Könnte medizinischer Cannabis bei der Schmerzbehandlung von Sportlern helfen?

Könnte medizinischer Cannabis bei der Schmerzbehandlung von Sportlern helfen?

Bild von Tumisu auf Pixabay

In der medizinischen Behandlung von Sportlern laufen viele Dinge anders. So erhalten Athleten, Fußballer und Co. oftmals andere Arten der Behandlung, die der Ottonormalverdiener von seinem Arzt nie erhalten würde. Die Möglichkeiten des medizinischen Cannabis sorgen hier jedoch für eine Annäherung. Denn er ist schon jetzt bei einer Vielzahl von Beschwerden und Krankheiten erfolgreich eingesetzt worden. Meist jedoch, um Schmerzen zu lindern und um das allgemeine Wohlgefühl zu stärken. Hat die Heilpflanze also vielleicht auch im Sport eine Zukunft? Dieser Frage möchten wir in diesem Artikel einmal auf den Grund gehen.



Die Flut an Schmerzmedikamenten im Sport


Sowohl im Profisport als auch im Breitensport werden viel zu viele Schmerzmittel verschrieben. Einige Studien haben gezeigt, dass die Pillen schon fast wie „Smarties“ verteilt werden. Eine Umfrage unter Marathon-Läufern in Bonn hat gezeigt, dass rund 60% schon vor dem Start Schmerzmittel präventiv eingenommen haben. Ähnliche Zahlen sind auch in anderen Sportarten zu finden. Zu den beliebtesten Präparaten gehören unter anderem Aspirin, Ibuprofen und Paracetamol. Alternativen für die Schmerzbehandlung im Sport sind also wirklich notwendig. Zumal falsches oder zu intensives Training häufig die Ursache für diese Behandlungsform ist.



Warum wird im Sport so schnell zu Medizin gegriffen?


Der Verbrauch von Schmerzmitteln ist schon seit Jahren steigend. Bemerkbar macht sich dies auch in den Umsätzen der Pharma-Unternehmen. Im vergangenen Jahr wurden mit Schmerzmitteln in Deutschland rund 551 Millionen Euro umgesetzt. Für 2025 werden bereits jetzt ca. 650 Millionen prognostiziert. Die gesteigerte Nachfrage ist auch auf den Sport zurückzuführen. Denn viele Sportler trainieren heute sehr intensiv, ohne sich die notwendigen Regenations- und Ruhephase zu gönnen. Das betrifft vor allen Dingen den Breitensport. Im Leistungssport hingegen ist die Einnahme an die immer intensiver werdenden Saisonen geknüpft. So hat ein Fußballer nicht nur das harte Training und die 34 Bundesliga-Spiele auf dem Programm, sondern außerdem noch Länderspiele ggf. WM oder EM sowie europäische Wettbewerbe wie Champions League oder Europa League.



Cannabis in der Sport-Schmerzmedizin denkbar?


Die schmerzlindernde Wirkung von Cannabis auf den menschlichen Organismus ist bereits untersucht und bestätigt worden. Schließlich haben die vielen Wirkstoffe in der Heilpflanze die Möglichkeit, an die Rezeptoren im Gehirn sowie an der Wirbelsäule anzudocken. Auf diese Weise kann Cannabis also helfen, Schmerzen zu lindern oder deren Weiterleitung vollständig zu blockieren. Besonders, wenn das Nervensystem schon Schäden davon getragen hat, ist die Heilpflanze sehr effektiv.



Cannabis im Leistungssport vorerst nicht vorgesehen


In Bezug auf die Schmerzbehandlung im Profisport ist die Verwendung von medizinischem Cannabis nur begrenzt möglich. Schließlich verbieten die Anti-Doping-Regeln die Einnahme von THC und anderen Cannabionoiden, aufgrund des Verdachts, der Leistungssteigerung. Es müsste sich also erst was in den einzelnen Sportverbänden ändern. Bei Ibuprofen und Co. sieht die Sache jedoch anders aus. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) antwortete auf eine Recherche von ARD und Correctiv, dass Schmerzmittel nicht Leistungssteigernd sind, sondern lediglich Leistung wiederherstellen könnten. Ergo: Vorerst keine Schmerzbehandlung mit Cannabis im Leistungssport. Schmerzmittel hingegen stellen kein Problem dar.



Cannabis im Breitensport vielleicht bald möglich


Wer heute an einer schwerwiegenden Krankheit oder Behinderung leidet, kann mit einer ärztlichen Bescheinigung schon jetzt Cannabis online kaufen. Möglich gemacht hat dies eine Gesetzesänderung im Jahr 2017 durch den deutschen Bundestag. Für alle anderen und vor allen Dingen für die Schmerzbehandlung im Breitensport gibt es bisher keine entsprechenden Regelungen. Wenn der verschreibende Arzt also eine Therapie mit medizinischem Cannabis für sinnvoll hält, kann er ein solches Rezept ausstellen. Für viele Ärzte reicht die Datengrundlage jedoch noch nicht aus, weshalb es nur in sehr schweren Fällen zu einer solchen Behandlung kommt.



Cannabis-Legalisierung bald Realität?


Um im privaten Bereich ohne Artest eine Schmerzbehandlung durchführen zu können, muss erst das Betäubungsmittelgesetzt (BtMG) geändert werden. Mit der neuen Regierungskoalition bestehend aus SPD, Grüne und FDP ist dies ein wenig wahrscheinlicher geworden als in den Jahren zuvor. Die „Ampel-Koalition“ hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, eine kontrollierte Abgabe von Cannabis für Erwachsene legalisieren zu wollen. Allerdings soll die Qualität streng kontrolliert werden. Selbstverständlich sollen auch die Jugendschutzgesetzte weiter in Kraft bleiben. Somit ist die Cannabis Schmerzbehandlung vielleicht schon in den nächsten zwei Jahren völlig legal in Deutschland möglich. Ohne dafür vorher einen Arzt aufsuchen zu müssen. Die Chancen stehen gut, zumal aktuell eine Reihe weiterer Cannabis-Studien laufen.

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