Tribut an den Pilates-Pionier

Tribut an den Pilates-Pionier

© Chuck Rapoport, rapo.com
Tribut an den Pilates-PionierDer Internationale Pilates Gedenktag mit Convention in Mönchengladbach  erfuhr eine besondere Ehrung: die Einweihung einer Gedenktafel für den Ehrenbürger Joseph Hubertus Pilates. Diese Würdigung galt einem lange verkannten Pionier, dessen einzigartige Trainingsmethode die Welt nachhaltig beeinflusst hat.

Das bewegte Leben von Joseph Pilates

Joseph Pilates wurde 1883 in Mönchengladbach geboren. Seine Kindheit war von gesundheitlichen Problemen wie Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber geprägt. Diese Erfahrungen motivierten ihn, nach Wegen zur Stärkung von Körper und Geist zu suchen. Er experimentierte mit verschiedenen Sportarten und fernöstlichen Praktiken wie Yoga und Zen-Meditation und entwickelte so sein ganzheitliches Bewegungskonzept, das er später „Contrology“ nannte.

Von Mönchengladbach in die Welt

1912 wanderte Pilates nach England aus, wo er als Boxer arbeitete. Während des Ersten Weltkriegs wurde er interniert. In der Gefangenschaft nutzte er die spartanischen Bedingungen, um seine Methode weiterzuentwickeln und improvisierte Trainingsgeräte aus Bettgestellen. Interessanterweise überlebten alle seine Mitgefangenen die Grippepandemie von 1918, was Pilates in seiner Überzeugung von der Wirksamkeit seiner Methode bestärkte. Nach einer kurzen Rückkehr nach Deutschland zog er 1923 in die USA und eröffnete mit seiner Frau Clara in New York City ein Studio – im selben Gebäude wie das New York City Ballet. Diese Nähe zum Ballett prägte seine Arbeit und trug zur Popularität seiner Methode bei.

Die Etablierung in New York und der Weg zum Kult

Pilates' Studio in New York wurde schnell zum Treffpunkt von Tänzern, Künstlern und Prominenten. Auch der Boxer Max Schmeling trainierte zeitweise dort, obwohl die Behauptung, Pilates sei sein persönlicher Trainer gewesen, nicht belegt ist. Trotz seines Erfolgs in New York starb Pilates 1967 relativ unbekannt außerhalb der New Yorker Kunstszene. Er war, wie er selbst sagte, „seiner Zeit um fünfzig Jahre voraus“. Diese Prophezeiung sollte sich bewahrheiten: Pilates entwickelte sich nach seinem Tod zu einem globalen Trend.

Die Original Pilates-Lehre und ihre Entwicklung

Da Pilates kein Testament hinterließ, das die Weiterführung seiner Lehre regelte, entstand nach seinem Tod ein Rechtsstreit um den Begriff „Pilates“. Dieser wurde schließlich als Allgemeingut eingestuft. Dies führte zu einer unübersichtlichen Situation mit vielen Anbietern, die ohne einheitliche Standards unterrichteten. Inzwischen haben Pilates-Verbände wie die Pilates Method Alliance (PMA) und der Deutsche Pilates Verband (DPV) Qualitätsstandards etabliert, um die Authentizität und Qualität der Lehre zu sichern.

Die Magie des Pilates-Trainings

Was macht Pilates so besonders? Pilates selbst sagte: „Nach 10 Stunden spürt man den Unterschied. Nach 20 Stunden sieht man ihn. Und nach 30 Stunden hat man einen vollkommen neuen Körper.“ Der ganzheitliche Ansatz, der Atemtechnik, Kraft, Ausdauer, Koordination und Dehnung vereint, ist das Kernstück der Methode. Die Übungen, die von der Körpermitte („Powerhouse“) ausgehen, werden konzentriert und präzise ausgeführt. Dies führt zu einer verbesserten Körperhaltung, mehr Kraft, Flexibilität und einem gesteigerten Körperbewusstsein. Pilates ist heute sowohl im Fitness- als auch im Rehabilitationsbereich etabliert und bietet mit über 500 Übungen und verschiedenen Geräten ein vielseitiges Trainingsspektrum.

Ein Pionier seiner Zeit

Joseph Pilates war ein Visionär, der seiner Zeit weit voraus war. Am 09. Oktober 1967 starb Joseph Pilates. Die Gedenktafel in seiner Geburtsstadt Mönchengladbach ist eine späte, aber verdiente Anerkennung seines Beitrags zur Welt des körperlichen Wohlbefindens. Der jährlich stattfindende Pilates Gedenktag und die begleitende Convention, an der auch Pilates-Schüler wie Lolita San Miguel teilnahmen, ehren sein Erbe und tragen seine Lehre weiter. 

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