Wie Joggen zu Schmerzen beim Sex oder Harnwegsinfekten führen kann
Die junge Frau, die in der Praxis vor mir sitzt, ist ganz verzweifelt: Egal was Sie tut, immer wieder kommt es zu schmerzhaften Blasenentzündungen und Schmerzen beim Sex. Und wenn Sie dann beim Hausarzt ist, ist der Urintest unauffällig und auch sonst lässt sich keine Ursache finden. Allmählich käme Sie sich vor wie eine Hypochonderin, aber, so betont Sie zu Recht, „das kann ich mir doch nicht alles einbilden!“ Tut sie auch nicht, die Patientin leidet an der sogenannten „Joggingblase“!
Die junge Frau, die in der Praxis vor mir sitzt, ist ganz verzweifelt: Egal was Sie tut, immer wieder kommt es zu schmerzhaften Blasenentzündungen und Schmerzen beim Sex. Und wenn Sie dann beim Hausarzt ist, ist der Urintest unauffällig und auch sonst lässt sich keine Ursache finden. Allmählich käme Sie sich vor wie eine Hypochonderin, aber, so betont Sie zu Recht, „das kann ich mir doch nicht alles einbilden!“ Tut sie auch nicht, die Patientin leidet an der sogenannten „Joggingblase“!
Gerade Frauen, die sportlich und gesund sind, leiden häufig unter wiederkehrenden Harnwegsinfekten und Schmerzen beim Sex. Ein häufig unerkannte Ursache sind so genannte Myome, das sind gutartige Muskelzellwucherungen der ursprünglich normalen Gebärmuttermuskulatur. Diese an sich harmlosen Muskelknoten in der Gebärmutter hat fast jede dritte Frau über 30 Jahre. Sie sind oft mehrere Zentimeter groß und entarten nur in den seltensten Fällen bösartig (unter 1 Prozent). Eine Veranlagung zu Myomen wird auch vererbt. Bei Afro-Amerikanerinnen und Afrikanerinnen treten sie sogar noch häufiger auf. Myome sind hormonabhängig, wachsen Gewebe verdrängend (nicht einwuchernd wie Krebszellen) und verursachen keine spezifischen Beschwerden. Oft werden Sie deshalb nur zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung entdeckt, obwohl Myome jeder Frauenarzt sehr einfach und schmerzlos mit einem Ultraschall durch die Scheide feststellen kann.
Beim Joggen oder anderen bewegungsintensiven Sportarten können Myome aber aufgrund Ihrer Lage zu den oben genannten Beschwerdebildern (Blasenentzündung oder Schmerzen bei Sex) führen. Die Gebärmutter liegt bei der Frau mittig im Becken und ist in direktem Kontakt nach vorne gegen die Harnblase gekippt. Wenn nun eines oder mehrere dieser Myome die Gebärmutter verformen und natürlich auch schwerer machen, verändert sich das komplizierte Gefüge im Becken. Bei andauernden Erschütterungen, wie Sie typischerweise beim Joggen entstehen, kommt es zu einer mechanischen Reizung der Blase bis hin zur reibungsbedingten Entzündung der empfindlichen Blasenschleimhaut. Manchmal ist der Urin nach dem Joggen sogar blutig. Die Frauen haben die gleichen Symptome wie bei einer bakteriellen Entzündung, nur dass sich mit den üblichen Tests eben Nichts nachweisen lässt. Bei Gynäkologen und Urologen ist diese Erkrankung tatsächlich deshalb als „Joggingblase“ bekannt.
Die Lösung ist wie oft im Leben sehr einfach und doch genial: Meist reicht es aus, mit halbvoller Blase zu Joggen oder Sex zu haben und eben nicht wie meist üblich vorher auf Toilette zu gehen. Der Urin in der Blase wirkt wie ein Flüssigkeitspolster, das die Stöße durch die Myome der Gebärmutter abbremst und verhindert zudem, dass die Blasenwände gegeneinander reiben.
Wenn die Beschwerden damit nicht in den Griff zu kriegen sind oder die Myome Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch oder Fehlgeburten sind, müssen die Myome von spezialisierten Frauenärzten oder im Kinderwunschzentrum beurteilt werden und Organ erhaltend operiert werden. Im Kinderwunschzentrum Darmstadt führen wir mit einer sanften OP-Technik die Gebärmutter ihrer ursprünglichen Form und Funktion zu. Radikale Gebärmutterentfernungen oder unvollständige Myomentfernungen per Bauchspiegelung sind zum Glück nicht mehr der Goldstandard.