solidarisch
Die Diskussion kommt ganz langsam in Schwung: müssen stark übergewichtige Personen in Zukunft mehr Krankenkassen-Prämien bezahlen? Noch wird sehr vorsichtig argumentiert, denn ein ungerechtes Diskriminierungspotenzial könnte in dieser wichtigen Diskussion stecken. Obwohl: diskriminiert wird bei Versicherungen immer. Als junger Sportlehrer war ich erstaunt, als mit abgeschlossenem Studium meine Unfallversicherungs-Prämie plötzlich um das Vierfache stieg. Auf meine Anfrage hiess es kurz und bündig, dass man als Sportlehrer ein viel grösseres Risiko habe und somit die Prämie höher sein müsse. Mit meinem Wohnortswechsel vom Engadin in die Agglomeration Zürich stieg die Krankenkassenprämie markant, denn das Leben sei eben am neuen Wohnort viel ungesünder. Dass Übergewichtige ein fast immer selbstverschuldetes, höheres Gesundheitsrisiko haben, bestreitet mittlerweile niemand mehr. Aber höhere Krankenkassenprämien müssen sie nicht bezahlen. Wenn wir den Solidaritätsgedanken hochhalten wollen, ist das gut so. Dann aber bitte in anderen Bereichen auch!
viel Geld verdienen
Aus einem anderen und vielleicht viel wichtigeren Grund will man diese Diskussion nicht führen: mit adipösen und somit kranken Menschen verdienen ganz viele Firmen ganz viel Geld. Die Nahrungsmittelindustrie, Pharmakonzerne, Spitäler, Ärzte und viele mehr verdienen sich mit Fettleibigkeit und den Folgekrankheit eine goldene Nase. Fettleibige brauchen, um alle ihre Folgekrankheiten etwas zu hemmen (geheilt werden sie nie!), eine Vielzahl von Medikamenten, Spezialärzten, Pflegern, Therapeuten und Ernährungsberatern. Spezielle Spitäler und Kurhäuser entstehen. Adipöse haben ganz andere Bedürfnisse: eine neue Subkultur mit grossem ökonomischem Gewicht entwickelt sich! Könnte es darum sein, dass niemand wirklich interessiert ist, diesem Problem grundlegend und mit griffigen Massnahmen endlich und endgültig zu begegnen? Arm ist eine Gesellschaft, die sich hemmungslos an kranken Menschen bereichert!
wirtschaftlicher Standortvorteil
Die Diskussion lässt sich auch von einer ganz anderen, überraschenden Seite führen. Viele werden erstaunt die Nase rümpfen, aber in einigen Jahren werden uns die Tatsachen überrollt haben: Adipöse bekommen keine Arbeit. Sie sind nicht mehr arbeitsmarktfähig. Bestenfalls bekommen Sie einen billigen, anspruchslosen Teilzeitjob, obwohl sie schulisch und beruflich viel höher qualifiziert wären. Das ist eine menschliche, aber auch soziale und ökonomische Katastrophe für den Betroffenen und die Gesellschaft in der sie leben. Wenn in den USA schon 36 % der Bevölkerung adipös sind, und die Zuwachsraten unvermindert stark steigen, dann finden Arbeitgeber bald keine leistungsfähigen Arbeitnehmer mehr! In der globalisierten Welt ist das kein Problem: man lagert die Arbeit aus in Länder mit genügend schlanken und fitten Bewohnern. Schlankheit und Fitness als wirtschaftlicher Standortvorteil. Tönt dieses Szenario jetzt noch absurd oder eben diskriminierend, wird es schneller Realität sein, als uns lieb ist.
Stelleninserate
Diskriminiert wird ganz offen, ohne Skrupel und von der Gesellschaft akzeptiert, in beinahe allen Stelleninseraten: das Alter der Bewerber wird genau definiert. Passt man da nicht rein, hat man keine Chancen. Die Fitness wird nie offen erwähnt. Wieso der körperlich schwache Vierzigjährige besser arbeiten soll, als der Fünfzigjährige starke, müsste noch erklärt werden. Manchmal werden die Anforderungen verschlüsselt mit Worten wie agil, belastbar, flexibel noch genauer definiert. Wobei sich diese Worte meistens auf intellektuelle Fähigkeiten und nicht auf die körperliche Fitness beziehen. Körperliche Fitnesstests werden ausser bei Polizei und Feuerwehr nicht gemacht. Das wäre ja diskriminierend. Alle anderen Prüfungen, Assessements und Gutachten werden ohne Widerspruch akzeptiert. Nur das Messen der körperlichen Leistungsfähigkeit ist tabu. Klar, wenn jemand äusserlich sichtbar (starkes Übergewicht) nicht fit ist, hat er auch keine Chancen auf die ausgeschriebene Stelle. Obwohl das nie jemand zugeben würde.
