Sport und Bewegung haben eine besondere Bedeutung für Hypertoniker
Sport und Bluthochdruck
Bluthochdruck ist eine weit verbreitete Krankheit, deren Ursachen man in 95% der Fälle nicht kennt. Wer an erhöhtem Blutdruck (Hypertonie) leidet, muss möglicherweise seine Lebens- und Ernährungsgewohnheiten entsprechend anpassen, sei es im Sinne eines Abbaus von Übergewicht, der Vermeidung von Alkohol oder ähnlichem. Sport und Bewegung haben in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung für Hypertoniker. Dabei ist es keineswegs so, dass körperliche Aktivität vermieden werden muss. Im Gegenteil, moderater Ausdauersport kann ein wirksames Mittel sein, den hohen Druck in den Gefäßen zu senken.
Das Herz- Kreislaufsystem
Das Herz- Kreislaufsystem hat unter anderem die Aufgabe, den gesamten Organismus, d.h. sowohl die inneren Organe, als auch Haut und Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen. Ist der Sauerstoffbedarf zum Beispiel bei körperlicher Aktivität erhöht, wird auch eine stärkere Durchblutung erforderlich. Um das Blut im Körper zu verteilen, ist ein bestimmter Druck erforderlich, der vom Herzen und den Blutgefäßen, die vom Herzen weggehen (Arterien), aufgebaut wird. Der Druck, der in den Arterien messbar ist, nennt man arteriellen Blutdruck und wird in der Einheit mmHg angegeben. Je nach Arbeitsphase des Herzens gibt es unterschiedliche Drücke in den Gefäßen. Unmittelbar nachdem das Herz Blut ausgeworfen hat, ist der Druck am höchsten (systolischer oder oberer Wert). Danach füllt sich das Herz wieder. Kurz bevor es wieder schlägt, also am Ende der Füllungsphase, ist der Druck am niedrigsten (diastolischer oder unterer Wert). In der Arterie am Oberarm werden bei gesunden jungen Menschen in Ruhe jeweils ca. 120 mmHg systolisch und 80 mmHg diastolisch gemessen.
Wann spricht man von Bluthochdruck
Ab regelmäßig gemessenen Blutdruckwerten von 135/85 mmHg in Ruhe spricht man von Bluthochdruck. Dieser Wert ist allerdings nur als Richtlinie zu verstehen. Während man noch bis vor kurzer Zeit davon ausging, dass mit zunehmendem Alter der Blutdruck steigt, sind die Idealwerte heute niedriger. Nach einer Studie von Hansson et al. 1998 ist der Grenzwert von 135/85 für alle Altersklassen gültig.
Ein deutlich erhöhter Blutdruck muss in der Regel medikamentös behandelt werden, denn er stellt einen der Hauptrisikofaktoren für Schäden am Herzen und an den Gefäßen dar. Heute stehen mit ACE-Hemmern, Kalziumantagonisten, Betablockern, Diuretika, Angiotensin II-Antagonisten mehrere blutdrucksenkende Medikamente zur Verfügung, deren Wahl nach individuellen Gesichtspunkten erfolgt. In Deutschland werden vorwiegend Betablocker verschrieben, die zwar billiger sind als z.b. die ACE-Hemmer, aber dafür mehr Nebenwirkungen aufweisen und die körperliche Leistungsfähigkeit einschränken.
Für einen sportlich aktiven Menschen sind sie daher uungünstig. Wer nur einen leichten Bluthochdruck hat oder gezielt vorbeugen will, kann durch seine Lebensweise sehr viel dazu beitragen, auf Medikamente verzichten zu können. Übergewicht, kochsalzhaltiges Essen, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sind Laster, die man sehr gut selbst in den Griff bekommen kann und in der Summe lassen sich dadurch messbare Erfolg erzielen.
Ausdauersport - ein Medikament ohne Nebenwirkungen
Eine besondere Bedeutung zur Vorbeugung und begleitenden Therapie von Hypertonie hat körperliche Aktivität im Rahmen von Sportarten, die vorwiegend das Herz-Kreislaufsystem beanspruchen. Wenn auch bei akuter Belastung der Blutdruck erst einmal ansteigt, lässt er sich durch regelmäßiges Ausdauertraining längerfristig um 5-8 mmHg senken. Dies wird bewirkt durch eine Verbesserung der Herzleistung sowie eine Weitung der Gefäße. Vor allem für Patienten mit einer sogenannten milden Hypertonie eignet sich Sport besonders.
Damit ist Ausdauertraining als Therapie genau so wirksam wie eine medikamentöse Monotherapie, also die Gabe von nur einem Medikament. Darüber hinaus ist die Ansprechrate auf nur ein Blutdruckmedikament nur 50%, weswegen fast immer eine Zweier- oder Dreierkombination angezeigt ist. Betont sei an dieser Stelle , dass Blutdruckpatienten häufig nicht effizient behandelt werden. Jeder zweite Hypertoniker weiß nicht, dass er oder sie einen Bluthochdruck hat, ist unerkannt und damit auch unbehandelt. Von den anderen 50% wird nur die Hälfte behandelt und davon wiederum nur jeder zweite ausreichend. Andieser Stelle besteht Handlungsbedarf.
