Von Mainz ans Mittelmeer – eine Radreise, die als Scherz begann und als unvergessliches Abenteuer endete. Zunächst war die Idee kaum mehr als eine flapsige Bemerkung unter Freunden. Doch wie es so oft bei großen Plänen ist: Erst wird gelacht, dann ernst gemacht. Also, warum nicht? Wir radeln ans Meer! Eine Herausforderung, die weder spezielles Fitness-Training noch ein Rennrad voraussetzt, sondern nur ein bisschen Mut, Abenteuerlust und den festen Willen, den eigenen Horizont zu erweitern.
Fitness auf dem Rad: Braucht es wirklich ein Training?
Die Antwort ist einfach: Nein, kein spezielles Training ist notwendig. Wer regelmäßig Fahrrad fährt und eine halbwegs solide Grundkondition besitzt, kann direkt loslegen. Der Clou ist, die Reise gemächlich anzugehen. Wir starteten mit kurzen, flachen Etappen entlang des gut ausgebauten Rheinradwegs von Mainz nach Basel. Die Trainingseffekte stellten sich fast von selbst ein, und schon bald waren wir bereit für die ersten Anstiege in den Alpen. Ein ordentliches Trekking- oder Mountainbike, ausgestattet mit robusten Gepäckträgern und wasserdichten Taschen, ist vollkommen ausreichend. Vor der Abfahrt empfiehlt sich jedoch ein gründlicher Check: Sitzposition, Sattelhöhe und Gepäckverteilung sollten optimal eingestellt sein, um Gelenkproblemen vorzubeugen.
Die Reise: Natur, Städte und Begegnungen
Unsere durchschnittliche Tagesstrecke betrug 80 Kilometer – genug, um voranzukommen, aber nicht so viel, dass die Freude am Erkunden auf der Strecke blieb. Der große Vorteil des Radreisens: Man erlebt die Welt intensiver als im Auto oder Zug. Vom gemächlichen Rheinradweg bis zu den spektakulären Alpenpässen bot die Tour eine einzigartige Mischung aus Natur, Kultur und sportlicher Herausforderung. Der Höhepunkt war zweifellos der Aufstieg zum Großen St. Bernhard auf 2.473 Metern. Dank der zuvor gewonnenen Fitness schafften wir die Strecke – wenn auch mit dem einen oder anderen keuchenden Fluch. Der Lohn: eine rasante Abfahrt ins malerische Aosta-Tal, das uns mit seiner Ruhe und Schönheit für die Mühen entlohnte.
Übernachten unter den Sternen
Unsere Nächte verbrachten wir meist in der Natur: versteckte Wiesen, abgelegene Ufer und einmal sogar unter freiem Himmel am Genfer See. Mit einem leichten Zelt und minimalistischem Zubehör lässt sich erstaunlicher Komfort erreichen. Doch Vorsicht: Jedes zusätzliche Kilo macht sich spätestens am Berg bemerkbar. Unser Gepäck wog nie mehr als 20 Kilogramm, strategisch verteilt auf Vorder- und Hinterachse des Fahrrads. Schweres Gepäck nach unten, Regenjacke und Werkzeug griffbereit – so lautete unsere Devise. Wichtig ist auch, darauf zu achten, dass keine Taschen die Pedalbewegung behindern. Kleine Störungen führen sonst schnell zu unangenehmen Gelenkschmerzen.
Der bequeme Weg: Organisierte Radreisen
Für alle, die sich nicht aufs Wildcampen einlassen möchten, gibt es zahlreiche Anbieter für organisierte Radreisen. Gepäcktransport, Verpflegung und komfortable Unterkünfte sind hier inklusive. Die Streckenplanung wird professionell übernommen, sodass man sich voll auf das Radeln und die Landschaft konzentrieren kann. Ob in einer Gruppe oder individuell – diese Option bietet eine stressfreie Alternative für Radreisende, die Abenteuer und Komfort kombinieren möchten.
Das Ziel: Das Mittelmeer
Nach zwei Wochen, etwa 1.300 Kilometern und unzähligen unvergesslichen Momenten erreichten wir schließlich das Meer. Die letzten Meter waren ein Triumphzug, der mit einem Sprung ins kühle Wasser gefeiert wurde. Von da an hieß es: entspannen, faulenzen und genießen – ohne schlechtes Gewissen, denn wir hatten uns den Luxus verdient. Die Reise war ein Abenteuer, das nicht nur unsere Kondition, sondern auch unseren Teamgeist und unsere Wertschätzung für die kleinen Dinge des Lebens gestärkt hat.
Ein Fazit voller Vorfreude
Was als scherzhafte Idee begann, wurde zu einem Erlebnis, das uns noch lange begleiten wird. Radreisen eröffnen eine Welt voller Entdeckungen, Herausforderungen und unvergesslicher Begegnungen. Sie sind nicht nur ein Fitnessprogramm, sondern auch eine Möglichkeit, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Und eins ist sicher: Es war nicht unsere letzte Tour. Das Meer ruft – und das nächste Abenteuer wartet schon.