Aristide Bancé - eine afrikanische Geschichte

Aristide Bancé - eine afrikanische Geschichte

foto: FSV Mainz 05
Abidjan, Elfenbeinküste. Für unzählige Ivorer ist ein Leben in Europa ein Traum, ein unerreichbarer. Politische Unruhen, wirtschaftliche Perspektivlosigkeit und illusorische Vorstellung vom Paradies Europa bewegen viele Afrikaner zur Ausreise, selbst wenn es eine lebensgefährliche Flucht in einer Nussschale von Boot sein wird. Und nicht wenige von Ihnen hoffen, dass sie als Fußballprofi Fuß fassen können. Aristide Bance ist einer von Ihnen. Doch sein Märchen wurde wahr.



In Jahr 2009 ist Aristide Bance in der 1. Bundesliga angekommen. Mit seinem Verein Mainz 05 hat er am letzten Spieltag der Saison den Einzug in die höchste deutsche Fußballliga geschafft. Viel höher kann man in Europa kaum aufsteigen. Doch es war ein langer Weg dorthin. Bance wuchs in der Elfenbeinküste auf. Mit gerade einmal 18 Jahren wechselte er nach Burkina Faso, zum Hauptstadtclub FC Santos Ougagoudou. Einerseits ist die Volljährigkeit ein natürlicher Einschnitt im Sportlerleben, da man die Jugendmannschaften verlässt, andererseits kam bei Bancé noch der Zerfall seines Geburtslandes Elfenbeinküste hinzu. Das ehemals durch Kakao reich gewordene Land, das jahrzehntelang Flüchtlinge aus den armen Burkina Faso aufnahm, schlitterte in einen blutigen Bürgerkrieg. Kindersoldaten aus Sierra Leone kämpften als Söldner auf beiden Seiten und ermordeten Zivilisten.



Bei Ausbruch des Krieges spielte Bance bereits in Burkina Faso und der ganzen Familie war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass eine Rückkehr ins Geburtsland für lange Jahre unmöglich sein wird. Mit diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass Aristide Bance die Staatsbürgerschaft von Burkina Faso annahm. Auch Europa bedeutet in so einem Fall mehr als eine sportliche Herausforderung. Es geht um die nackte Existenz der Familie.



Fitness.com trifft Aristide Bance in der Mainzer Innenstadt, in dem Sportgeschäft seines Mitspielers und Kapitäns Dimo Wache.



Fitness.com: Wie sind Sie nach Mainz und in die Bundesliga gekommen.



Aristide Bance: Nun, wie viele Afrikaner bin ich über Belgien nach Europa gekommen. Ich hatte ein Angebot von Lokeren, das nahm ich an. Damals 2003. Dann wurde ich von Metalurgh Donezk verpflichtet. Über Antwerpen kam ich nach Offenbach und dann ist es ja nicht mehr weit nach Mainz. [ca. 30 km Anmerk. Red.]



Fitness.com: Zwei Kontinente, vier Länder – wie kamen Sie mit den unterschiedlichen Anforderungen zurecht?



Aristide Bance: Meine ersten drei Jahre habe ich in Lokeren in Belgien gespielt und mich an Europa gewöhnt. Doch das einzige Entscheidende war meine Fitness! Ich war noch nie verletzt, noch nicht einmal zwei Wochen krank. Das einzige, woran ich mich erinnere, war ein Bluterguss im großen Zeh. Da konnte ich drei Tage nicht spielen.



Fitness.com: Was ist das Geheimnis Ihrer Gesundheit? Ihr robuster Körper: 96 Kilogramm auf 1.92 Meter?



Aristide Bance: (lacht) Ja, könnte sein, vielleicht aber auch mein Wille. Und Glück.



Fitness.com: Welche Fitnessübungen machen Sie neben den Konditionseinheiten und dem Fußballtraining?



Aristide Bance: Vor allem montags quält uns der Axel, unser Konditionstrainer Axel Busenkell. Stabilisation und Stabilisation!



Fitness.com: Warum ist die Stabilisation für Sie als Fußballer so wichtig?



Aristide Bance: Mein Kopfballspiel ist mir sehr wichtig. Vom Absprung bis zur Kopfbewegung, da muss alles passen und deshalb muss ich auch alles trainieren: die Bauch- und Rückenmuskel, die Arme zum Gegensteuern, eine starke Rumpfmuskulatur, damit ich mich in der Luft gegen meinen Gegenspieler behaupten kann. Wir trainieren da sehr intensiv mit Gummibändern.



Fitness.com: Was ist ihre liebste Fitnessübung?



Aristide Bance: Das Bankdrücken mit Gewichten. Das gibt mir Kraft für die Kopfballduelle.



Fitness.com: Und welche Übung könnte der Konditionstrainer streichen?



Aristide Bance: Die Beinpresse!



Fitness.com: Mussten Sie die auch bei ihren anderen Vereinen in der Ukraine oder in Belgien machen?



Aristide Bance: Ja, die gab´s da auch schon.



Fitness.com: Wo liegen eigentlich die großen Unterschiede im Training, wenn Sie Ihre Fußball-Stationen Burkina Faso, Belgien, Ukraine und Deutschland vergleichen?



Aristide Bance: Im Material, das uns Spielern zur Verfügung steht. Ein Wahnsinn, wenn man sieht, was es in Donezk für ein Trainingsgelände gibt. Die haben alles und alles ist neu. Vom Schwimmbad bis zum Fitness-Studio. In Afrika mangelt es schon an einfachen Dingen. An genügend Bällen und Trikots, am Rasen, selbst bei Profivereinen trainieren die Jugendmannschaften auf Sand! Hier, in Europa haben die jungen Spieler alles. Zum Glück. Aber hart trainieren - das macht man in allen Ländern. In der Ukraine war vielleicht etwas mehr Taktiktraining dabei.



Fitness.com: Und wie kamen Sie mit den landestypischen Speisen zu recht? Oder haben Sie lokale Gerichte gar nicht gegessen?



Aristide Bance: Ach, ich esse eigentlich alles. Egal, wo ich war. Ich esse prinzipiell viel Salat und Kohlenhydrate. Fleisch dafür nicht so oft. Wissen Sie, ich liebe die afrikanische Küche mit ihren Bohnengerichten. Und – meine Frau kocht sehr gut. Aber so eine Art Diät habe ich noch nie gemacht, aber ich war ja auch mein ganzes Leben schlank.



Fitness.com: Und ihr Lieblingsgetränk? Deutsches Bier oder doch lieber russischer Wodka?



Aristide Bance: Nein, kein harter Alkohol und ehrlich gesagt auch kaum Bier. Nein, ich trinke im Grunde kein Alkohol.



Fitness.com: Bon Chance.



Aristide Bance: Merci.

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