Was soll ich essen, worauf habe ich Appetit? Sinnvoller wäre es zu fragen: Wie essen wir und was essen wir überhaupt? Vor ungefähr 400.000 Jahren hat sich der Homo erectus nicht gefragt, was er essen soll! Der Schwerpunkt lag damals auf der pflanzlichen Nahrung.
Fleisch war eine hochwertige, aber schwer zu beschaffende Zusatznahrung. Die erste einschneidende Veränderung in der Ernährungsweise war die Umstellung vom Jäger und Sammler auf den Ackerbau und die Viehzucht. Dennoch handelte es sich bei den Nahrungsprodukten im wahrsten Sinne des Wortes immer um „Lebensmittel“ also „Mittel zum Leben“, denn unser Organismus will sich von Anfang an am Leben erhalten.
Für den Organismus eines erwachsenen Menschen heißt das, dass sich täglich rund 60 Billionen Zellen ihre lebensnotwendigen Moleküle aus der Nahrung ziehen. Neben Spurenelementen, Vitaminen und Mineralstoffen aus Obst und Gemüse, bilden drei weitere Grundstoffe die Basis der Energiegewinnung. Aminosäuren, also Eiweiß , Kohlenhydrate und Fett e - die Energielieferanten des Lebens. Aus diesen drei Komponenten sollte sich sinnvoller Weise auch die tägliche Nahrung zusammensetzen.
Damit sie letztendlich in die Zellen gelangen, muss der Körper allerdings noch einiges tun. Er muss sie spalten, sortieren, zerteilen und zersetzen. Dabei verändert er ihre Größe und Zusammensetzung. Der Weg von dem Mund in den Magen ist dabei nur das Vorspiel dazu. Erst danach gelangt die Nahrung an ihren wichtigsten Ort – den Dünndarm. Er ist der Umschlagplatz auf dem Weg ins Blut – der Kontaktpunkt der äußeren zur inneren Welt des menschlichen Körpers.
Wie gesagt, vor 400.000 Jahren trat der Mensch seine Entwicklungsreise an. Die Gene des Homo sapiens sapiens prägen bis heute die Zellen unseres Körpers und die Fähigkeit unseres Verdauungssystems, Nahrung aufzuspalten und in Energie umzuwandeln. Der heutige Mensch kann in seinem Denken mit vielen Neuerungen zurechtzukommen. Sein Körper hat jedoch nicht diese Möglichkeit. Er ist (noch) abhängig von der natürlichen Evolution. Und deren Schritte dauern mitunter etwas länger – wie wir wissen. Nach neuesten Forschungsergebnissen lässt sich anhand der Analyse unseres Erbgutes feststellen, dass sich der Organismus des Menschen, und somit die Fähigkeit der Nahrungsverwertung, seit 40.000 Jahren nicht verändert hat!
Anders dagegen unsere Umwelt. Hektische Lebensgewohnheiten, seelischer Stress und die damit verbundene ungesunde Ernährung setzen inzwischen dem Körper ziemlich zu. „Zivilisationskrankheiten“ werde heute die zunehmenden Störungen unseres hochkomplexen Systems genannt. Gründe dafür gibt es viele. Eine davon geht auf das Konto moderner „Lebensmittel“. Zu bedenken ist, dass es viele Speisen erst seit knapp 150 Jahren auf unserem Speiseplan gibt. Im Vergleich zu dem genetischen Alter unseres Verdauungssystems von 40.000 Jahren braucht sich also keiner mehr wirklich zu wundern.
Kaum vorstellbar auch, was durchschnittlich im Laufe eines 75 jährigen Lebens konsumiert wird. Bis zu 25 Tonnen feste Nahrung und bis zu 50.000 Liter Flüssigkeit durchwandern unser Verdauungssystem und verwandeln sich in Energie. Was heute dem Körper zugemutet wird ist einseitig, kalorienreich und faserstoffarm. Es wird zu viel und oft zu spät gegessen, zu süß und zu fett. Der Körper kämpft, obwohl er nicht hungert, im wahrsten Sinne ums Überleben.
