Glaubt man den Zahlen der Experten, so nimmt die Zahl der übergewichtigen Kinder in den wohlhabenden Industrieländern rapide zu. In Deutschland etwa ist schon jedes vierte Kind übergewichtig. Wenig überraschend wird Übergewicht deshalb als die globale Epidemie des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Wenn es nicht gelingt, dieser Krankheit wirksam vorzubeugen, und das bereits im Kindes- und Jugendalter, dann wird zukünftig ein gigantischer Aufwand des Bruttosozialprodukts für die Behandlung übergewichtiger Menschen notwendig sein.
Ursachen von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen
Es existiert nicht nur eine Ursache für Übergewicht. Es treten lediglich von den häufig vielschichtigen Ursachen einige gehäuft auf. Dazu gehören im Wesentlichen die ständige Verfügbarkeit von Nahrung sowie die häufig mangelnde Bewegung bei Kindern und Jugendlichen. Dazu kommen falsche Essgewohnheiten und ein mangelndes Bewusstsein für gesunde und nahrhafte Nahrung. Ungünstiges Essverhalten bei Kindern kann aber auch Ausdruck davon sein, dass der Umgang mit der Ernährung in der Familie nicht stimmt. Daher sind etwa auch Kinder mit übergewichtigen Eltern häufiger betroffen, ebenso wie die Kinder von beruflich stark geforderten Eltern.
Seit etwa 10 Jahren spielt bei der Diskussion von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen auch deren Lebensstil eine zunehmend wichtige Rolle. Chronischer Bewegungsmangel, stundenlanges sitzen vor dem Computer, ein Übermaß an TV-Konsum sowie die schwindende Popularität traditioneller Breitensportarten (z.B. Leichtathletik, Fußball) bei Kindern und Jugendlichen lassen das Körpergewicht stetig wachsen. Dass beim Zustandekommen von Übergewicht auch genetische Faktoren eine Rolle spielen können, gilt heute als erwiesen. Vielfach unterschätzt werden allerdings noch immer die psychischen Faktoren, die Übergewicht verursachen können. Bei vielen Kindern wirkt Essen als Stress- und Angstlöser und wirkt gegen Langeweile.
Lebensmittel für Kinder sind nicht immer kindgerecht
Die ernährungsspezifischen Ursachen von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen haben eine weitere Ursache: Sie gelten als attraktive Zielgruppe der Ernährungswirtschaft. Problematisch sind in diesem Zusammenhang auch Lebensmittel, die häufig mit ansprechenden Verpackungen sowie Zugaben zum eigentlichen Produkt (Sammelbilder, Spiele etc.) locken. Leider sind die für Kinder und Jugendliche bestimmten Produkte nicht immer so gesund, wie man es erwarten müsste, wie zahlreiche Tests (z.B. der Stiftung Warentest) gezeigt haben. Produkte wie Milchschnitte, Lunchables, Fruchtzwerge sind meist optisch ansprechend, sie tragen jedoch nicht immer den besonderen Bedürfnissen der Kinder Rechnung. Zweifellos mögen viele Kinder die bunten Verpackungen und das häufig beigefügte Spielzeug. Und viele Mütter lassen sich von Hinweisen über zugegebene Vitamine und andere Nährstoffe überzeugen. Tatsächlich sind aber gerade diese Lebensmittel für Kinder häufig ungeeignet, denn sie enthalten zu viel Fett oder Zucker und zum Teil auch mehr Emulgatoren, Farb- und Konservierungsstoffe als in herkömmlichen Lebensmitteln.
Zum Problem können nicht nur die falschen Lebensmittel, sondern auch ungeeignete Getränke werden. Der Konsum zuckergesüßter Getränke steht im Zusammenhang mit der Entwicklung eines deutlichen Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen, so zumindest das Ergebnis einer Studie in den USA. Dafür wurden über 500 Schulkinder in Massachusetts 19 Monate lang untersucht. Der gewohnheitsgemäße Konsum von Limonaden und Säften sowie Veränderungen im Trinkverhalten schlugen sich deutlich in der Häufigkeit von Übergewicht als auch im Körpermassenindex wider. Dieser Zusammenhang erwies sich als unabhängig von Einflussgrößen wie Alter, Größe, Geschlecht, sexueller Reife oder sonstiger Ernährung.
