Cinque Terre - fünf Bergdörfer und Meer soweit das Auge reicht
Cingue Terre an der ligurischen Küste ist eine der Regionen, die man eigentlich nicht beschreiben kann, ohne dem Kitsch zu verfallen. Und das tue ich jetzt auch schamlos: Es ist ein italienischer Traum von Steilküste, die so herrlich schroff ist, dass nur wenige Autos die Bergstraßen zu Panorama-Fahrten missbrauchen können. Und wenn sie es tun, finden sie sich in endlosen Staus oder auf riesigen Parkplätzen außerhalb der Dörfer wieder. In der Nebensaison kann man als "Nordic Walker" selbst auf Landstraßen nahezu ungestört seinem Sport frönen. Zur einen Seite die Gischt des offenen Meeres, zur anderen pitoresque Berggipfel. Unterbrochen wird die Stille der Natur nur hin und wieder durch das Knattern der dreirädigen Piaggios, die allerlei Kleinigkeiten von Hof zu Hof bringen - und von anderen, meist italienischen Tagestouristen, die auf einen kurzen Plausch aus sind.
Denn was so schön ist, bleibt nicht lange ein Geheimtipp. Als solcher darf höchstens noch der Reisezeitpunkt gelten. Die kleinen Bergdörfer, die immer auf der exponiertesten Felsklippe thronen, sind im golden Oktober am Schönsten. Dann sind die Parkplätze leer. Die meisten Touristen bleiben auch nur tagsüber in Cinque Terre und verlassen die Dörfer meist am späten Nachmittag mit der Bahn nach La Spezia oder Genua. Die Piazza und die Abendsonne gehört jetzt wieder den Einheimischen und mir. Nur zehn Stunden brauchte ich mit dem Auto von Frankfurt nach Genua.
Eine der beliebtesten Touren führt von Monterossa über Cognilia bis nach Porto Venere. Die 15 Kilometer kann man als geübter "Nordic Walker" bequem an einem Tag zurücklegen. Sie führt direkt am Meer entlang und ist relativ frei von Höhenunterschieden. Doch dann hat man bereits alle "fünf Dörfer" (Cinque = Fünf, Terre = Boden, Land) durchquert und das fantastische Hinterland verpasst. Wer, wie ich ein verlängertes Wochenende bleibt, sollte sich erst ins Hinterland aufmachen. Es empfiehlt sich vor dem Start umfangreiche Dehnübungen durchzuführen. Bereits nach wenigen hundert Metern kommen erbarmungslose Steigungen, sechs Prozent und mehr. Doch wenn die Muskalatur warm geworden ist und mit jedem Höhenmeter die Aussicht grandioser wird, sind die anfänglich schweren Beine vergessen.
Im Hinterland bieten sich unzählige Weggabelungen und sie alle enden immer in einem der fünf Dörfer, wo Restaurants mit feinsten Fischgerichten und lokalen Rotweinen aufwarten. Speziell Corneglia, wo nicht nur die Außenwand der Dorfkirche direkt am Strand steht, sondern auch Gastronomen ihre Terassen in den Fels knapp über der Brandungsmarke geschlagen haben, ist ein Kleinod.
Selbst Einheimische gönnen sich dort ihren "Sundowner" und blicken wie ich mit Stolz auf ihr Tagwerk zurück - oder nach vorn, auf den riesigen, grün-weiß-roten Schriftzug, der die einzige, noch unbebaute Felswand schmückt: "Campione del mondo" ... ja, weltmeisterlich so fühlt man sich als Nordic Walker im Süden.
Informationen zu Nordic Walking
Gerade für fortgeschrittene Walker ist das bergige Terrain von Cinque Terre ideal. Aber auch Anfänger können hier Routen finden, die sie nicht überfordern. Doch wem noch etwas Sicherheit bei Haltung, Stockführung oder Abrollen fehlt, sollte sich eher an die flacheren Uferwege halten.
Mehr als 150 Euro muss man in eine ordentliche Nordic Walking Ausrüstung nicht investieren. Gerade bei Laufstöcken kann man sparen. Nur sollte man immer auf flache Griffe achten. Discountermärkte haben desöfteren Sonderangebote, die man bedenkenlos kaufen kann. Bei den Schuhen sollte man nicht sparen. Zum einen tragen sie die Hauptlast und zum anderen ist es ein weitverbreiteter Irrglaube von Anfängern, dass Nordic Walking auch in Jogging-Schuhen oder Wanderschuhe betrieben werden kann. Der Jogging-Schuh ist zu stark gedämpft und der Wanderschuh hat eine zu harte Sohle, um sauber mit dem Fuß abzurollen.
Auf atmungsaktive Kleidung sollte man achten, wenn man den Sport auch zu Hause treiben möchte und nicht nur wie der Autor im sonnig warmen Cinque Terre.