Die Vielseitigkeit des Nordic Walking
Nordic Walking hat sich seit seiner Einführung stetig weiterentwickelt und neue Varianten hervorgebracht. Ein bemerkenswertes Beispiel ist das Aqua Nordic Walking, das von Michael Epp, einem Trainer aus Altshausen, entwickelt wurde. Diese Form des Trainings verlegt die Bewegung ins Wasser, wo der Körper durch den Auftrieb entlastet wird. Ohne festen Stockeinsatz werden die typischen Bewegungen simuliert, was die Belastung auf Gelenke wie Hüfte, Knie und Sprunggelenke minimiert. Gleichzeitig wird die Muskulatur von Armen, Beinen, Bauch und Rücken effektiv trainiert. Diese gelenkschonende Methode hat besonders bei älteren Menschen oder Menschen mit orthopädischen Problemen Anklang gefunden.Ein weiterer Trend ist das Nordic Trekking, das längere, intensivere Touren in die Natur integriert. Hier geht es nicht nur um Fitness, sondern auch um das Erleben der Landschaft. Ob als Tagestour oder mehrtägiges Abenteuer – Nordic Trekking verbindet körperliche Aktivität mit dem Genuss pittoresker Umgebungen und eignet sich besonders für sportliche Menschen mit einer Vorliebe für Outdoor-Erlebnisse.
Wissenschaftliche Perspektiven und Technikfragen
Die zunehmende Popularität von Nordic Walking hat auch die Wissenschaft auf den Plan gerufen. Während Verbände und Trainer unterschiedliche Ansätze zur Technik vertreten, bemühte sich der Sportwissenschaftler Dr. Ronald Bruger von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, einheitliche Grundlagen zu schaffen. Er formulierte 13 Prinzipien, die von der natürlichen Fortbewegung über den funktionalen Stockeinsatz bis hin zur korrekten Haltung reichen. Sein Ziel: eine standardisierte Technik, die Verletzungen vorbeugt und den gesundheitlichen Nutzen maximiert.Doch nicht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zeichnen ein positives Bild. Kritische Stimmen hinterfragen den oft zitierten Vorteil der Gelenkentlastung. Eine Feldstudie von fünf Sportwissenschaftlern kam zu dem Ergebnis, dass die Bodenreaktionskräfte beim Nordic Walking im Vergleich zum normalen Walken nicht geringer sind. Tatsächlich sei die Belastung aufgrund des höheren Tempos sogar leicht erhöht. Die Wissenschaftler erklären dies mit der dynamischeren Bewegung, die beim Einsatz der Stöcke entsteht. Das Fazit ihrer Untersuchung lautet: Die weit verbreitete Annahme, Nordic Walking entlaste die Gelenke um 30 bis 50 Prozent, sei wissenschaftlich nicht haltbar.