Tabuthema: Esssucht, Ess-Brech-Sucht, Magersucht

Tabuthema: Esssucht, Ess-Brech-Sucht, Magersucht

Teilnehmer des Sport Mental Coach Seminars 2010
Zahllose US-Stars fasten konsequent, um in die Kleidergröße „Size Zero“ zu passen. Auch hierzulande wird durch Werbung und Film die Formel „dünn, dürrer, erfolgreich“ suggeriert und macht gerade junge Frauen zu Gefangenen ihrer selbst: Eine Essstörung beginnt mit einer akribischen Kalorienkontrolle. Das Verhalten geht über in das Auslassen einzelner Mahlzeiten und endet oft in der Verweigerung des Essens. Starker Gewichtsverlust einhergehend mit Kreislaufproblemen, einem Leistungsabfall und erheblichen Gesundheitsbeschwerden sind die Folgen.



Was ist eine Essstörung?

Eine Essstörung ist eine Verhaltensstörung, bei der sich die Betroffenen gedanklich und emotional ständig mit dem Thema „Essen“ beschäftigen. Eine solche Auffälligkeit gilt als psychosoziale Störung, die mit einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körpers zusammenhängt.



Zu den geläufigsten Typen der Essstörung gehören:



■ Esssucht (Binge Eating Disorder):  Betroffene denken zwanghaft ans Essen, nehmen dauerhaft zu viele Kalorien auf und leiden unter Übergewicht bis hin zur Fettleibigkeit (Adipositas). Sie erleben immer wieder einen Kontrollverlust und sind in einem Teufelskreis

gefangen.



■ Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa):  Betroffene haben Angst vor Gewichtszunahme und maßregeln sich durch Erbrechen nach den Mahlzeiten, exzessivem Sport oder die Einnahme von Abführmitteln. Die Patienten sind unter- oder normalgewichtig. Die Dunkelziffer Bulimie-Kranker ist dadurch sehr hoch.



■ Magersucht (Anorexia nervosa): Betroffene versuchen, durch Hungern und Kalorienzählen den Körper immer dünner werden zu lassen und leiden dabei unter einer Körperschemastörung, da sie sich trotz Untergewicht stets zu dick fühlen.



Gerade die Magersucht tritt in der westlichen Zivilisation gehäuft auf – mit teils tödlichen Folgen. So sterben beispielsweise immer wieder Magermodels an den Folgen ihrer Unterernährung. Ein bekanntes Opfer ist die Französin Isabelle Caro (gestorben im November 2010), die bei einer Körpergröße von 1,64 Metern zuletzt nur 31 Kilogramm wog.



Was sind die Ursachen einer Essstörung?



Meist gibt es nicht die oder eine einzige Ursache, vielmehr ist es eine Vielfalt von Ursachen, die für eine Essstörung sorgen. Darunter fallen beispielsweise soziokulturelle Aspekte wie das Schlankheitsideal der westlichen Welt, konstitutionell-biologische Ursachen wie eine

genetische Veranlagung oder Störungen im Esszentrum des Gehirns.



Wie erkennt man eine Essstörung?



Viele Menschen sind sich ihrer Essstörung nicht bewusst, ignorieren sie schlichtweg oder – schlimmer – sehen ihr Essverhalten als das richtige und erstrebenswerte an. So gibt es zum Beispiel die „Pro- Ana-Bewegung“: Auf einer Internetplattform stellen Magersüchtige ihre Krankheit bildhaft als extremes Schönheitsideal dar, dem sie sich mit radikalen Maßnahmen nähern. Ihr Ziel: Zufriedenheit mit ihrem Aussehen und Selbstverwirklichung durch die Macht über den eigenen Körper.



Mögliche Symptome einer Essstörung am Beispiel der Magersucht:



■ extrem langsames oder schnelles Essen

■ Vermeidung von gemeinsamen Mahlzeiten; heimliches Essen

■ tägliche Gewichtskontrolle

■ Körperschemastörung: Der- oder diejenige findet sich trotz

Untergewicht zu dick

■ regelmäßiger Verzehr von kalorienarmen Lebensmitteln wie zum

Beispiel Babykost, Diätprodukten und großen Mengen

kalorienfreier, süßer Getränke

■ ungewöhnlich hohe Kälteempfindlichkeit

■ übertriebene Fixierung auf gesunde Lebensmittel oder sogenannte

„Light-Lebensmittel“

■ Gereiztheit, Depressionen, Schlafstörungen, Infektanfälligkeit



Was sind die Folgen einer Essstörung?



Durch die dauerhafte Unter- oder Überversorgung mit Energie entstehen erhebliche körperliche Beschwerden. Bei einer langwierigen Magersucht können alle lebenswichtigen Organe und der Stoffwechsel erhebliche Schäden davontragen.



