Gewicht verlieren im Fitnessstudio? Warum Abnehmen "DA" trotz Training nicht funktioniert

Gewicht verlieren im Fitnessstudio? Warum Abnehmen "DA" trotz Training nicht funktioniert

Pexels Andrea Piacquadio

Über Sport kann ich nicht abnehmen. Punkt. Das geht nicht! Kalorien, Kilos und Katerstimmung

Es klingt wie ein schlechter Scherz für all jene, die sich jeden zweiten Morgen motiviert in ihre Laufhose zwängen, sich keuchend durch den Stadtpark schleppen und mit hochrotem Kopf stolz auf ihre Sportuhr blicken: 480 Kilokalorien verbrannt – super! Nur leider entspricht das gerade mal dem Energiegehalt von einer halben Pizza Salami oder einer dreiviertel Packung Studentenfutter. Wie Professor Dr. Ingo Froböse so nüchtern wie ernüchternd feststellt: "Ein Kilogramm Körperfett enthält etwa 7.000 Kilokalorien" – ein sportlicher Wettlauf gegen Windmühlen beginnt.

Die bittere Realität der Energiebilanz

Sport macht gesund, keine Frage. Er senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verbessert die Insulinsensitivität, stärkt Muskeln und Knochen – und ja, er verbessert auch die Laune. Aber wenn es um das nackte Ziel "Gewichtsreduktion" geht, dann ist Sport, sagen wir es freundlich, nicht der Gamechanger, den viele sich erhoffen. Der Grund liegt in der banalen Mathematik: Der Kalorienverbrauch durch Bewegung ist überraschend niedrig im Vergleich zur Energieaufnahme durch Nahrung. Wer etwa ein Croissant nascht, müsste dafür rund 40 Minuten stramm spazieren gehen. Und wer – Gott bewahre – abends Chips knabbert, darf laut Froböse gleich 110 Minuten Treppen steigen, um den kalorischen Schaden zu neutralisieren. Und für die ganz Schlauen unter uns, die sagen: "Jaaa abber der Grundumsatz durch Muskelmasse dem sei unser Artikel: "Falsche Versprechungen: Kann Muskelmasse wirklich den Grundumsatz steigern?" empfohlen!

Warum wir trotzdem schwitzen sollten

Bevor jetzt sämtliche Turnschuhe aus dem Fenster geworfen werden und die Yogamatte als Türstopper endet: Sport ist nicht sinnlos! Ganz im Gegenteil. Er ist ein essenzieller Bestandteil eines gesunden Lebensstils und wirkt gewichtsstabilisierend – allerdings eher über den langfristigen Muskelaufbau. Neuere Studien zeigen zudem, dass regelmäßige Bewegung das Essverhalten positiv beeinflusst, Stress reduziert – und damit auch das emotionale Essen eindämmt. Doch wer glaubt, mit drei Joggingrunden pro Woche könne man sich die Kalorien eines Doppeldeckers mit Sahne „wegstrampeln“, sitzt einem klassischen Irrtum auf.

Die große Falle der sportlichen Selbsttäuschung

Das heimtückische an der Sache ist: Bewegung macht hungrig – und zwar nicht selten auf genau die Lebensmittel, die man eigentlich meiden wollte. Hinzu kommt ein psychologischer Effekt namens „moral licensing“: Wer etwas Gutes getan hat (z. B. Sport gemacht), erlaubt sich danach eher einen kleinen „Ausrutscher“. In der Praxis bedeutet das: Nach 45 Minuten auf dem Crosstrainer landen nicht selten zwei Schokoriegel auf dem Sofa. Die Kalorienbilanz? Unterirdisch. Studien aus dem Jahr 2024 belegen, dass Menschen ihren Kalorienverbrauch durch Sport regelmäßig überschätzen – und gleichzeitig die Energieaufnahme unterschätzen. Die Folge: Trotz aller Mühe tut sich auf der Waage – nichts.


Moderne Medizin: Der Stoffwechsel ist kein Wunschkonzert

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen zunehmend, dass der individuelle Stoffwechsel beim Abnehmen eine größere Rolle spielt als bisher angenommen. Eine bahnbrechende Studie von Pontzer et al. (2021), bestätigt durch neuere Erhebungen im Jahr 2023, zeigt: Der menschliche Energieverbrauch passt sich erstaunlich gut an erhöhte Aktivität an. Wer regelmäßig Sport treibt, verbrennt nicht linear mehr, sondern der Körper kompensiert dies durch Einsparungen an anderer Stelle – ein biologischer Sparmodus. Das bedeutet: Je mehr wir uns bewegen, desto effizienter wird der Körper – und das ist evolutionär genial, für die Bikini-Figur aber suboptimal.

Die Lösung liegt im Teller, nicht in den Turnschuhen

Wenn es um das Thema Gewichtsreduktion geht, führt kein Weg an der Ernährung vorbei. Wer mehr isst, als er verbrennt – egal wie sportlich – wird nicht abnehmen. Punkt. Der Schlüssel liegt in einer kontrollierten, ausgewogenen Ernährung mit moderatem Kaloriendefizit. Das heißt nicht Verzicht auf Lebensfreude, sondern bewusste Auswahl: Gemüse statt Gummibärchen, Linsen statt Limo, Wasser statt Weinschorle. Sport bleibt dabei ein großartiger Begleiter – aber eben nicht der alleinige Held der Geschichte. Er ist der Sidekick, nicht der Superheld.

Froböse hat recht – und wir haben einen Auftrag

Wer Prof. Froböse kennt, weiß: Er nimmt kein Blatt vor den Mund, aber er hat Herz für Gesundheit. Sein Appell ist klar – nicht dem Fitnesswahn erliegen, sondern ehrlich mit sich sein. Bewegung bleibt wichtig, aber sie ersetzt keine disziplinierte Ernährung. Und vielleicht ist genau diese Erkenntnis die Grundlage für echten Erfolg: weniger Selbstbetrug, mehr Selbstfürsorge. Also: Laufschuhe nicht wegwerfen, aber beim Einkauf genauso engagiert sein wie beim Intervalltraining. Denn der Weg zur Wunschfigur beginnt eben nicht im Fitnessstudio – sondern beim nächsten Gang zum Kühlschrank.

Quellen:
Froböse, I. (2024). Interviews und Medienauftritte, u. a. WDR, ARD, ZDF.
Pontzer, H. et al. (2021). Constrained total energy expenditure and metabolic adaptation. Science.
Hall, K. D. et al. (2023). Energy compensation and adaptive thermogenesis in response to exercise. Journal of Clinical Metabolism.
Institute for Health Metrics (2024). Bewegung und Gewichtsregulation: Eine Meta-Analyse neuer Daten aus Europa.





Abnehmen im Fitnessstudio? Warum das trotz Training nie funktioniert!

0 Kommentare