Wie, Sie wollen abnehmen? Ist doch ganz einfach, Sie müssen
lediglich mehr Energie verbrauchen als Sie zuführen. Ist doch ganz leicht,
oder?
Die Angelegenheit ist bei näherer Betrachtung doch
nicht so einfach. Dafür gibt es folgende Gründe: Erstens wollen die
meisten Athleten eigentlich nicht ihr Körpergewicht reduzieren, sondern
vielmehr ihr Körperfett abbauen und soviel Muskelmasse wie möglich
erhalten. Zweitens ist nicht nur die Quantität , sprich die Zufuhr
an Kalorien, für eine Gewichtsab- oder zunahme verantwortlich, sondern
auch der Energieverbrauch ist zu berücksichtigen.
Besonders Supplements stehen beim Thema „
Fettreduktion “ häufig im Mittelpunkt des Interesses. Doch
welches der vielen angebotenen Supplements ist für Sie und Ihre Ziele
sinnvoll? Was ist dran an den vermeintlichen Wundermitteln? Welche sind
wirkungsvoll und gesundheitlich unbedenklich? Fragen über Fragen. Selbst
Experten tun sich bei der Beantwortung schwer, denn die Auswahl an Produkten
ist ebenso groß wie die dazu gehörigen Werbeversprechungen. Die
folgenden Produktbeschreibungen stellen darum auch nur einen kleinen Ausschnitt
der gesamten Supplementpalette dar.
L-Carnitin
L-Carnitin ist der Klassiker beim Thema Fettverbrennung .
Das liegt an der Aufgabe die es im Körper erfüllt: Wenn unser
Körper Fett für die Energiebereitstellung verwertet, geschieht das in
den Mitochondrien – den „Zellkraftwerken“. Um in die
Mitochondrien zu gelangen, benötigen die Fettsäuren L-Carnitin, das
gewissermaßen die Fettsäuren in die Mitochondrien schleust. Für
eine optimale Fettverbrennung ist der Organismus daher auf ausreichende Mengen
an L-Carnitin angewiesen. Die manchmal getroffene Aussage „Mehr Carnitin
gleich mehr Fettverbrennung“ ist jedoch sehr kritisch zu sehen, denn zum
einen bildet unser Körper L-Carnitin selbst aus den Aminosäuren Lysin
und Methionin. Zum anderen ist für die Rate der Fettverbrennung in erster
Linie die Zahl der Mitochondrien verantwortlich und nicht die
Konzentration an L-Carnitin.
Dieser Zusammenhang soll am folgenden Beispiel illustriert
werden: Der „Butterberg“ der Europäischen Union wird nicht
dadurch abgebaut, dass eine größere Lastwagenflotte die Butter
schneller zu den Verbrauchern bringt, sondern dadurch, dass mehr Verbraucher
Butter essen. Für unseren Körper bedeutet dieses Beispiel folgendes:
Mehr L-Carnitin (Lastwagen) würde nur dann etwas
bringen, wenn auch genügend Mitochondrien (Verbraucher) zur Verfügung
stünden und der Energiebedarf entsprechend hoch wäre.
Hauptsächlich werden von einer L-Carnitingabe Personen
profitieren, die durch eine streng vegetarische Ernährung oder eine
Stoffwechselanomalie einen Mangel an L-Carnitin haben.
HCA
HCA (Hydroxyzitronensäure) wird aus der tropischen Pflanze
Garcinia Cambogia gewonnen und seit ein paar Jahren als Supplement zum
Fettabbau angeboten. Der Hintergrund ist folgender: Werden mehr Kalorien
zugeführt als der Körper verwerten kann, wird der Überschuss als
Körperfett gespeichert. Damit Kohlenhydrate als Körperfett
eingelagert werden können, müssen sie vom Körper erst in Fette
umgewandelt werden. Dieser Prozess findet in der Leber statt und wird als
Lipogenese bezeichnet. Wie alle anderen Stoffwechselprozesse wird auch die
Umwandlung von Kohlenhydraten zu Fetten durch Enzyme gesteuert. Im diesem Fall
handelt es sich um das Enzym ATP Citratlyase (ATPCL) . Genau dort soll
HCA ansetzen, denn HCA hemmt laut einigen Wissenschaftlern das eben genannte
Enzym. Die Folgen sind klar: Keine ATPCL, keine Neubildung von Fett aus
Kohlenhydraten. Nicht ganz klar ist dagegen, ob HCA auch tatsächlich beim
Menschen wirkt, denn die Forschungsergebnisse sind nicht einheitlich. Für
die Ernährungspraxis ist jedoch folgendes zu bedenken: Die Lipogenese aus
Kohlenhydraten spielt im Körper nur eine untergeordnete Rolle. Erst eine
extreme Kohlenhydratmast über mehrere Tage hinweg trägt merklich dazu
bei, dass der Körper Fett einlagert. Während einer Diät ist eine
extreme Kohlenhydratmast wohl eher selten, weswegen eine HCA-Supplementierung
im Verlauf der Diät auch wenig Sinn macht. Sinnvoll könnte die
Einnahme dagegen in der Aufbauphase sein, wenn besonders viel Kohlenhydrate
konsumiert werden. Eines sollten Sie jedoch bedenken: Gesättigte
Fettsäuren tragen zur Lipogenese in weit höherem Masse bei als
Kohlenhydrate. Darum sollten Sie zuerst deren Zufuhr einschränken, bevor
Sie sich Sorgen um Kohlenhydrate machen.
