Die Bedeutung des Masterminds bei der Nahrungsaufnahme
Viele Menschen probieren eine Diät nach der anderen.
Allein, sie nehmen und nehmen nicht ab. Eine auf viele Jahre angelegte Studie von Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachgebieten will nun herausgefunden haben, warum dies so ist: Weil das Gehirn den Stoffwechsel kontrolliert und uns zur Nahrungsaufnahme „zwingt“.
„Ich habe schon so viel ausprobiert. Aber ich nehme einfach nicht ab.“
Man kennt diesen Satz aus dem Munde unserer übergewichtigen Mitmenschen, die sich von Diät zu Diät quälen, aber nie wirklich einen „wiegbaren“ Erfolg dabei erzielen. Ein ganzes Team an Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen unter der Leitung des Lübecker Diabetes-Experten Achim Peters will nun in einer Studie die Erklärungen für die gescheiterten Abnehmversuche (jede zweite Diät endet laut Studien ergebnislos) gefunden haben: Unser Gehirn macht uns einen Strich durch die (Kalorien-)Rechnung! In der auf mehrere Jahre angelegten Studie untersuchte die Gruppe der Wissenschaftler, bestehend aus Internisten, Hirnforschern und Psychiatern, mehr als 50 Normal- und Übergewichtige.
Bevor das Gehirn Energie an Muskeln, Organe oder Fettgewerbe abgibt, stellt es zunächst einmal die eigene Energieversorgung sicher.
Mit modernen Verfahren wie der Magnetresonanztomografie, ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Strukturen im Inneren des Körpers, gelang es den Wissenschaftlern, während verschiedener Belastungssituationen die Energieversorgung von Hirn und restlichem Körper zu messen, um sie vergleichen zu können. Und siehe da: Bevor das Gehirn Energie an Muskeln, Organe oder Fettgewerbe abgibt, stellt es zunächst einmal die eigene Energieversorgung sicher. Das heißt, dass das Hirn den Stoffwechsel steuert – allerdings zu seinen Gunsten. Die Wissenschaftler erfanden sogar den Begriff des „selbstsüchtigen Gehirns“. Denn obwohl nur zwei Prozent des Körpergewichts ausmachend, verbraucht das Gehirn 20 Prozent der Energie.
Doch was hat das jetzt mit dem Scheitern einer Diät zu tun?
Das erklärte der Leiter der Studie, Achim Peters, gegenüber der Online-Ausgabe des Wochenmagazins „Stern“: "Das Gehirn manipuliert den Energiestoffwechsel“, so Peters. „Wenn es ihm nicht gelingt, ausreichend Energie für sich aus dem Körper anzufordern, gleicht es die Unterversorgung dadurch aus, dass es die Nahrungsaufnahme steigert und dem Körper den Energieüberschuss überlässt. Auf diese Weise kann langfristig eine Adipositas, also Fettleibigkeit, entstehen.“
Das Gehirn zwingt ergo den Körper dazu, mehr energiereiche Nahrung aufzunehmen, als eigentlich gut für ihn ist.
Zu solchen Situationen, in denen das Gehirn in den Stoffwechsel „eingreift“ und Nahrungsaufnahme fordert, kommt es vor allem in Stresssituationen. Extrem kann dies werden, wenn der Betroffene quasi unter Dauerstress leidet, sei es durch die sehr enervierende berufliche Tätigkeit oder auch durch psychische Leiden wie Depressionen.
Die Forscher hoffen nun, durch die Erkenntnisse über die Bedeutung des Gehirns bei der Steuerung des Stoffwechsels, neue Strategien zu entwickeln, wie man sein Gewicht reduzieren kann.
Dabei wird in Zukunft vielleicht nicht mehr nur allein die Kontrolle der Nahrungsaufnahme bei Diäten eine Rolle spielen, sondern auch eine begleitende psychologische Betreuung, die dem „Patienten“ aufzeigen soll, wie mit Stresssituationen umgegangen werden kann.