Lionel Messi, das Wunderkind

Lionel Messi, das Wunderkind

foto: leomessi.com
Der Zeichentrick ist simpel, die Szene jedoch vielsagend. Ein kleines Strichmännchen schlängelt sich durch einen Slalom von Fußballerbeinen. Es schiebt einen Ball vor sich her, der so groß ist wie das Männchen selbst. Doch keiner der Riesen kann ihn aufhalten, es dribbelt und dribbelt bis es am Ziel ist, am Tor. Ein fantastisches Fußballmärchen ist das, und es trägt einen Namen: Lionel Messi. Sein Lebensmotto: Impossible is nothing!



“El pulga”, der Floh, das ist Messis Spitzname. Denn wie in dem Werbe-Zeichentrick eines bekannten Sportartikelherstellers flitzt Messi Woche für Woche mit dem Ball am Fuß an den Riesen der spanischen Primera Division, der Champions League oder der Nationalmannschaften hindurch. Dabei ist er selbst ein Riese im Fußballgeschäft geworden.



Seine Karriere liest sich so zauberhaft wie seine Ballkunst. Mit fünf Jahren betritt er erstmals, an der Hand seiner Großmutter geführt, einen Bolzplatz im argentinischen Rosario. Kaum hat er die Kugel, lässt er sie nicht mehr los. Der Ball scheint dem kleinen Lionel angewachsen wie ein eigenes Körperteil, und ersetzt die fehlenden Zentimeter seiner Größe. Bald gilt er als begnadeter Techniker, spielt für Newell’s Old Boys in Buenos Aires, dennoch lehnt ihn der Spitzenklub River Plate ab. Zu leicht, zu zerbrechlich wirkt der kleine Lionel, der an Wachstumsstörungen leidet. Messi misst selbst im Alter von 13 Jahren lediglich 1.40 Meter. Die Hormonbehandlung kostet die Familie zirka 900 US-Dollar im Monat. Ein beträchtliche Summe für eine argentinische Durchschnittsfamilie, speziell während der damaligen Wirtschaftskrise. Argentinien erleidet einen Staatsbankrott. Fast endet die Karriere des Lionel Messis, bevor sie überhaupt angefangen hat. Doch sein Vater ist hartnäckig. Die Familie zieht nach Barcelona und nach einem Probetraining beim FC wird der damals 13-jährige sofort in die Jugendförderung des katalanischen Klubs aufgenommen. Der Vertrag soll auf einer Serviette abgeschlossen worden sein.



Der FC Barcelona bezahlt die notwendige Hormonbehandlung. Sein kleines Handicap soll ihm nicht mehr die Karriere verbauen. Vier Jahre lang werden Messi täglich Hormone jeweils ins rechte und linke Bein gespritzt. Dadurch soll er wachsen. Es klappt bis zu einer Größe von 1,69 Meter, die er heute misst. Neben der Hormonbehandlung nimmt Messi an dem harten, aber exzellenten Jugendcamp der Katalanen teil. Präzises und schnelles Kurzpassspiel gehören zu den Schwerpunkten des Trainings. Dafür ist „Barca“ bekannt. Technik und Ballgefühl werden exzessiv geübt und gefördert, weniger Augenmerk auf reine Kraft gelegt. Es interessiert nicht, wie kräftig die Jungen dort sind, sondern wie sie mit dem Ball umgehen, wie sie sich bewegen und sich intelligent im Spiel einsetzen.



Das kommt dem kleinen Lionel entgegen. Nach und nach wird er zum Star in der Jugendmannschaft. 2004 feiert er dann sein Debüt im Profiteam, mit gerade mal 17 Jahren. Dennoch wird er dort nicht gleich „verbrannt“. Erst nach und nach, von Saison zu Saison, steigern sich seine Einsätze. 2005 erhält er einen sensationellen Fünfjahresvertrag mit einer Ausstiegsklausel für 150 Millionen Ablöse. Mit 18 Jahren kann er sich damit nicht nur spielerisch an den Stars wie Ronaldinho oder Deco messen.



Und dann, an einem 18. April 2007, vollbringt er das, was einst Diego Maradona zum göttergleichen Spieler gemacht hat: An der Mittellinie dribbelt er im Trikot des FC Barcelona los, umrundet vier Verteidiger des FC Getafe, umdribbelt den Keeper und ein Lupfer über den heranrutschenden letzten Abwehrspieler bringt den Ball ins Tor. Argentinien hat einen neuen Fußballgott: Lionel Messi. Der große Maradona selbst spricht ihn heilig: „Messi ist mein Nachfolger“.



Mittlerweile trägt der junge Wilde die Nummer 10 beim FC Barcelona wie auch in der argentinischen Nationalmannschaft. Seine Stärke ist das unverwechselbare Tempodribbling. Messi und der Ball sind eins. Das Kind in ihm hat er sich bewahrt: Schlitzohrig trickst er selbst die beste Abwehr aus.



Doch Messis Topform beruht nicht nur auf seinen magischen Fähigkeiten mit dem Ball, auch hartes Training gehörte für ihn immer dazu. Der Drill im Jugendcamp von Barcelona und die professionelle Aufbauarbeit bei den Profis haben Messi zu dem gemacht, was er ist. Zu den Spielen der Nationalmannschaft schickt Barcas Trainer Josep Guardiola Messis persönlichen Masseur mit. Und seit neuestem macht er eine regelrechte Diät, um sein Verletzungsrisiko zu minimieren. Reichlich Fisch und Gemüse gibt es nun statt der argentinischen Leibspeise, das Rindersteak. Er selbst fühlt sich noch fitter. Denn Lionel Messi, der Floh, will viel erreichen. Viel fehlt ihm nicht mehr an Titeln: nur noch der Weltmeisterpokal und die Auszeichnung als Spieler des Jahres fehlen in seiner Vitrine. Doch jetzt geht es erstmal um den Gewinn der Champions League, schon wieder.



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