Die Diagnosekriterien einer Magersucht sind unter anderem wie folgt:



■ ein Körpergewicht von mindestens 15 Prozent unter dem Normalbeziehungsweise

unter des in der Wachstumsphase zu erwartenden Gewichts

■ ein Body Mass Index (BMI) bei oder unter 17,5 kg/m²

■ selbst herbeigeführte, teilweise rasche Gewichtsreduktion, zum Beispiel durch Diät, Sport, Erbrechen



Die Folgen einer anhaltenden Magersucht und Bulimie im Überblick:



■ Herz-Kreislauf-Störungen durch das Absinken von Pulsfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur sowie durch Wassereinlagerugen im Gewebe

■ Wachstumsstörungen bei Kindern und Jugendlichen

■ Osteoporose durch die Verringerung der Knochenmasse

■ Störungen des Hormonhauhalts (Ausbleiben der Regelblutung

bei Frauen)

■ Schilddrüsenunterfunktionen

■ Magen- und Darmbeschwerden wie Verstopfung

■ fahle, trockene Haut sowie brüchige Fingernägel und Haare durch den Nährstoffmangel

■ Defekt des Zahnschmelzes durch regelmäßiges Erbrechen



„Bei einer Magersucht kommt es durch die dauerhafte Unterversorgung des Körpers mit Nährstoffen zu Störungen des Eiweißund Elektrolythaushalts“, so Kardiologe Dr. Tomas Stein. „Das Herz ist ein Muskel, der unermüdlich arbeitet. Wenn ihm bei konstanter Mangelernährung irgendwann die Ressourcen fehlen, baut er ab – genau wie andere Muskeln. Gefährliche Herzrhythmusstörungen oder sogar Herzversagen können die Folgen sein.“



Gut zu wissen:  Kinder aus Familien, die ihre Mahlzeiten regelmäßig zusammen einnehmen,

sind seltener suchtkrank und leiden weniger an Essstörungen oder Adipositas. Das belegt eine aktuelle Studie der University of Illinois at Urbana-Champaign.



Welches Körpergewicht gilt als normal?



Um das Körpergewicht aussagekräftig beurteilen zu können, wird der Body Mass Index (BMI) als Grundlage genommen. Da dieser naturgemäß nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterscheidet, kann die zusätzliche Ermittlung des Körperfettanteils behilfl ich sein. Dafür arbeitet zum Beispiel das DIAGNOSTIK ZENTRUM Fleetinsel mit der sogenannten Impedanz-Waage[7] (von lat. impedire = hindern, hemmen), die auch den individuellen Wasseranteil im Körper berücksichtigt und damit eine bessere Differenzierung ermöglicht. Gute Werte sind zum Beispiel 15 bis 20 Prozent Körperfettanteil bei Männern zwischen 40 und 50 Jahren. Schlechte Werte wären für diese Zielgruppe mehr als 25 Prozent

Körperfettanteil.



Eine weitere Fettmessmethode ist die sogenannte Hautfaltenmessung (Calipometrie): Das ist eine mechanische Untersuchungsmethode, bei der mittels eines Calipers – einer Art Zange, die an verschiedenen Punkten des Körpers angesetzt wird – die Hautfaltendicke

gemessen wird. So erkennt der Arzt ebenfalls den individuellen Körperfettanteil, jedoch ist diese Methode weniger aussagekräftig als die mittels Impedanz-Waage.



Der Body Mass index (BMi):

BMI = kg / m2 .....  BMI = Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat Beispiel: 60 kg / (1,65 x 1,65) = 22



Der BMI hängt zunächst vom Geschlecht ab

(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.):)



Klassifikation      Männer       Frauen

Untergewicht       < 20           < 19

Normalgewicht      20-25       19-24

Übergewicht          25-30       24-30

Adipositas             30-40       30-40

Massive Adipositas 40          40



Der wünschenswerte BMI hängt zudem vom Alter ab:

[8] (Quelle: Universität Hohenheim)



Alter                      BMI

19-24 Jahre          19-24

25-34 Jahre          20-25

35-44 Jahre          21-26

45-54 Jahre          22-27

55-64 Jahre          23-28

> 64 Jahre            24-29



Text dankenswerterweise vom Diagnostikzentrum Fleetinsel zur Verfügung gestellt.



