Die Fitnessbranche ist in Bewegung – leider oft in die falsche Richtung. Mit einer Kündigungsrate / Fluktuation / Drop Out Rate von Mitglieder in Fitnessstudios von bis zu 45 % in den USA stellt sich die Frage, ob Fitnessstudios ihre Kernaufgabe überhaupt noch verstehen. Statt Menschen nachhaltig zu einem gesünderen und aktiveren Lebensstil zu motivieren, scheinen viele Studios ihre Mitglieder eher durch die Hintertür wieder hinauszubegleiten. Die Ursachen? Eine Mischung aus fehlender Kundenbindung, austauschbaren Konzepten und der wachsenden Konkurrenz durch Fitnessdiscounter und innovative Alternativangebote. Was läuft hier schief?
All-Inclusive-Fitness: Ein Konzept am Ende?
Früher war es einfach: Ein Jahresvertrag, alles inklusive. Sauna, Kurse, Hightech-Geräte, Handtuchservice – das volle Paket. Doch dieses Modell ist so veraltet wie die Aerobic-Videos aus den 80ern. Heute sehen wir eine Fitnesslandschaft, die durch Discounter-Konzepte und spezialisierte Studios aufgebrochen wird. Warum 60 Euro im Monat für einen Alleskönner-Club zahlen, wenn man für 20 Euro das bekommt, was man wirklich braucht? Die Frage stellen sich immer mehr Kunden, und die Antwort fällt für die klassischen Studios selten positiv aus.
Die Schuldfrage: Fernsehen, Kopfhörer oder doch das Studio selbst?
Es ist leicht, Gründe für die hohe Kündigungsrate zu finden. Manche machen die Digitalisierung verantwortlich: Cardiokinos und Kopfhörer isolieren die Mitglieder und zerstören das Gemeinschaftsgefühl, das früher viele Menschen in die Studios zog. Andere sehen das Problem in der mangelnden Betreuung. Wenn Mitglieder alleine vor sich hintrainieren und keine Fortschritte sehen, schwindet die Motivation. Doch das größte Problem ist oft das Studio selbst: Fehlende Innovation, mangelnde Kundenorientierung und eine Abwesenheit von echter Begeisterung für die Sache. Wenn ein Fitnessstudio nicht bereit ist, seine Mitglieder wirklich zu unterstützen, bleibt das Kündigungsschreiben nicht aus.
Motivationskiller oder Motivationsmotor?
Während einige Studioleiter resigniert behaupten, man könne niemanden zum Training motivieren, beweisen Konzepte wie Orange Theory das Gegenteil. Hier wird Training abwechslungsreich und zielgerichtet gestaltet, mit einem klaren Fokus auf Fortschritte und Spaß. Kein Jahresvertrag, keine Verpflichtung – stattdessen Einzelsessions, die Mitglieder fordern und fördern. Der Erfolg zeigt, dass die Branche umdenken muss: Weg von der Massenabfertigung, hin zu individueller Betreuung und Flexibilität.
Discounter vs. Premium: Ein ungleicher Kampf?
Discounter-Studios wie Planet Fitness - in Deutschland in etwas vergleichbar mit Mc Fit Fitnessstudios - setzen auf schlichte Angebote und niedrige Preise. Kein Schnickschnack, kein Handtuchservice – einfach Geräte und freie Zeiten. Das reicht vielen Menschen, besonders denen, die unabhängig und zeitungebunden trainieren möchten. Doch genau hier liegt die Chance für Premium-Studios: Sie könnten mit besserer Betreuung, spezialisierten Kursen und einem Gefühl von Gemeinschaft punkten. Stattdessen sparen viele Studios an den falschen Stellen und investieren lieber in noch mehr Cardiogeräte, statt in Kursprogramme oder qualifiziertes Personal. Kein Wunder, dass die Mitglieder reihenweise weglaufen.
Gemeinschaft als Schlüssel zum Erfolg
Eine Studie nach der anderen zeigt: Wer sich in einem Fitnessstudio als Teil einer Gemeinschaft fühlt, bleibt länger dabei. Doch diese soziale Komponente wird oft ignoriert. Warum nicht mehr Yoga- oder Einsteiger-Kurse anbieten, in denen Mitglieder Kontakte knüpfen können? Warum nicht Treffen für Neumitglieder organisieren oder Programme entwickeln, die speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind? Stattdessen wird lieber darauf gewartet, dass die Kunden von selbst den Weg ins Kursprogramm finden – ein Ansatz, der so ineffektiv ist wie ein Laufband ohne Strom.
Wenn Fortschritte stagnieren: Das Ende der Motivation
Fluktuation: Viele Mitglieder verlassen Fitnessstudios, weil sie nach einer Anfangseuphorie keine Fortschritte mehr sehen. Statt darauf zu reagieren, werden sie oft allein gelassen. Personal Trainer könnten hier Abhilfe schaffen, aber in vielen Studios wird diese Option entweder kaum angeboten oder ist zu teuer. Konzepte wie die „Bar Methode“ oder spezialisierte Fitnessstudios wie Orange Theory zeigen, wie es besser geht: individuelle Betreuung, abwechslungsreiche Workouts und echte Fortschritte. Doch diese Ansätze sind in der breiten Masse der Studios selten zu finden.
Ein Blick in die Zukunft: Was muss sich ändern?
Die Fitnessbranche steht an einem Scheideweg. Studios, die weiterhin auf veraltete Konzepte setzen und die Bedürfnisse ihrer Mitglieder ignorieren, werden langfristig verlieren. Stattdessen müssen sie lernen, ihre Mitglieder nicht nur als Einnahmequelle, sondern als Menschen zu sehen, die Unterstützung und Motivation brauchen. Socializing, innovative Kurse und flexible Angebote könnten der Schlüssel sein, um die Fluktuation zu verringern und die Mitgliederbindung zu stärken. Denn am Ende des Tages geht es nicht nur um Muskeln und Gewichte – es geht um Menschen.
Fitnessstudios in den USA in der Krise - in Deutschland auch?
Die hohen Kündigungsraten in den USA sind ein Warnsignal, das auch die deutsche Fitnessbranche nicht ignorieren sollte. Während innovative Konzepte wie Orange Theory und spezialisierte Studios zeigen, wie Mitglieder begeistert werden können, verharren viele traditionelle Fitnessclubs in ihrer Komfortzone. Doch ohne Veränderung wird der Mitgliederschwund weitergehen. Es wird Zeit, die Fitnessbranche neu zu denken – mit Fokus auf die Mitglieder, nicht nur auf den Gewinn.