VO2max
Klaffen nicht nur das Gewicht der Menschen zwischen schlank und adipös, sondern auch die körperliche Leistungsfähigkeit immer mehr auseinander, wird die Fitness bald ein entscheidender Faktor für die Arbeitsmarktfähigkeit sein. Neben dem Alter, den schulischen, beruflichen und charakterlichen Anforderungen wird dann zum Beispiel eine maximale Sauerstoffaufnahme von mindestens 40 Milliliter Sauerstoff pro Minute und Kilogramm des Körpergewichts verlangt werden! Weil ein schwächerer Arbeitnehmer körperlich die hohen intellektuellen und konzentrativen Anforderungen nicht mehr aushält. Weil er mit weniger Fitness viel schneller und stärker müde und gestresst ist. Weil der schnelle Wandel mit immer mehr Mobilität und weniger Zukunftssicherheit körperliche Stärke erfordert. Der Fitnessboom steht erst am Anfang, denn medikamentös oder gentechnologisch werden wir nie stärker. Oder nur für kurze Zeit, weil die Nebenwirkung sehr schnell tödlich sind und noch lange sein werden.
zwei Gesellschaften
Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit teilt sich die Gesellschaft in zwei Gruppen: die Intelligenten, Reichen, Schlanken und Fitten, und die Dummen, Armen, Dicken und Schwachen. Bis jetzt war das immer anders und viel gerechter verteilt: die Armen waren wegen der körperlichen Arbeit und der einfachen aber gesunden Ernährung eher stark und schlank, und die Reichen mangels körperlicher Aktivität und zu vielem Essen eher dicker und kränker. Diese neue, sozial hoch explosive Mischung, ist in den Ansätzen in den USA schon erkennbar. Nur, was nicht sein darf, ist nicht. Also wird dieser Trend nicht wahrgenommen und noch viel weniger thematisiert. Arme, Dumme, Dicke und Kranke haben natürlich auch keine Lobby. Niemand will, niemand wird etwas daran ändern.
Fitnessboom
Der Fitnessboom wird, das ist jetzt schon erkennbar, nur mit der kleinen Gruppe der Intelligenten, Reichen, Schlanken und Fitten stattfinden. Darum ist der Markt beschränkt, der Preis nebensächlich. Für diese Gruppe sind die Qualität und das Erreichen der Ziele entscheidend. Testverfahren für gezieltes und intelligentes Training, Personaltraining und andere für den Erfolg und die Trainingsqualität entscheidende Angebote werden stark nachgefragt werden. Schlank und fit, neben intelligent und gebildet, sind die Erfolgsfaktoren der Zukunft.
politische Massnahmen
Die nicht privilegierte Gruppe dürfen wir aber nicht sich selbst überlassen. Mangelnde Bildung, Armut, Adipositas und körperliche Schwäche müssen politisch bekämpft werden. Nur die Gesellschaft als Ganzes kann diese Herkulesaufgabe erfolgreich anpacken. Im Moment sieht es allerdings so aus, also wollte das niemand. Reiche werden immer reicher, die Solidarität zwischen den sozialen Schichten wird aufgekündigt. Die Dummen, Armen, Dicken und Schwachen werden sich selber helfen müssen: Früchte, Salate, Gemüse sind immer billiger als Fleisch, Fisch und Geflügel; Liegestütze, Klimmzüge, Kniebeugen und Crunches brauchen keinen Fitnessclub; Walken, Joggen und Wandern sind in der freien Natur gratis zu haben. Nur: wer die Notwendigkeit nicht erkennt, wird nichts ändern. Das Erkennen aber, erfordert Information und Bildung. Und hier wird gespart, um die Steuern senken zu können.
Mit freundlicher Genehmigung der Fitnesstribune
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