Das leistet das Diagnotstik- ZENTRUM Fleetinsel:



Im Rahmen des Medical Check-Ups, der Basis-Leistung des DIAGNOSTIK ZENTRUMS Fleetinsel, werden die Teilnehmer unter anderem gezielt auf ein Schlaganfall-Risiko geprüft: durch Untersuchungen in den Bereichen der Gefäß- und der Herz-Kreislauf- Diagnostik, bei Tests der körperlichen Fitness sowie durch ein großes Blutbild. - Liegen Hinweise für ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko vor, leitet das DIAGNOSTIK ZENTRUM Fleetinsel therapeutische Maßnahmen ein, um dieses Risiko zu reduzieren. Hier greifen die

Fachärzte auf ein Netzwerk erfahrener Kooperationspartner zurück und beraten die Betroffenen durch Experten beim Thema Ernährung und Bewegung. Es stehen eine Oecotrophologin und ein Sportwissenschaftler sowie Personal Trainer zur Verfügung.



Glossar: 

[1] Arteriosklerose: Bei einer Arteriosklerose, umgangssprachlich auch Gefäßverkalkung genannt, sind die Innenwände der Arterien durch Ablagerungen verengt. Es lagern

sich Fett und Kalk in die Gefäßwände ein, sie verlieren an Elastizität und ihr Durchmesser wird kleiner. Deshalb kann das Blut nicht mehr richtig fl ießen. Folglich steigt die Gefahr,

dass sich die Arterien verschließen und es zu einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder gefährlichen Durchblutungsstörungen kommt.



[2]+[5] LDL- und HDL-Cholesterin: Low-Density-Lipoprotein- und High-Density-Lipoprotein werden auch „schlechtes“ und „gutes“ Cholesterin genannt. Sie sind die wichtigsten Transportvehikel, um das Cholesterin im Blut zu den Körperzellen zu bringen. Dabei ist LDL ein Blutfett mit niedriger Dichte. Es lagert – im Gegensatz zum HDL – das Cholesterin in den Gefäßwänden ab. Und zwar dann, wenn zu viel LDL im Körper vorliegt. HDL nimmt überschüssiges Cholesterin aus den Körperzellen auf und transportiert es zur Leber. Hohe HDL-Cholesterin-Werte schützen somit vor einer Arteriosklerose.



[3]+[4] Ungesättigte und gesättigte Fettsäuren: Fette sind lebenswichtige Nahrungsbestandteile. Sie liefern Energie und essenzielle Fettsäuren – das sind lebensnotwendige Verbindungen, die der Organismus nicht selbst herstellen kann. Sie unterscheiden sich – chemisch betrachtet – durch ihren Aufbau. Grundsätzlich bestehen sie alle aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Sind die Verbindungsmöglichkeiten für Wasserstoff voll ausgeschöpft, sprechen wir von einer gesättigten Fettsäure. Ist ein Fett reich an diesen sogenannten „trägen“ Fettsäuren, ist es bei Raumtemperatur fest wie Butter. Sind die Verbindungsmöglichkeiten nicht voll ausgeschöpft, spricht man von den einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Ist ein Fett reich an diesen ungesättigten Fettsäuren, ist es bei Raumtemperatur flüssig.



Wichtig ist der unterschiedliche Gesundheitswert:

Gesättigte Fettsäuren sind vor allem Energieträger. Zu viel davon kann den Spiegel des „schlechten“ LDL-Cholesterins im Blut ansteigen lassen. Ungesättigte Fettsäuren hingegen sind sehr gesund, da sie den Stoffwechsel unterstützen. Sie helfen unter anderem, die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern und sind Bausteine in Zellwänden.



[6] Triglyceride gehören zu den Nahrungsfetten. Sie dienen dem Körper als Energiereserve. Sind sie jedoch im Übermaß vorhanden, stören sie den Fettstoffwechsel und schädigen den Körper. Denn durch Ablagerungen in den Blutgefäßen können sie Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen.



[7] Impedanz-Waage: Die Waage sendet – sobald man sich darauf stellt – einen leichten Strom durch den Körper. Dies kann man sich so vorstellen, dass der Strom am rechten Fuß anfängt, einmal durch den Körper läuft und am linken Fuß wieder rauskommt. Dabei misst die Waage den Widerstand, der durch den Körper gebildet wurde. Muskeln haben einen hohen Wasseranteil, leiten damit sehr gut und haben demnach einen geringen Widerstand. Fett hingegen leitet nur schlecht und hat demnach einen hohen Widerstand.

Anhand des Leitungswiderstands kann die Waage dann Wasser- und Fettgehalt des Körpers bestimmen.



[8] Altersabhängigkeit des Body Mass Index (BMI): Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel, der Körper hat weniger Masse und der Anteil von Fett und Muskeln verändert sich.



[9]+[10] Systolischer und diastolischer Blutdruck: Der Druck, mit dem das Blut durch die Gefäße fl ießt, heißt Blutdruck. Der systolische Blutdruck entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut in die Arterien presst, die sich dadurch ausdehnen. Der diastolische Blutdruck entsteht, wenn das Herz wieder erschlafft und die Gefäße wieder ihren Normalzustand erreichen.

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