Der Organismus ist an sich darauf ausgerichtet, niedrig konzentrierte Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Kohlenhydrate, Fett e und Eiweiße, die in pflanzlichen Faserprodukten versteckt sind. Heute führen wir jedoch meist hochkonzentrierte Nahrung zu uns, sodass die Fähigkeit, Nahrungsmittel aufzuschließen, überstrapaziert wird. Unser Organismus kommt mit dem Überangebot von Nährstoffen und dem, was zusätzlich noch unserer Nahrung zugefügt wird, nicht mehr zurecht.
Denn sowohl die pflanzlichen Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Kartoffeln und Getreide als auch die tierischen Produkte wie Fleisch und Milch aus konventionellem Anbau/Aufzucht sind stark belastet und werden im industriellen „Veredelungsprozess“ mit Zusatzstoffen aus dem Chemielabor angereichert. Heute steht fest, dass neben Umwelteinflüssen und Stress auch die so genannten Zusatzstoffe, die unser 40.000jähriges Verdauungssystem nicht kennt, sich verheerend auf unseren Gesundheitszustand auswirken können. Einige Mediziner, die sich auf die Behandlung von Lebensmittelallergien spezialisiert haben, gehen heute von einem durchschnittlichen Verzehr an „Zusatzstoffen“ von unglaublichen 1,5 kg pro Person im Jahr aus! Ein Mensch verzehrt demzufolge im Laufe seines Lebens mehr als 70 kg an künstlichen Aromen, Farbstoffen, Konservierungsmittel & Co.
Hersteller von Bioprodukten verzichten weitestgehend sowohl in der Aufzucht/Anbau als auch bei der industriellen Verarbeitung auf solche Zusatzstoffe und sind bestrebt, ihre Produkte so natürlich wie möglich zu belassen. Hinzu kommt, dass Umwelteinflüsse, andauernder Stress, Überlastung und andere seelische Probleme begünstigende Faktoren Erkrankungen des Verdauungssystems darstellen. Es ist heute unbestritten, dass diese Fehlfunktionen zu jenen Volkskrankheiten zählen, die in unserer Gesellschaft am meisten verbreitet sind.
Weswegen sollte man also seinen Körper noch mit zusätzlichen, unnötigen gesundheitsgefährdenden Stoffen in unserer Nahrung belasten? Wer das weiß, kann so mancher Störung vorbeugen, in dem er in seinem Speiseplan qualitativ hochwertige Produkte, im Sinne von „wertvoll“ für den eigenen Körper, berücksichtigt, ohne dabei auf Genuss und Geschmack verzichten zu müssen.
Sollte es dann eigentlich nicht immer „Bio“ sein? Sigmund Freud hat seiner Zeit formuliert: „Der Mensch ist nur ein mittelmäßiger Egoist. Selbst dem Klügsten sind seine Gewohnheiten wichtiger als seine Vorteile.“ Vielleicht sind es ja eher unsere Gewohnheiten, die uns davon abhalten, zum Wohle der eigenen Gesundheit nur weitgehend unbelastete und unverarbeitete Lebensmittel zu verzehren und einen möglichst natürlichen Ernährungsstil anzunehmen!
Text: Stefan Maxeiner, Personal Trainer und freier Autor für Personalfitness.de
Stefan Maxeiner ist zertifizierter Mental Coach und ausgebildeter Fitnesstrainer mit spezieller Zusatzausbildung zum Trainer für Cardiofitness. Ergänzend erwarb er die Lizenz als Ernährungstrainer. Stefan Maxeiner coacht vor allem Unternehmer(innen), Manager(innen) und Führungskräfte in Sachen ganzheitliches, persönliches Gesundheitsmanagement. Dabei kooperiert er u.a. auch mit Ärzten und Fitnessclubs im Rhein-Main-Gebiet.
Ihren Personaltrainer finden Sie hier: http://www.personalfitness.de/
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