Die Europameisterschaft verlangt alles ab – von Spielern, aber auch von Fans. Tausende von Kilometern müssen im Auto zwischen den Spielorten zurückgelegt werden. Aufgrund der überfüllten Städte findet der gemeine Fan meist nur eine Isomatte auf dem Campingplatz oder aber eine durchgelegene Matratze in einem alten Gasthof als Schlafplatz. Alles mit mehr Komfort ist ausgebucht – seit Wochen. Wie übersteht man als Fan diese Belastungen, wenn man unter Rückenschmerzen leidet oder bereits einen Bandscheibenvorfall hatte?
Ich bin jetzt seitdem Eröffnungsspiel unterwegs. Von Basel nach Klagenfurt und wieder zurück nach Bern, wovon es zum Deutschland-Österreich Klassiker nach Wien ging. Die Stunden, die ich im Auto verbracht habe, sind genauso wenig zu zählen wie die zurückgelegten Kilometer. Und jeder, der schon einen Bandscheibenvorfall hatte, weiß: langes Sitzen im Auto, das ist Gift für den Rücken im Allgemeinen und im Besonderen für die Bandscheiben.
Äußerste Disziplin
Dagegen hilft nur - wie der Bundestrainer Jogi Löw sagen würde - „äuscherschte Dischziplin“. Im Gepäck habe ich eine Pilates Matte und einen Gymnastik Ball. Beides ist leicht zu verstauen, auch wenn das häufige Aufblasen des Balles nervt. Allerdings nur halb soviel wie Rückenschmerzen. Viel schwieriger ist es seine Übungen in den vollgepfropften Tagesablauf eines Fußball-Fans zu integrieren: Morgens beginnt der Tag mit Zeitungslektüre: Ist Ronaldo mit dem Kopf schon bei Madrid oder wie schwer wiegt die Verletzung von Frings? Das sind die Fragen, die geklärt werden müssen. Dann ruft die Fanmeile und die Einstimmung auf die Spiele. Wann soll man da noch seine Übungen machen? Zudem noch zugegebenermaßen unter Alkoholeinfluss?
Vor jeder Autofahrt
Ich habe mir deshalb ein EM-Trainingsplan erstellt: Vor jeder Autofahrt dehne ich meine hintere Oberschenkel Muskulatur, in dem ich ein Bein ausstrecke und das andere 90 Grad anwinkele. Diese Position halte ich jeweils eine Minute. Danach gehe ich in den Vierfüßlerstand und mache den Katzenbuckel. Dabei spanne ich die gesamte Rumpf- und Arm Muskulatur an. Dann bin ich bereit zur Abfahrt. Bei langen Fahrten nutze ich Pinkelpausen oder das Tanken für weitere Rücken Mobilisierung.
An Raststätten dehnen
Auf Bänken von Raststätten setze ich mich aufrecht auf die Vorderkante und lasse die Arme hängen. Dann bewege ich das Becken zehnmal zu jeder Seite. Das ist eine Übung, für die man nicht mehr als 2 bis 3 Minuten braucht. Natürlich ist dies ein Sparprogramm, das ich eigentlich nicht dauerhaft fahren darf bei meinem erlittenen Bandscheibenvorfall. Doch wenig ist immer noch besser als gar nichts und wegen Rückenübungen ein EM-Spiel zu verpassen ist für echte Fans eine absolut unerträgliche Vorstellung.
Einmal in der Woche findet sich dann die Zeit um das übliche, umfangreiche Trainingspensum zu absolvieren. Meines besteht aus folgenden Übungen: Im Vierfüßlerstand strecke ich bei geraden Rücken den rechten Arm und das linke Bein 20 mal aus und wechsele dann die Seite. Das wiederhole ich dreimal. Dann folgen 90 Sit-Ups auf der Matte und wechsele danach wieder in Vierfüßlerstand. Diesmal – wieder bei geradem Rücken – hebe ich beide Knie an und strecke jeweils ein Bein nach hinten aus. Das wiederhole ich 60 Mal. Der Oberkörper bleibt ruhig dabei. Die letzten Übungen mache mit dem Ball: Ich spanne den gesamten Körper an, speziell die Gesäßmuskel und liege mit dem Becken auf dem Ball. Ein Arm strecke 90 Grad zur Seite aus, den anderen geradeaus. Dann hebe ich langsam den Rumpf mit Kopf nach oben an und halte die Position kurz. Nach 20 Wiederholungen bin ich kaputt. Für dieses Programm benötige ich mit Verschnaufpausen eine knappe Stunde. Und es scheint zu funktionieren.
Im Gegensatz so mancher Nationalmannschaft bin ich noch im Turnier!
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