Sinn und Unsinn des Weight Monitors

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Herzschlag
Mittlerweile ist es aus dem Alltag ja nicht mehr weg zu denken, das
Handy. Nur telefonieren war früher, heute finden viele die neuen
Möglichkeiten des Handys weitaus attraktiver. Sei es im Internet surfen,
Bilder versenden oder spannende Spiele spielen, fast alles ist mit dem Handy
möglich. Das Handyportal Jamba!, bekannt für Spiele und
Klingeltöne, die man sich gegen eine kleine Gebühr aus dem Internet
ziehen kann, bietet Handybesitzern jetzt eine neue Software zum downloaden an.
Den sogenannten "Weight Monitor". Die Software soll das Handy-Display zur
verlängerten Waage machen, mit der man immer und überall den
Überblick über sein Gewicht behalten kann. Zum Start des Programms
stellt eine Analyse des Körpergewichts nach dem Body-Mass-Index (vgl.
fitness.com Artikel : "Das optimale
Gewicht?
") zunächst fest, ob man unter-, normal- oder
übergewichtig ist. Danach trägt man einfach täglich in den
"Weight Monitor" die persönlichen Gewichtsveränderungen ein.
Die Entwicklung in Richtung Wunschfigur wird auf dem Display grafisch
annschaulich dargestellt. So wird das Handy unterwegs je nach Gewichtskurve zum
Motivator oder zur Bremse, denn mit einem Blick auf das Display ist die
Entscheidung für oder gegen einen Burger schon gefallen. Für den
Download fallen dem User einmalige Kosten in Höhe von 3,99 Euro

an.

Vor- und Nachteile abwägen

So jedenfalls wirbt Jamba! für seinen "Weight Monitor".
Jedoch sollte man zuvor erst einmal die Vor- und Nachteile eines solchen
Features abwägen. Im Prinzip enthält diese Software nicht viel Neues,
sondern ist einfach eine grafische Umsetzung des so genannten Body-Mass-Index,
den sich jeder mit Hilfe der Formel


Körpergewicht /
Körpergröße in m²


selbst ausrechnen kann. Die Formel des Body-Mass-Index ist
für die normale, nicht sporttreibende Bevölkerung durchaus sinnvoll
und liefert dieser Gruppe einen ersten Hinweis auf ein bedenkliches
Übergewicht, denn gerade diese nicht sporttreibende Bevölkerung
interessiert sich zumeist wenig für ihr eventuelles Übergewicht und
die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken. Obwohl der "Weight Monitor"
nicht über die gesundheitlichen Risiken eines Übergewichts
informiert, ist er doch zuerst einmal sehr hilfreich, indem er überhaupt
auf einen solchen Missstand hindeutet, jedoch fehlt es dann an der
entscheidenden Stelle.
"Was ist schlecht an meinem Übergewicht?", "Wie
kann ich denn bewusst und gesund abnehmen, ohne irgendwelche gesundheitliche
Risiken einzugehen oder nach kurzer Zeit einen Jojo-Effekt zu erzielen?" Oder
"Was sollte ich in dieser Zeit essen, wie ernähre ich mich bewusst und wie
trainiere ich richtig?" Mit Sicherheit werden solche Fragen dann auftauchen,
doch die Software liefert dem unwissenden Anwender leider keine Antwort.
Man kann sein Wunschgewicht wohl vorgeben, bekommt aber keine Wege aufgezeigt
dies auch zu erreichen. Als Nutzer wird man alleine auf dieses eine Ziel
fixiert: "Wunschgewicht erreichen". Leider bestreiten viele dann den falschen
Weg, indem sie versuchen mit sinnlosen und vielleicht sogar schädlichen
Diäten ihr Körpergewicht zu reduzieren, anstatt sich genau über
gezielte Möglichkeiten zu informieren, ihr Wunschgewicht zu erreichen.

Teufelskreis oder überflüssig?

Waage
Während der Body-Mass-Index für nicht Sporttreibende noch
recht zuverlässige Werte liefert, sieht dass bei Sportlern jedoch schon
wieder ganz anders aus. Über die Zusammensetzung der
Körpermasse
gibt diese Formel nämlich keinen Aufschluss, das
heißt, es wird nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterschieden. Durch
sportliche Betätigung erhöht sich aber zumeist die Muskelmasse,
während der Anteil der Fettmasse hingegen reduziert wird. Solche
"Massenverschiebungen" werden vom BMI nicht erkannt, was dazu führt, dass
Sportler und insbesondere Kraftsportler wie Bodybuilder und Schwerathleten vom
Body-Mass-Index häufig als übergewichtig dargestellt werden. Was
passiert, wenn einem Sportler dieses nötige Wissen fehlt und sein Handy
ihm "sagt", er sei zu dick? Er wird noch mehr trainieren, auf diesem Wege noch
mehr Muskulatur aufbauen, aber gleichzeitig weniger Nahrung und damit
Nährstoffe zu sich nehmen, die seinem Körper fehlen, um seinen
Trainingszustand zu erhalten oder gar zu verbessern. Er befindet sich also in
einem Teufelskreis, denn die Kurve des "Weight Monitors" wird sich kaum in
Richtung Wunschgewicht bewegen. Hier werden also die Nachteile des
Body-Mass-Index und damit auch dieser neuen Handysoftware besonders deutlich.
Für ambitionierte Sportler, die entweder über das nötige
Hintergrundwissen bzgl. Massenverteilung, Ernährung und Trainingsaufbau
verfügen oder entsprechend von ihrem Trainerstab betreut werden, ist solch
ein Service vollkommen unnötig.
Zusammenfassend mag der Body-Mass-Index
als Screeningparameter zur tendenziellen Beurteilung des Körpergewichtes
sinnvoll und hilfreich sein, für die individuelle Gesundheitsberatung
weist er zwei entscheidende Schwächen auf. Er ist nicht hinreichend genau
und er gibt keine Empfehlungen, wie ein Fettabbau auf gesunde Art und Weise
realisiert werden kann.

Verbesserungsmöglichkeiten

Die Idee einer solchen Software ist in gewisser Hinsicht
nicht schlecht, denn so wird einer breiten Masse vielleicht erstmals bewusst,
das sie übergewichtig ist. Allerdings sollte man doch den Anwender mit
seinen gewichtigen Sorgen nicht ganz alleine lassen, sondern ihn offen
über mögliche Risiken von Übergewicht informieren, über die
unterschiedliche Zusammensetzung der Körpermasse bei Sportlern und
Nichtsportlern aufklären und das Ganze dann mit Ernährungstipps
und sportlichen Betätigungen
aufpeppen. Zum Beispiel könnte man
jeden Tag, je nach Gewicht und Wunschgewicht, eine SMS an den User mit
nützlichen Tipps versenden oder mit anderen Gesundheitsanbietern
(Internetportalen, Zeitschriften, Fitnesscentern, Ernährungsberatern)
zusammenarbeiten. Auch die Dokumentation der Erfolge sollte nicht
fehlen, doch darf sie nicht auf das Körpergewicht reduziert werden. Leider
ist ein solcher Service wohl kaum für 3,99 Euro zu haben und spricht somit
wieder nur eine kleinere Zahl von Handybesitzern an. In dem jetzigen Rahmen
kann man den "Weight Monitor" allerdings nur als eine kleine Spielerei mit
wenig fundierten Grundlagen ansehen, die den Benutzer zumeist eher frustriert
als auf Dauer glücklich macht. Und diese Funktion erfüllt bei den
Meisten eh schon der allmorgendliche Gang zur Waage, der im Übrigen auch
nicht aussagekräftiger ist.



Autor: Benjamin Göddel

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