Wie werden Fußballerinnen fit für die Bundesliga-Saison?
Nachdem die Fußballer der Bundesligisten schon die ersten Trainingseinheiten hinter sich haben, starten nun auch die Mannschaften der Frauenbundesliga in die Vorbereitung, um sich fit für die neue Saison zu machen.
Und ich mittendrin: Sandra Deilmann, Spielerin der SG Essen-Schönebeck. Seit dem „Zwangswechsel“ von der Jungenmannschaft zu den Mädchen spiele ich nunmehr seit elf Jahren bei der SGS und habe hier schon so einige Hochs und Tiefs durchlebt. Als herausragendes Erfolgserlebnis meiner „Fußball-Vita“ zählt eindeutig der Bundesliga-Aufstieg im Jahre 2004. Aber auch persönliche Niederschläge wie zwei Kreuzbandrisse habe ich durchleben müssen.
Nun, in meiner vierten Bundesligasaison, von denen ich bisher verletzungsbedingt leider noch keine durchgespielt habe, steht meiner Mannschaft und mir eine Saison bevor, in der man endlich ganz oben angreifen will. Der Verein und jede einzelne Spielerin haben für die neue Saison hochgesteckte Ziele formuliert, die mit Hilfe von acht Neuzugängen (allerdings auch drei Abgänge) realisiert werden sollen.
Grundlage hierfür bildet einmal mehr die sechswöchige, schweißtreibende Vorbereitung, dessen Höhepunkt in dem einwöchigen Trainingslager in Waldbreitbach (nahe Koblenz) gipfelt.In dem kleinen, beschaulichen Ort, in dem wir nun schon im vierten Jahr Quartier beziehen, finden wir optimale Bedingungen vor, um die Konzentration voll auf Fußball zu richten.
Doch bevor es ins Trainingslager geht, beginnt die Vorbereitung auf heimischen Sportplätzen. Dabei wird jede Spielerin sehen, wie ihr konditioneller Zustand ist, denn wir kommen aus der „Fußball-losen Zeit“. Natürlich sollten wir uns mit einem eigenen Fitnessprogramm im Urlaub fit halten, um eine gewisse konditionelle Grundlage aufrechtzuerhalten. Doch Laufen ohne Ball ist auch für Fußballerinnen kein natürlicher Instinkt.
Sechs harte Wochen stehen uns nun bevor, in denen erst einmal fünf Mal die Woche Fitness, Kondition, Sprintschnelligkeit und Kraft auf dem Trainingsplan stehen. Das Programm des Trainingslagers umfasst neben der Schaffung der körperlichen Voraussetzungen aber auch taktische und spielerische Raffinessen, die allerdings besonders in den letzten zwei bis drei Wochen, verfeinert werden.
Trainingslager sind im Frauenfußball von besonderer Bedeutung: Im Gegensatz zu den Männern sind wir alle berufstätig oder in der Ausbildung, sodass für den Trainer nur während dieser kurzen Zeit die Möglichkeit besteht, intensiv und ohne Unterbrechung mit seinen Spielerinnen und seiner Mannschaft zu arbeiten. Da nur die wenigsten Frauen vom Fußball oder daraus resultierenden Werbeeinnahmen leben können, ist normalerweise nur einmal Training pro Tag möglich.
Unsere Vorbereitung beginnt mit einem morgendlichen Waldlauf mit anschließenden Kräftigungsübungen. Es folgen zwei weitere Trainingseinheiten auf dem Platz (einmal Kondition, einmal Fußball). Großes Augenmerk wird auf Mannschaftsbildung gelegt – und nein, das ist kein Euphemismus für kollektiv-gerechtfertigtes Betrinken! Unsere abendliche Aktivitäten sind eher intellektueller Natur: beispielsweise ein selbstinszeniertes Theaterstück gegen den Lagerkoller.
Trotz guter Stimmung in unserer Mannschaft kann eine Woche lang werden. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten (wenn ich aufgrund der oben genannten Verletzungen auch erst ein Trainingslager voll mitmachen konnte), dass die Trainingslager wirklich anstrengend sind und manchmal an den Nerven zehren. Am liebsten würde man die Trainer verfluchen, doch die entscheiden ja über die Startelf, so dass man seinen Koller dann doch lieber an der Zimmergenossin auslässt. Gerade in diesem Jahr, mit einem zusätzlichen, harten Trainingstag, unseren hochgesteckten Zielen und acht Neuzugängen wird eine gute Stimmung wichtig sein. Auch wenn dadurch die gelaufenen Kilometer nicht kürzer werden, es minimiert die gefühlten „Qualen“ der Trainingseinheiten.
Und nach sechs Wochen ist die Vorbereitung dann endlich vorbei. Für jeden Fußballer, ob Mann oder Frau, ist diese Zeit die Schlimmste. Wenn Sie möchten können Sie zu Hause unser Training mitmachen. In den nächsten Wochen werde ich detailliert über unsere Konditionsübungen berichten und da geteiltes Leid halbes Leid ist, lade ich Sie herzlich ein: Machen Sie mit.
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