Über die Bedeutung eines kohlenhydratreichen Frühstücks - Teil 2
Im ersten Teil des Artikels ging es wertungsfrei um das durchschnittliche deutsche Frühstück. Im zweiten Teil möchte ich etwas tiefer in die Materie einsteigen! Beginnen wir zunächst noch einmal mit der Frage, woher der Ratschlag stammt:
Mann soll morgens wie ein Kaiser essen
Grundsätzlich blieben nach Recherche nur 3 mehr oder weniger triftige Gründe für ein betont großes Frühstück übrig:
1. Hunger
Wer morgens aufwacht und tatsächlich Hunger verspürt, wird auch ohne große körperliche Probleme (Verdauung, Leistungsbereitstellung, Vormittagstiefs) ein Frühstück vertragen. Nach dem Schlafen wurden durch den Grundumsatz verhältnismäßig viele Kohlenhydrate verbraucht und die Glykogenspeicher verlangen nach Nachschub.
Es ist also ein tatsächlicher Bedarf für schnell verfügbare Nahrung im Körper vorhanden - und dem kann man getrost auch nachgeben. Ausnahmen bilden hier allerdings Menschen, die aus absichtlichen Gründen am Abend des Vortages bewusst nicht, oder nicht mehr viel gegessen haben (z.B. Diätvorschrift). Möglicherweise läuft ihnen diese Vorgehensweise direkt wider ihren Biorhythmus!
2. Schwere Arbeit
Wer in seiner Familie noch Vorfahren hat, die selber hart auf dem Feld, im Bergbau oder in großen Industriebetrieben von früh bis spät malochen mussten, wird die Tradition eines großen Frühstücks noch kennen. Für solche Menschen war es überlebenswichtig, ihren extrem hohen Energiebedarf auf jegliche denkbare Weise zu decken.
Folglich wurde diese Verhaltensweise auch an die Nachfolgegeneration weitergegeben, die ihrerseits ihren Kindern teilweise das gleiche Verhalten vorgelebt hat, obwohl schon lange mehr keine so schwere Arbeit mehr verrichtet werden musste. Gerade in solchen Familien spielt das Essen noch heute eine übergeordnete Rolle, was für die Enkelgeneration schon gar nicht mehr nachvollziehbar ist.
3. Es soll besser zum Abnehmen geeignet sein
Stichwort: Insulinsensitivität. Analog zu der Tatsache, dass morgens nach dem Aufstehen ein Bedarf an neuen Kohlenhydraten besteht, steigt die Insulinsensitivität eines Menschen an. Das heißt: Er braucht weniger ausgeschüttetes Insulin, um mit den gegessenen Kohlenhydratmengen klarzukommen. Folglich sinkt das Risiko für Heißhunger und gleichzeitig steigt das Konzentrationsvermögen.
Hier muss man allerdings eine wichtige Unterscheidung treffen: Wer von Haus aus eine schlechte (also niedrige) Insulinsensitivität hat (also viel Insulin für vergleichsweise wenig aufgenommene Kohlenhydrate ausschüttet), wird überhaupt nicht in den Genuss der angepriesenen Vorteile kommen.
Selbst wenn sich die Insulinsensitivität durch entleerte Glykogenspeicher minimal verbessert, so bleibt sie im Vergleich zu Menschen mit guter (hoher) Insulinsensitivität immer noch schlecht! Umgedreht ist es natürlich genauso: Wurde man mit hoher Insulinsensitivität ausgestattet, so reagiert man ohnehin gut auf höhere Mengen zugeführter Kohlenhydrate - es ist folglich vollkommen egal, ob man sie am Morgen oder abends isst, denn:
Entscheidend ist die Menge der am Tag aufgenommen Gesamtkalorien!
Frühstück: Bin ich jetzt Kaiser, oder doch eher Bettelmann?
Das Wissen darum ist ja schön und gut - doch wie kann man herausfinden, ob man eine gute oder schlechte Insulinsensitivität hat, ohne eine Blutprobenentnahme mit anschließender Analyse über sich und seinen Geldbeutel ergehen lassen zu müssen?
Sportler Frühstück: Für den Hausgebrauch eignet sich an dieser Stelle das Selbstexperiment:
1. Auf nüchternen Magen einen großen Teller Nudeln (oder Reis) mit Ketchup essen und kurz darauf die Frage beantworten, wie man sich aktuell fühlt: Müde und aufgebläht - oder konzentriert und leistungsfähig?
2. Ca. eine Stunde nach dieser Mahlzeit stellt man sich erneut die Frage nach dem Allgemeinbefinden: Ist man weiterhin müde bzw. beklagt man ein Energieloch - oder kann man über Stunden hinweg ein stabiles Leistungs- und Konzentrationsniveau halten?
Die Einschätzung der Antworten bedarf sicher keiner weiteren Erklärung, jedoch sollte man darauf achten, dass man sich ernährungstechnisch anpasst, wenn man eher zur Gruppe der Menschen mit schlechter Insulinsensitivität gehört. Vor allem sehr große Mahlzeiten mit hohem Kohlenhydratanteil sollte man eher vermeiden.
Der Nutzen eines angepassten Frühstücks
Wer sich auf seine Insulinsensitivität einstellt, kann nur gewinnen! Hauptsächlich liegt der Vorteil darin, Energielöcher und anhaltende Leistungstiefs, sowie einen Heißhunger-Kreislauf zu vermeiden und die Hormonlage im Körper zu stabilisieren.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!
Ihr Patrick Raabe