Frisch aus dem Trainingslager

Frisch aus dem Trainingslager

Steffi Nerius - kaum eine Frau wirft den Speer weiter als die Europameisterin und Olympia-Zweite. Und vor allem nicht so konstant. Ihr Geheimnis sportliche Höchstleistungen auch im Alter von 34 Jahren zu vollbringen, verrät die Leichtathletin im fitness.com Interview:

fitness.com: Frau Steffi Nerius, Sie kommen direkt aus dem Trainingslager. Sind Sie jetzt fit?
Steffi Nerius: Das kann ich nach diesem Trainingslager nicht wirklich sagen, denn ich habe hauptsächlich Grundlagen-Training gemacht. Die Trainingsschwerpunkte lagen in der Aufbauarbeit, im Bereich des Krafttrainings und der Ausdauer. Ich habe auch viel Langlauf gemacht.

fitness.com: Mit 34 Jahren - muss man da anders trainieren als mit 24 Jahren und Ihre junge Konkurrenz?
Steffi Nerius:
Ja, ich muss etwas überlegter trainieren. Ich darf nicht mehr einfach so losprügeln wie früher. Vor allem bei schweren Sprüngen passe ich schon auf die Belastung meiner Knie auf. Obwohl ich bin eigentlich noch ziemlich belastbar und habe bisher weder ein Kreuzband-Riss noch einen Meniskus-Schaden erlitten. Aber vorsichtshalber trainiere ich eben intelligenter als früher.



fitness.com:
Wie überwinden Sie ihren inneren Schweinehund?

Steffi Nerius:Ich führe mir immer wieder meine Ziele vor Augen: Ich will diese Saison einfach weiter werfen! Ich möchte bei der Weltmeisterschaft gut abschneiden und vielleicht mal 68 Meter werfen.



fitness.com:
Aber die Weltmeisterschaft im August ist doch noch ziemlich weit weg und abstrakt, wenn man im Januar im Wintertrainingslager ist.

Steffi Nerius:Ja schon, aber die ersten Wettkämpfe kommen ja schon bald und wie gesagt: Ich will weiter werfen. Nicht erst bei der WM.


fitness.com:
Sie haben im vergangenen Jahr 30.000 Dollar Siegprämie gewonnen - mit Ihrem zweitschlechtesten Wurfergebnis der Saison. Weite ist anscheinend nicht immer alles.

Steffi Nerius: Nein, Nein. Das wurde in den Medien falsch dargestellt. Erstens war es kein "schlechter Wurf", sondern nur mein zweitschlechtestes Ergebnis. Das zeigt, wie konstant ich werfe, denn ich habe den international hochbesetzten Wettkampf gewonnen. Auch die anderen Werferinnen wollten ja die Siegprämie - und noch was: von den 21.000 Euro gingen im Übrigen 10.000 direkt ans Finanzamt.


fitness.com:
Wenn Sie die Wahl hätten: Lieber Olympisches Gold oder einen Meisterwurf über 70 m?
Steffi Nerius:
Lieber Olympisches Gold. Das wäre mir wichtiger.


fitness.com: Steffi Nerius:
Vor welcher Übung würden Sie sich am liebsten drücken?

Eigentlich vor keiner - nur lange Läufe, die mag ich nicht so.


fitness.com:
Und warum laufen Sie sie dann?
Steffi Nerius:
Naja, für den Wettkampf, der ja bis zu eineinhalb Stunden dauern kann, ist diese Ausdauer wichtig. Man sollte auch als Speerwerferin in der Lage sein, 30 bis 40 Minuten zu laufen. Das erhöht dann die Konzentrationsfähigkeit im Wettkampf.


fitness.com:
Welchen Ausgleichsport betreiben Sie?
Steffi Nerius:
Volleyball habe ich regelmäßig gespielt. Aber ich arbeite ja. Ich verlasse mein Haus morgens um 7.30 und komme 12 Stunden später heim. Da bleibt kaum noch Zeit. Und zudem ist mein Trainingsprogramm für die Leichtathletik so umfangreich, das es nicht eintönig ist.


fitness.com:
Machen Sie Body Mind Programme wie Pilates oder Yoga?
Steffi Nerius:
Nein. Ich weiß auch von keiner Kollegin, die das tut.


fitness.com:
Was war Ihr größter sportlicher Erfolg?
Steffi Nerius:
Gold bei den Europameisterschaften und Silber bei den Olympischen Spielen.


fitness.com:
Sie haben letztes Jahr in Göteborg die Ehrenrunde abgebrochen - hat Sie das Desinteresse des schwedischen Publikums sehr getroffen? Konnten Sie den Triumph dennoch genießen?

Steffi Nerius: Klar, ich war wirklich total glücklich - wissen Sie, da ist die Schwedin Klüft gerade zum Sprung angelaufen, als ich die Ehrenrunde begann. Und das ist natürlich wichtiger und spannender für die Zuschauer als eine Ehrenrunde. Im Übrigen wäre das im umgekehrten Fall ähnlich gewesen. Wettkampfentscheidungen schlagen im Zuschauerinteresse immer Ehrenrunden. So ist das in der Leichathletik, und das ist auch in Ordnung.


fitness.com:
Beneiden Sie da die Fußballer, denen nach einem Tor das ganze Stadion gehört?

Steffi Nerius: Nein, ich habe mich daran gewöhnt - wie die anderen Leichtathleten auch.


fitness.com:
Könnte der Meisterwurf beim "Flutlicht werfen" am 17.1 gelingen?

Steffi Nerius: (Sie lacht.) Nein, auf keinen Fall. Ich weiß noch gar nicht, ob ich da wirklich werfe. Wahrscheinlich nehme ich da nur 5 Schritte Anlauf. Das ist ein Event, bei denen ich Studenten der Sporthochschule Köln bei ihrem Studium helfe. Für ihr Diplom müssen sie eine Sportveranstaltung organisieren.


fitness.com:
Wir danken für das Gespräch.



Weitere Links zum Thema:




"Interview mit Katrin Boron"



"Homepage von Steffi Nerius"


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