Phosphatsalze
Phosphatverbindungen sind in jeder
Zelle an der Freisetzung und der Speicherung von Energie beteiligt.
Stoffwechselprozesse, die Energie erzeugen, können daher durch die
Einnahme von Phosphatverbindungen intensiviert werden. Diese Eigenschaft ist
während einer Diät besonders günstig. In einer Studie zeigte
sich, dass Phosphatsalze dazu geeignet sind der Verlangsamung des
Stoffwechsels entgegen zu wirken . Als Nahrungsergänzungsmittel werden
Phosphatsalze in Deutschland bisher nicht angeboten, eine Bestellung ist daher
nur im Ausland möglich. Wer Phosphatsalze während einer Diät
ausprobieren möchte sollte bedenken, dass ein Überschuss an Phosphat
den Calcium- und Magnesiumstoffwechsel durcheinander bringen kann. Die beste
Einnahmeform ist die Kombination von verschiedenen Phosphatsalzen wie Calcium-
und Kaliumphosphat. Wegen der möglichen Störungen des
Elektrolytgleichgewichts sollte die Einnahme auf ein paar Wochen begrenzt
bleiben.
Koffein
Koffein verbessert nachweislich die
Fettverbrennungsrate da es sozusagen ein Enzym (Phosphodiesterase) hemmt,
welches die Fettverbrennung bremst. Allerdings gilt dies nur für Personen,
die keine gewohnheitsmäßigen Koffeinkonsumenten sind. Ebensowenig
wie ein Alkoholiker erwarten kann, nach zwei Flaschen Bier betrunken zu sein,
darf jemand, der tagtäglich ein paar Tassen Kaffee trinkt, nicht erwarten
durch Koffein eine Leistungssteigerung oder verstärkte Fettverbrennung zu
erfahren. Ein paar Tage Abstinenz können jedoch schon Abhilfe schaffen, je
länger der Koffeinentzug dauert, desto größer ist hinterher die
Wirkung. Der Effekt auf den Fettstoffwechsel tritt, so zeigen Studien, erst
drei bis vier Stunden nach der Einnahme ein.
Ephedrin
Bei Ephedrin handelt es sich um ein Sympathomimetikum, d.h. es
stimuliert im Körper die Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin,
erhöht die Körpertemperatur und hemmt den Appetit. Die
Fettverbrennung wird direkt durch eine Stimulation der Beta-Rezeptoren
stimuliert. Diese Tatsache wurde in vielen klinischen Studien bewiesen. Leider
gilt auch hier: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Ephedrin kann zu folgenden
Nebenwirkungen führen: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen,
Nervosität, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckanstieg, etc.
Daher ist Ephedrin in Deutschland nicht als Supplement zugelassen und darf
nicht als solches vertrieben werden. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen
ist eine Ephedrinzufuhr, sehr bedenklich. Dies gilt vor allem dann, wenn die
Einnahme in Verbindung mit anderen Stimulantien erfolgt.
Diätdrinks
Unter Diätdrinks werden hier
Diät-Fertigmahlzeiten verstanden, die problemlos ohne langes
Kalorienzählen zubereitet werden können. Besonders häufig werden
Diätdrinks und Diätsuppen angeboten, deren gemeinsames Merkmal darin
besteht, dass die Gesamtkalorienmenge der Tagesration bei ca. 1200 kcal liegt.
Durch Verwendung dieser Produkte lassen sich Diätfehler eher vermeiden und
Mangelerscheinungen während der Diät vorbeugen. Der Nachteil ist
aber, dass diese Mittel nicht zu einer dauerhaften Veränderung des
Essverhaltens führen und folglich meist nur kurzzeitigen Erfolg bringen.
Außerdem wird die aufgenommene Kalorienmenge nicht an den individuellen
Energiebedarf angepasst.
Fazit
Eines sollte aus der kleinen Auswahl an
vorgestellten Produkten hervor gehen: Wunderpillen gibt es nicht. Um
Körperfett zu reduzieren ist eine bedarfsangepasste Ernährung und ein
dazugehöriges Fitnessprogramm nach wie vor unerlässlich. Eine
Abkürzung auf dem Weg zur Wunschfigur gibt es höchstens in Gestalt
eines plastischen Chirurgen, aber nicht in Form von erlaubten
Nahrungsergänzungsmitteln. Alle genannten Mittel – selbst Ephedrin
– bringen für sich allein nicht viel. Fettabbau ist in erster Linie
harte Arbeit und Disziplin. Wird in Werbeanzeigen etwas anderes behauptet, ist
das in hohem Maße unseriös. Wenn Sie Ihren Körperfettanteil
reduzieren möchten, sollten Sie Ihr Hauptaugenmerk in erster Linie auf Ihr
Trainingsprogramm und Ihre Ernährung legen. Das ist zwar keine
populäre, aber dafür eine ehrliche Aussage.
Tipp
Der wichtigste Schlüssel für eine
dauerhafte Reduktion von Körperfett liegt in Ihrer Motivation. Setzen Sie
sich realisierbare lang- und kurzfristige Ziele. Belohnen Sie sich selber, wenn
sie kurzfristige Ziele erreicht haben.
Autor: Harald Gärtner