Für Diätprodukte mit künstlichen Süßungsmitteln war ein solcher Zusammenhang nicht nachweisbar. Laut der Studie gilt massives Übergewicht mittlerweile als eines der häufigsten Probleme bei Kindern in den USA. Nach einer in der Veröffentlichung zitierten amtlichen Erhebung hat sich das Vorkommen von Übergewicht bei Kindern dort innerhalb von 15 Jahren verdoppelt. Parallel dazu stieg nach Angaben des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums der Softdrink-Verbrauch in den letzten 50 Jahren um fast 500%. Zuviel kalorienhaltige Getränke führen - anders als feste Nahrung - im Körper zu keiner verminderten Nahrungszufuhr.
Gesundheitliche Folgen sind vorprogrammiert
Besorgnis erregend ist auch, dass übergewichtige Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% auch im Erwachsenenalter unter Übergewicht leiden. Ihre Entwicklung wird zudem von gewichtsbezogenen Krankheiten begleitet, die viele Kinder und Jugendliche schon in jüngerem Alter entwickeln. Eltern sollten deshalb Babyspeck nicht länger als nötig verniedlichen, denn es kann sich langfristig auf die Gesundheit ihrer Kindern niederschlagen. So zählen Arteriosklerose, Herzinfarkt oder Erkrankungen der Gelenke zu häufigen Folgeerscheinungen von Übergewicht.
Wie nehmen Kinder und Jugendliche richtig ab?
Es macht zunächst wenig Sinn, bestimmte Nahrungsmittel, wie Chips, Schokolade oder Fast Food generell zu verbieten, um das Essverhalten zu verändern. Das ist beim kindlichen Sinn fü r Widerspruch meist kontraproduktiv und führt außerdem bei Rückschlägen zu Selbstvorwürfen und kann das Selbstbewusstsein des Kindes beschädigen. Ein guter erster Schritt wäre es, dem eigenen Kind ein bewusstes und ausgewogenes Essverhalten vorzuleben.
Eltern sollten auch versuchen, die Freude ihrer Kinder an Bewegung anzuregen. Denkbar sind beispielsweise gemeinsame Spaziergänge am Abend oder am Wochenende. In vielen Familien geht man auch einer gemeinsamen Sportart nach, so dass Eltern und Kinder sich zusammen bewegen können. Dadurch wird verhindert, dass Kinder ihre Bewegung als Pflicht oder lästige Aufgabe wahrnehmen, sondern als Möglichkeit, etwas gemeinsam mit den Eltern zu unternehmen.
Abhilfe bei Übergewicht kann nicht zuletzt auch Mutter Natur schaffen. Oft kann es helfen, das Gewicht eines übergewichtigen Kindes vorerst einmal zu stabilisieren; der nächste Wachstumsschub wird das Übergewicht dann relativieren.
Wann ist mein Kind zu dick?
Bei der Frage, ob jemand zu dick ist oder nicht sollte zunächst folgendes bedacht werden: Kinder und Jugendliche sind nicht zu dick, weil sie dem in der Werbung suggerierten Körper-Idealbild nicht entsprechen. Einen ersten wenn auch groben Anhaltspunkt zur Feststellung von Übergewicht bietet der Body-Mass-Index (BMI). Er errechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm, geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern.
Ein Beispiel: Claudia, 10 Jahre alt, ist 1,45 Meter groß und wiegt 43 Kilogramm. Ihr BMI beträgt also: 43 geteilt durch 2,10 (1,45 mal 1,45). Claudia hat also einen BMI von rund 20,5. Zur Einschätzung, ob dieser BMI als normal- oder übergewichtig einzustufen ist, dient die folgende Tabelle. Sie zeigt den BMI-Wert, der als die altersabhängige Grenze zwischen Normal- und Übergewicht gilt.
Alter 7-8 - BMI 18
Alter 9 - BMI 19
Alter 10 - BMI 20
Alter 11 - BMI 21
Alter 12 - BMI 22
Alter 13 - BMI 23
Alter 14 - BMI 24
Autor: foodplaner.de Team
Übergewicht bei Kindern - juvenile Adipositas
0 Kommentare
Kategorien
Bleib dran. Sei ein Teil davon
Tritt unser ... bei