Gefährlicher Vitamincocktail?

Gefährlicher Vitamincocktail?

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Substanzen, die dem Körper wirklich gut tun


Der Vitamin-Markt boomt. Rund ein Drittel aller Deutschen greift regelmäßig zu Vitamin-Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln. Sie schlucken Pillen und Kapseln, um sich Gutes zu tun. Die Stoffe sollen den Geist in Schwung halten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbeugen, vor Krebs schützen und Diabetes verhindern. Auch Sportler vertrauen auf die Kraft von Zusatzpräparaten, die ihre Fitness fördern und die Leistungsfähigkeit steigern sollen.

Doch seit Jahrzehnten streiten Wissenschaftler darüber, was tatsächlich hinter den vermeintlichen Fitmachern steckt. In den letzten Jahren ist die Kritik an Nahrungsergänzungsmitteln gewachsen. Platzt die Vitamin-Lüge? Forscher der Universität Kopenhagen zum Beispiel stellten schon Anfang 2007 in einer Studie fest, dass Vitamine durchaus gefährlich sein können. Der Klassiker unter den Nahrungsergänzungsmitteln zum Beispiel, das Vitamin C, verlängert laut der Ergebnisse der Kopenhagener Experten das Leben nicht. Und Probanten, die regelmäßig die Vitamine A, E oder Beta-Karotin eingenommen hatten, starben sogar früher. Zwar war die Studie der dänischen Wissenschaftler umstritten – schließlich unterschieden die Forscher nicht zwischen gesunden und kranken Testpersonen – doch auch Untersuchungen aus den USA regt zum Umdenken an.

Eine Studie der Harvard Universität, die die Wirkungsweise von Vitamin E und C über acht Jahre an Ärzten testete, stellte fest: Die Probanden lebten ebenfalls nicht länger. Vielmehr löste die Verabreichung von Vitamin E mehr Gehirnblutungen aus. Und auch die Hoffnungen, dass der Stoff Prostatakrebs verhindert, schwinden: Das amerikanische National Cancer Institut musste eine Studie abbrechen, nachdem bei einer Testgruppe an Männern mehr anstatt weniger Erkrankungen auftraten. Vitamin-Präparate wirken also keine Wunder und verfügen nicht über zauberhafte Heilungskräfte.

Doch können Sportlern von ihnen profitieren und Trainingseffekte verstärken? Auch diese Träume scheinen zu platzen. Forscher der Universität in Valencia stellten fest: Die tägliche Einnahme von Vitamin C tut Sportlern nicht gut, sondern bremst den Leistungsfortschritt. Der Wirkstoff ist negativ für die Ausdauer. Der Grund: Das Vitamin neutralisiert Radikale im Körper, weshalb sich dieser nicht mehr an die Belastungen durch den Sport anpasst. Der Trainingsreiz wird blockiert, Effekte bleiben aus.

Sportler sollten deshalb nicht auf Nahrungsergänzungsmittel vertrauen, sondern vielmehr die eigene Ernährung unter die Lupe nehmen. Denn um gesund und fit zu werden, ist eine ausgewogene Ernährung noch immer die beste Methode. Zusatzpräparate brauchen in der Regel nur Kranke, Senioren, Schwangere oder stillende Frauen. Wer aber gesund ist, kann sich auf die Stoffe in Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch verlassen. Laut der zweiten Nationalen Verzehrstudie, in der 19.300 Deutsche zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt wurden, ist die Vitaminversorgung der Gesellschaft gut. Im Durchschnitt essen die Deutschen genug Obst, aber zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse.

Wer trotzdem seinen Vitamin-Haushalt aufbessern möchte, sollte sich um die Aufnahme von Vitamin D kümmern. Lange Zeit wurde der Wirkstoff kaum beachtet, heute gilt er aber als wichtiger Helfer bei der Vorbeugung von Krankheiten. Vitamin D soll Organe schützen. Doch auch Sportler profitieren von seiner Kraft: Der Wirkstoff regelt den Calcium-Haushalt im Körper und unterstützt den Knochenaufbau und die Muskelfunktion. Und weil Vitamin D hauptsächlich von der Haut mittels UV-Strahlung gewonnen wird, lieber an der freien Luft bewegen – anstatt täglich Pillen zu schlucken!

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