschmerzen leiden
- präventiv Sport treiben möchten körperlichen und psychischen Stress abbauen wollen
- ein ausgefüllteres Sexualleben haben wollen
Pilates zielt vor allem auf den rehabilitativen Bereich ab und verspricht Rückenpatienten eine Linderung ihrer Schmerzen. Es werden Übungen durchgeführt, die nicht die verletzte Region selbst, sondern umliegende Strukturen beanspruchen. Durch synergistische Effekte unterstützt die umlegende Muskulatur die verletzten Areale bei der Rehabilitation.
Das Pilates Institute in Australien hält für alle Sportler ein einzigartiges spezielles Leistungstraining bereit, welches SSPT (Specific Sports Performance Training) genannt wird. Mit dem SSPT Programm kann jeder, egal ob verletzt oder gesund, Amateur oder Profi seine Leistung steigern. Nach Angaben des Pilates Insitutes ist das Verletzungsrisiko gleich null . Ein weitere Besonderheit ist die individuelle Abstimmung das Programms auf den Trainierenden.
Der Pilates Gerätepark mutet etwas seltsam an
Ein Pilates Studio ist sicher nicht mit einem hochmodernen Fitness Club vergleichbar. Dies spiegelt sich vor allem im Gerätepark wieder. Wer eine Multipresse oder eine Schrägbank sucht, wird höchstens einen " Universal Reformer " finden.
Die Geräte sind aus heutiger Sicht etwas eigenwillig im Design, aber vieleistig einsetzbar und geben bauartbedingt die Bewegung nicht komplett vor. Es werden speziell entwickelte Geräte mit einem durch Metallfedern geschaffenen Widerstand verwendet, welche sowohl konzentrische als auch exzentrische Bewegungen ermöglichen. Da die Bewegungen mit großer Reichweite durchgeführt werden, wird eine zusätzliche Anforderung an die Beweglichkeit gestellt.
Die Erwartungen sind sehr hoch
Neue Übungsprogramme werden allzu gerne von den Entwicklern und Vertreibern als Alleskönner vorgestellt. Die mit der Pilates Methode einher gehenden Vorteile sind zum Teil sehr abstrakt und übergreifend formuliert. So können Begriffe wie Muscle Conditioning oder Body Balance viel aber auch nichts bedeuten. Ein deutsches Pilates Studio weist zum Beispiel auf eine Optimierung des biomechanischen Zustandes und eine korrekte neuromuskuläre Impulsgebung in allen Bewegungen hin. Da muss selbst der Trainingswissenschaftler rätseln, was denn genau darunter zu verstehen ist. Dass Krafttraining immer auch zu koordinativen Verbesserungen führt, ist nicht neu. Ob es dafür der Pilates Methode bedarf, ist fraglich.
Sicher ist es angezeigt, Aspekte der Körperwahrnehmung und der Entspannung in das Training zu integrieren, dennoch ist es übertrieben, Pilates als neuartige und überlegene Trainingsmethode zu betrachten. Wer Gefallen an der Methode findet, tut sich sicher etwas Gutes. Wer aber ein konventionelles Sportprogramm mit Kniebeugen, Bankdrücken, Waldlauf und vielleicht etwas Yoga vorzieht, der lebt sicher nicht ungesünder