In vielen Statistiken zu den Motiven für die Aufnahme eines Trainings rangiert die Gesundheit ganz oben. Allerdings ist hierbei nicht klar, was die Befragten mit Gesundheit eigentlich verbinden. Genauso scheint es auch unter den Trainern zu sein, denn immer wenn ich in Seminaren danach frage, was eigentlich Gesundheit ist, bekomme ich höchst unterschiedliche Antworten. Genauso verhält es sich, wenn mir die Seminarteilnehmer erklären, in welcher Fitnessanlage sie arbeiten. Öfter bekomme ich die Antwort: "Bei uns wird ganz gesundheitsorientiert gearbeitet." Wenn ich dann nachfrage, was das denn bedeutet, dann sind die Antworten ziemlich diffus.
Eine häufige Antwort ist: "Bei uns gibt es keine Pumper und keine hohen freien Gewichte." Aha, denke ich dann, gesundheitsorientiert bedeutet also, dass auf freie Übungen verzichtet wird und die Mitglieder keine Muskeln aufbauen. - In diesem Artikel habe ich mir daher mal meine eigenen Gedanken gemacht, was gesundheitsorientiertes Training eigentlich bedeutet und welche Aspekte dabei berücksichtigt werden sollten. Insbesondere greife ich dabei das Krafttraining auf, da anscheinend bei diesem Punkt die grösste Uneinigkeit besteht.
Zuvor gehe ich jedoch auf den Gesundheitsbegriff ein, denn nur wenn man weiss, worüber man eigentlich spricht, lassen sich vernünftige Schlüsse ziehen. (Klingt zumindest vernünftig, oder?) Dabei beschränke ich mich der Einfachheit halber auf die körperliche Sichtweise.
"Brücke an Käpten: Alles im Bereich normaler Parameter." Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit. Gesund ist nach diesem Verständnis derjenige, dessen anatomische Strukturen und physiologisch-chemische Funktionen sich innerhalb geltender Normen bewegen.
Laborparameter und Funktionstests entscheiden über den Status gesund und krank. Liegen die gemessenen Werte ausserhalb der definierten Grenzwerte, dann sollte diesem Verständnis nach eingegriffen werden. Gesundheit ist also das Nichtüberschreiten von Grenzwerten und Gesundheit wird negativ bestimmt, indem sie vom Zustand der Krankheit abgegrenzt wird. Hört sich jetzt alles erstmal theoretisch und abgehoben an. Was bedeutet es jetzt jedoch konkret, wenn wir in der Fitnessbranche Gesundheit nach diesem Verständnis definieren? Letzten Endes sollten dann nur diejenigen trainieren, deren körperliche Werte sich ausserhalb der entsprechenden Normen bewegen und das Training hat dann seinen Sinn erfüllt, sobald die Normwerte wieder erreicht werden. Hier stossen wir jedoch schon auf das erste Problem, denn leider oder vielleicht auch zum Glück gibt es nicht für alle Bereich Normwerte.
Im Bereich der Blutdruckwerte fällt es noch recht leicht, ein Training nach diesem gesundheitlichen Verständnis zu gestalten, denn die Werte für die Leistungsfähigkeit der Herz/Kreislaufparameter sind klar definiert. Das Training muss also so gestaltet sein, dass der Kunde nach einiger Trainingszeit sich wieder im Bereich der Normwerte bewegt, bzw. seine stark abweichenden Werte sich den Normwerten wieder nähern.
Wie sieht es aber mit den Kraftwerten aus? Was ist eine gesunde Beinstreckoder Beinbeugekraft für eine 50-jährige Frau, die 50 Kilogramm wiegt? Die Medizin bleibt diese Erklärung schuldig. So kommt es auch, dass die Empfehlungen für das Ausdauertraining in den letzten Jahren sehr genau geworden sind, die Empfehlungen für das Krafttraining jedoch schwammig, denn es gibt keine Werte, an denen man sich orientieren kann. Zwar gibt es hier auch von verschiedenen Herstellern Testsysteme und Normwerte, aber selbst wenn diese Werte herangezogen werden, ist die Frage, welche Übungen am besten benutzt werden, um diese Werte zu erreichen bzw. zu steigern.
Die funktionalistische Sichtweise von Gesundheit
Funktionalistisch bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur, dass der Körper funktioniert, denn das würde sich ja mit dem ersten Verständnis vollkommen decken, sondern funktionalistisch bedeutet, dass der Einzelne in der Lage ist, seine alltäglichen Anforderungen zu bewältigen. Dieses Gesundheitsverständnis geht jedoch über das blosse angepasst sein an die Umwelt hinaus, denn ansonsten wären ja die meisten, die nicht frühzeitig versterben gesund. Dieses Verständnis von Gesundheit hängt also eng zusammen mit dem Verständnis von Fitness, denn Fitness bedeutet ja eine Leistungsfähigkeit zu haben, die über das normale Mass hinausgeht.
Ein gesundheitlich orientiertes Training bedeutet also in diesem Zusammenhang, dass die Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Bereichen über das Normalmass hinaus gesteigert werden soll. Auch hier stellt sich wieder die obige Frage nach dem, was im Bereich des Krafttrainings über das Normalmass hinausgeht. Zudem sollten wir auch danach fragen, welche Krafttrainingsübungen am ehesten geeignet sind, den alltäglichen Anforderungen gerecht zu werden.
Anforderungen an ein Gesundheitstraining
Aus den obigen Definitionen lassen sich zwei Anforderungen an ein gesundheitsorientiertes Training ableiten: Der Kunde sollte nicht geschädigt werden. Klingt für die meisten wahrscheinlich schon zu banal, aber genau dieser Punkt sollte bei der Übungsauswahl auch immer mit bedacht werden. Was bringt dem Kunden beispielsweise eine hervorragende Übung, wenn er anschliessend vor lauter Rückenschmerzen drei Wochen lang nicht trainieren kann
Aus diesem Grund ist eine genaue Eingangsdiagnostik erforderlich, um festzulegen, welche Werte sich im Moment ausserhalb der Norm bewegen und verbessert werden müssen. Zudem müssen Kontraindikationen formuliert werden, sprich Übungen, die der Kunde im Moment nicht ausführen sollte. Diese Diagnostik muss regelmässig wiederholt werden, denn nur dann kann ich als Trainer ja sicherstellen, dass sich das Training auszahlt.
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