Es war irgendwann im Frühjahr 1996, als Helmut Dehaut, damals 34 Jahre alt und Motorentester bei Opel, einen Entschluss fasste, der sein Leben für immer verändern sollte. Auf dem Weg von Zweibrücken nach Wallhalben saß er mit seiner Frau im Auto, als er plötzlich sagte: „Halt mal an. Ich steige aus und laufe den Rest. Ich muss die Wette gewinnen.“ Gesagt, getan. Er sprang aus dem Wagen und begann zu joggen – im strömenden Regen, ohne Vorbereitung, in Jeans und Straßenschuhen. Der Muskelkater am nächsten Tag war gnadenlos, aber diese spontane Aktion markierte den Beginn einer außergewöhnlichen Laufkarriere.
Von Null auf 100 – oder zumindest auf 50 Kilometer
Helmut Dehaut wusste damals noch nicht, wie sehr ihn dieser Moment prägen würde. Sein erstes „Training“ war alles andere als professionell, doch es weckte in ihm etwas, das er vorher nicht gekannt hatte: die Leidenschaft fürs Laufen. Mit der Zeit nahm er Tipps von Freunden an, investierte in geeignetes Schuhwerk und begann, regelmäßig zu joggen. Zunächst zwei- bis dreimal pro Woche, dann immer häufiger. Bereits nach einem halben Jahr absolvierte er seinen ersten Halbmarathon, bald darauf folgte ein kompletter Marathon. Doch damit nicht genug: „Und dann wurden die Strecken eben immer länger“, sagt Dehaut heute mit einem Lächeln.
Disziplin, die sich auszahlt
Heute, fast drei Jahrzehnte später, ist Helmut Dehaut ein bekannter Name unter den Ultra-Marathonläufern in Deutschland. 2005 wurde Helmut Dehaut deutscher Meister seiner Altersklasse über die 50 Kilometer-Distanz, eine Strecke mit 1.100 Höhenmetern, die er in beeindruckenden 3:35:51 Stunden bewältigte. Bei einem Sechsstundenlauf legte er sogar über 85 Kilometer zurück und verfehlte den deutschen Rekord nur knapp. Trotz seiner Erfolge ist Dehaut bescheiden geblieben. „Mir reicht es, meine Zeiten zu verbessern“, sagt er. Titel und Medaillen seien ihm nicht so wichtig wie die persönliche Herausforderung.
Training als Lebensstil
Wer denkt, dass diese Leistungen auf reinem Talent basieren, irrt gewaltig. Dehaut trainiert unermüdlich. Vor Wettkämpfen läuft er bis zu 200 Kilometer pro Woche, was er humorvoll in „viermal 20 und dreimal 40 Kilometer“ herunterbricht. Dazu kommen Kraftübungen zur Stabilisierung der Gelenke und Muskulatur. Eine Woche ohne Laufschuhe? Für Dehaut undenkbar. „Wenn das Laufen anfangen würde, mir wehzutun, würde ich sofort kürzer treten“, betont er. Seine Gesundheit steht für ihn immer an erster Stelle. Und wer weiß vielleicht reicht es bald auch für den New York Marathon?
Die richtige Ernährung macht den Unterschied
Sein Lebensstil hat sich seit seinen ersten Gehversuchen auf der Laufstrecke deutlich verändert. Während er früher auf dem Betzenberg die Spiele des 1. FC Kaiserslautern verfolgte und gelegentlich mal ein Bier trank, achtet er heute penibel auf seine Ernährung. Nach einem Wettkampf gönnt er sich zwar gerne zwei Stückchen Kuchen und eine Tasse Kaffee, Alkohol jedoch bleibt für ihn tabu. „Man gönnt sich ja sonst nichts!“, scherzt er, doch die eiserne Disziplin, die er in allen Lebensbereichen an den Tag legt, ist offensichtlich.
Familie als Teil des Erfolgs
Auch seine Familie hat sich von seiner Leidenschaft anstecken lassen. Seine ältere Tochter Melanie begann nach den ersten Erfolgen ihres Vaters ebenfalls zu laufen, während die jüngere Tochter Vanessa regelmäßig im Verein trainiert. Für Dehaut ist die Unterstützung seiner Familie ein wichtiger Bestandteil seines Erfolgs. Trotz seiner intensiven Trainingsroutine und seiner beruflichen Verpflichtungen hat er es geschafft, ein Gleichgewicht zwischen Sport und Familie zu finden.
Neue Ziele am Horizont
Obwohl Helmut Dehaut bereits beeindruckende Erfolge vorzuweisen hat, ist er noch lange nicht am Ende seiner Reise. „Den Rekord im Sechsstundenlauf will ich knacken. Und irgendwann vielleicht einen Triathlon absolvieren“, verrät er. Bereits jetzt trainiert er regelmäßig Schwimmen und Radfahren, um sich auf diese neue Herausforderung vorzubereiten. Sein Ziel? Nicht nur die sportliche Herausforderung, sondern auch das Gefühl, immer weiter an seinen eigenen Grenzen zu arbeiten und sie zu verschieben.
Der Anfang ist das Wichtigste
Es ist fast ironisch, dass Dehaut seine allererste Wette, fünf Kilometer in 17:30 Minuten zu laufen, damals verloren hat. Doch rückblickend war diese Niederlage der Startschuss für eine beeindruckende Laufkarriere. Heute lacht er über die damalige Zeit und die „mickrige“ Distanz, die ihn damals schon an seine Grenzen brachte. Die Leidenschaft, die er damals entdeckte, hat ihn jedoch nie verlassen und treibt ihn bis heute an.
Inspiration für alle
Die Geschichte von Helmut Dehaut zeigt, dass es nie zu spät ist, etwas Neues zu beginnen. Mit Entschlossenheit, Disziplin und einer Prise Humor hat er den Sprung vom Spaziergänger zum Ultra-Marathonläufer geschafft. Seine Reise ist nicht nur ein Beispiel für körperliche Fitness, sondern auch für mentale Stärke und die Fähigkeit, aus kleinen Momenten große Veränderungen zu schaffen. Vielleicht motiviert seine Geschichte ja auch andere, den ersten Schritt zu wagen – sei es auf der Laufstrecke oder in einem völlig anderen Bereich des Lebens.