Die sechs schlimmsten Trainingsfehler

Die sechs schlimmsten Trainingsfehler

Monique Garbrecht, die 2-fache Olympiamedaillen-Gewinnerin und 9-fache Weltmeisterin im Eisschnelllauf, Foto: Charles Yunck
Weniger als 10 % aller Kunden in einem Fitnessclub erreichen ihre Ziele! Das ist eine Zahl, die nachden stimmt. Nachdenken sollte man vor allem über die Ursachen und was man tun kann, um die Erfolgsquote erhöhen.

Wenn man Trainer fragt, was denn die Gründe für diese schlechte Erfolgsrate sind, dann ist die Ursache meist schnell gefunden: der Kunde selbst - zu faul, zu unmotiviert, zu phlegmatisch, zu energielos. Dabei wird jedoch vergessen, dass die allermeisten Kunden zuerst einmal in einen Club kommen, weil sie Ziele haben und motiviert sind.

Dass die Anfangsmotivation schnell verfliegen kann, ist sicherlich richtig, aber es kann sicher nicht schaden, wenn wir einen Blick darauf werfen, was bei der Trainingsbetreuung falsch läuft und welche Fehler von seiten der Trainer unbedingt vermieden werden sollten. Wenn die im Folgenden beschriebenen Fehler nicht gemacht werden, bedeutet das zwar nicht, dass alle Mitglieder ab sofort ihre Ziele erreichen, jedoch werden dadurch die Chancen auf Trainingserfolg wahrscheinlicher.

Fehler 1: Keine Trainingssteuerung. Bei einigen Clubs läuft Folgendes: Der neue Kunde bekommt nach seinem mehr oder weniger ausführlichem Eingangstest einen vorgefertigten Plan in die Hand, meist mit der freundlichen Aufforderung: "Erhöhe die Gewichte, wenn es zu leicht wird, und melde dich einfach, wenn du irgendwelche Fragen hast oder einen neuen Plan möchtest."

Wer so vorgeht, betreibt keine Steuerung des Trainings, sondern teilt lediglich Trainingsprogramme aus, die auf den Gerätepark des Studios abgestimmt sind.
Eine Trainingssteuerung geht über ein solches Programm hinaus. In ihr werden nicht nur die Sätze und Wiederholungen der jeweiligen Übungen aufgelistet, sondern die einzelnen Parameter werden gezielt verändert. Was spricht beispielsweise dagegen, die Erhöhungen des Trainingsgewichts festzulegen oder die Anzahl der Übungen nach ein paar Wochen gezielt zu verändern? Und genau das sollte schon im Voraus geplant und schriftlich auf dem Programm des Kunden fixiert sein.

Denn nur dann wird aus einem Trainingsplan eine Trainingssteuerung, die den Kunden schrittweise zur höheren Leistungsfähigkeit führt. Ein zusätzlicher Effekt ist, dass der Kunde das Trainingsprogramm auch mit auf die Fläche nimmt, denn schliesslich muss er ja immer nachschauen, was er denn heute machen muss. So ergibt sich auch für den Trainer die Möglichkeit dem nachzukommen, was ein Trainer tun sollte: Trainingssteuerung durch Einsicht in das, was der Kunde gerade macht.

Auch die Trainingssteuerung im Ausdauertraining beschränkt sich meist auf die Empfehlung einer Herzfrequenz und der zugehörigen Dauer. "Halte deine Herzfrequenz zwischen 140 und 150 Schlägen in der Minute und mach das für 20-30 Minuten." Super, genau das macht unser Kunde dann eben für die nächsten paar Monate. Eine Trainingssteuerung sieht auch hier anders aus. Wie wäre es denn mit der Angabe von unterschiedlichen Intensitäten, Dauern und Methoden und das Ganze schon für die nächsten Wochen im Voraus geplant?
Klingt nach Arbeit? Ist es auch. Aber nur durch eine solche Steuerung wird das elementare Trainingsprinzip der progressiven Belastungssteigerung eingebracht. Die Aufgabe der Belastungssteigerung sollte am Anfang eben nicht dem Kunden selbst überlassen werden, da dieser erstens unsicher ist, wann er die Belastung steigern sollte und zweitens die Notwendigkeit vielleicht gar nicht erkennt und drittens wie wir alle ein Gewohnheitstier ist und eben macht, was er beim letzten Mal gemacht hat.

Fehler 2: Eingangstestung ohne Konsequenzen. Was die Eingangstestung angeht, sind die heutigen Fitnessanlagen mit Sicherheit Lichtjahre von dem entfernt, was noch vor einigen Jahren gemacht wurde. Heutzutage ist es wohl in kaum einer Anlage noch möglich, dass ein Kunde mit verschiedenen Risikofaktoren einfach durchgewinkt wird.

Mit Eingangstestung ohne Konsequenzen ist jedoch etwas anderes gemeint.
Vielfach werden Daten erhoben, mit denen dann nicht gearbeitet wird. Hierzu ein kleines Beispiel: Im Eingangstest wird festgestellt, dass die Beweglichkeit des Kunden im Schulterbereich und den Waden schlecht ist. Im anschliessenden Tralninqsplan soll sich dann der Kunde beim Rückentraining die Stange in den Nacken ziehen, was er nur mit einer übermässigen Kopfvorneigung schafft. Beim anschliessenden Training an der Beinpresse kann er leider auch nur eine kleine Bewegungsamplitude ausführen, denn bei tiefer Beugung heben sich eben seine Fersen ab.

Was mit diesem Beispiel deutlich gemacht werden soll: Wenn Daten erhoben werden, dann bitte auch Rückschlüsse auf die Traningssteuerung daraus ziehen.


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