Seit Jahrzehnten tobt ein Kampf unter Ernährungsexperten über die „richtige“ Menge und Auswahl an Kohlenhydraten in der täglichen Ernährung. Diese Auseinandersetzung hat immer heftigere Auswirkungen im Beratungswesen.
Die richtige Kohlenhydratmenge
Eine Episode meines letzten Supermarktbesuchs zeigte es deutlich: Zwei Damen debattierten am Obstregal darüber, ob Äpfel zu viel Zucker enthalten, um gesund und figurfreundlich zu sein. Während die eine auf den Kauf verzichtete, gab die andere ihrem Appetit nach und nahm ein Kilogramm mit, um es durch mehr Sport auszugleichen.
Wieviel Obst darf man noch essen?
Ich war etwas irritiert, aber auch durch einige Fragen zum Thema „Wieviel Obst darf man noch essen?“ vorgewarnt. So unsinnig der Gedanke für viele auch klingen mag – er ist für viele ein Thema und somit einer Behandlung würdig.
Kohlenhydratreich oder kohlenhydratarm?
Die Antwort fehlt mir, wie auch vielen anderen Fachleuten, die sich nicht einer der beiden Seiten verschrieben haben. Im Grunde könnte genau dies die eigentliche Antwort sein. Während man den Studienverlauf zum Thema verfolgen kann, lohnt sich auch ein Perspektivwechsel.
Ernährungsweisen und ihre Auswirkungen
Welche Ernährungsweisen korrelieren mit einem langen und gesunden Leben? Die drei am häufigsten zitierten sind:
Die traditionellen Ernährungsgewohnheiten der Inuit
Diese Ernährung enthält sehr wenige
Kohlenhydrate, dafür große Mengen an Fleisch und Fisch. Die Vitaminversorgung erfolgt aus dem rohen Verzehr dieser Lebensmittel. Frische pflanzliche Lebensmittel sind Mangelware und auf einige Beeren und Algen beschränkt.
Die traditionelle Mittelmeerkost
Diese Ernährung umfasst eine vielfältige Auswahl an saisonalen und frischen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Teigwaren, Brot, Fisch, Fleisch, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, kaltgepresste Öle und moderate Mengen an Milchprodukten. Die Kohlenhydratmenge ist moderat.
Die traditionelle japanische Ernährung
Diese Ernährung ist kohlenhydratreich, mit weißem Reis und Nudeln als Sättigungsgrundlage, kombiniert mit viel Gemüse, Früchten, Algen,
Fisch, Fleisch, Soja und Tee. Milchprodukte spielen kaum eine Rolle.
Die „western diet“ als gegenteiliges Modell
Das Lebensmittelangebot in unserer Umgebung bietet zwar die Möglichkeiten für traditionelle Ernährungsweisen, aber auch für viele ungesunde Optionen. Die Präferenz für fett- und zuckerreiche Nahrung führt zu Stoffwechselerkrankungen und Fettleibigkeit.
Ein prallgefüllter Supermarkt
Unsere Wünsche und Präferenzen werden von der Lebensmittelindustrie interpretiert, was zu einem prallgefüllten Supermarkt führt, in dem unverarbeitete Lebensmittel nur einen kleinen Teil des Angebots ausmachen. Verarbeitete Lebensmittel dominieren das Angebot.
Die Verbreitung der „western diet“ und ihre Auswirkungen
Fastfood-Ketten sind ein Beispiel für den Erfolg der „western diet“ auf die Ernährungsentwicklung weltweit. Auch in Gebieten mit traditionell gesunder Ernährung sind Stoffwechselkrankheiten im Kommen, oft korreliert mit dem Konsum westlicher Nahrungsmittel.
Zucker – absolut im Wachstum
Zucker spielte in der menschlichen Ernährung lange Zeit kaum eine Rolle. Die Entwicklung von Methoden zur Zuckergewinnung war ein großer kultureller Schritt. Heute ist der Zuckerkonsum stark gestiegen, was zu gesundheitlichen Problemen führt.
Zucker als Gegner der Gesundheit?
Zucker hat den Status als Hauptgegner der Gesundheit übernommen. Eine hohe Zuckeraufnahme, kombiniert mit einer einseitigen Ernährung und
Bewegungsarmut, überlastet den Zuckerstoffwechsel und schadet dem Körper.
Haben Kohlenhydrate einen Gesundheitswert?
Glucose ist der Grundenergieversorger für alle Lebewesen. Der Mensch hat einen Mindestbedarf von ca. 180g/Tag. Kohlenhydrate sind sinnvoll, da sie den Energie- und
Nährstoffbedarf decken. Eine kohlenhydratfreie Ernährung ist schwierig und oft nicht notwendig.
Wie viele Kohlenhydrate soll man essen?
Es herrscht keine Einigkeit über die optimale Kohlenhydratmenge. Der praktische Indikator ist die subjektive Leistungsfähigkeit, gepaart mit der gefühlten Lebensqualität und den Aussagen des Gesundheitschecks. Die Gesundheit kann nicht ausschließlich an einem Makronährstoff festgemacht werden.
Kohlenhydrate – Freunde oder Feinde? - Na ja:
Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens. Die momentane Faustregel besagt, dass ca. 30% der Gesundheit in der Genetik und Epigenetik zu finden sind, die restlichen 70% in unserem Lebensstil, inklusive der Ernährung. Bewegung, Stressmanagement, Umgang mit Suchtmitteln, soziale Bindungen und Lebensqualität sind ebenfalls wichtige Faktoren.