Auch bei ausgeprägter Hypertonie ist Sport möglich, allerdings sollte der Blutdruck vorher von einem Arzt medikamentös eingestellt werden. Bei Blutdruckwerten, die über 250 mmHg syst. liegen, muss die Belastung abgebrochen werden. Vielerorts gibt es spezielle Hypertoniker-Sportgruppen, die von qualifizierten Sportlehrern und Sporttherapeuten geleitet werden. Dort werden Blutdruckwerte mehrmals während des Trainings kontrolliert. Während der systolische Blutdruck beim Sport ansteigt, sollte sich der untere Wert, der diastolische Druck, bei Belastung nicht erhöhen. Bei gut eingestelltem Blutdruck ist sogar Kraftsport erlaubt.
Sport ist nicht gleich Sport
Für Menschen mit Bluthochdruck hängt die Wahl einer geeigneten Sportart von der Art und Aufeinanderfolge der Krafteinsätze ab. Das heißt, das Training sollte möglichst dynamisch und mit gleichmäßiger, nicht zu hohen Intensität über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Eine Einteilung der Sportarten in Kategorien wie erlaubt und nicht erlaubt erscheint dabei wenig differenziert. Sicher sind Radfahren und Schwimmen aufgrund ihrer gleichmäßigen Dynamik, ihrer guten Dosierbarkeit und der verstärkten Beanspruchung des Herz-Kreislaufsystems besonders geeignet, jedoch sind sie auch wenig abwechslungsreich. Ballsportarten wie Fußball und Volleyball und Rückschlagspiele wie Badminton oder Tennis können so verändert werden, dass sie viele Laufwege enthalten und den Körper gleichmäßig belasten.
Von Sportarten mit hohen oder explosiven Krafteinsätzen(Bodybuilding, Gewichtheben, Sprint- und Sprungdisziplinen, etc.) sollte abgesehen werden, denn durch Pressatmung werden hohe Blutdruckspitzen erreicht. Auch sollte der Sport nicht unter Wettkampfbedingungen durchgeführt werden.
Puls und Blutdruck vor und während des Trainings kontrollieren
Wer unter hohem Blutdruck leidet, sollte auf jeden Fall mit seinem Hausarzt sprechen und gemeinsam mit ihm ein geeignetes Bewegungsprogramm erarbeiten. Um gute Trainingseffekte zu erzielen, ist es sinnvoll, zwei bis drei mal pro Woche etwa 30 bis 60 Minuten zu trainieren. Es wird empfohlen, sowohl Blutdruck und Puls in Ruhe und unter Belastung zu kontrollieren.
Der Trainingspuls sollte nicht zu hoch gewählt werden. Wer sich an die Faustformel Trainingspuls = 180 - Lebensalter hält, ist meistens auf der sicheren Seite. Dennoch bleibt hervorzuheben, dass solche Faustformeln nur Richtwerte darstellen und damit nicht immer individuell zutreffend sind.
Betablocker
Wer Betablocker einnimmt, muss beachten, dass die Trainingsherzfrequenz etwas niedriger liegt. Dies kann 10 bis 15 Schläge ausmachen. Die Herzfrequenz kann mit handelsüblichen Pulsmessern online überwacht werden. Ein Blick auf die Uhr verrät dann sofort, ob man noch etwas zulegen kann oder lieber die Belastung ein bisschen zurückfährt.
Die Messung des Blutdrucks ist etwas aufwändiger. Das sogenannte auskultatorische Messen nach Riva-Rocci mit Manschette und Stethoskop liefert zwar relativ zuverlässige Werte, ist aber während des Trainings etwas umständlich. Besonders praktisch sind Messgeräte, die den Blutdruck am Handgelenk messen. Ein Nachteil ist, dass bei einigen Menschen generell am Handgelenk andere Werte gemessen werden, als am Oberarm. Dies sollte vorher beim Arzt geprüft werden. Stimmen die Werte überein, ist die Messung am Handgelenk sehr einfach undimmer und überall durchführbar.
So kann gewährleistet werden, dass man mit Blick auf den Blutdruck immer im grünen Bereich trainiert. Unabhängig von der Messmethode ist es wichtig ist, dass der Messpunkt immer auf der gleichen Höhe wie das Herz liegt.
Beim Messen von Ruhewerten
sollte man sich vorher zwei bis drei Minuten ruhig hinsetzen und erst dann mit der Messung beginnen. Wer seinen Blutdruck regelmäßig unter Ruhe- und Belastungsbedingungen misst und in einem Blutdruckpass protokolliert, kann Änderungen sofort feststellen und seinem Arzt mitteilen.
Autoren: Thomas Markmann
Dr. Kurt. A. Moosburger