Neurozentriertes Training: Revolution für Körper und Geist

Neurozentriertes Training: Revolution für Körper und Geist

i Darrenconstant

Neulich saß ich gemütlich auf dem Sofa und zappte durch die Fernsehkanäle, als ich auf eine TV Folge der Reihe "Doc Fischer"  (etwa ab Minute 36:10) stieß. Das Thema des Abends: neurozentriertes Training. Zugegeben, der Begriff klang für mich zunächst nach einer dieser modernen Fitnesserscheinungen, die genauso schnell verschwinden, wie sie auftauchen. Doch je länger ich zusah, desto faszinierter war ich. Was steckt hinter diesem Konzept? Für wen ist es geeignet? Und warum gewinnt es gerade jetzt an Bedeutung?

Was ist neurozentriertes Training?

Neurozentriertes Training, oft auch als Neuroathletik bezeichnet, rückt das zentrale Nervensystem in den Mittelpunkt des Trainingsansatzes. Im Gegensatz zu traditionellen Methoden, die primär auf Muskelaufbau oder Ausdauer abzielen, konzentriert sich diese Trainingsform auf die Optimierung der neuronalen Steuerung von Bewegungen. Das bedeutet, dass nicht nur Muskeln, Sehnen oder Gelenke trainiert werden, sondern vor allem die Art und Weise, wie unser Gehirn und Nervensystem Bewegungen planen, steuern und koordinieren. Ziel ist es, die Effizienz dieser Prozesse zu steigern, um letztlich die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Für wen ist neurozentriertes Training geeignet?

Man könnte meinen, dass ein solch spezialisierter Trainingsansatz nur für Spitzensportler relevant ist. Doch weit gefehlt! Neurozentriertes Training bietet für eine breite Zielgruppe Vorteile.

Sportler: Egal ob Profi oder Amateur, durch die Verbesserung der neuronalen Steuerung können Bewegungsabläufe effizienter und präziser gestaltet werden. Dies kann nicht nur die Leistung steigern, sondern auch das Verletzungsrisiko minimieren.

Personen mit chronischen Schmerzen: Da Schmerzen im Gehirn verarbeitet werden, kann ein Training, das das Nervensystem anspricht, helfen, Schmerzempfinden zu modulieren und langfristig zu reduzieren.

Rehabilitation nach Verletzungen: Nach einer Verletzung sind Bewegungsmuster oft gestört. Ein Training, das die neuronale Ansteuerung verbessert, kann die Genesung beschleunigen.

Ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter nehmen Gleichgewicht und Koordination oft ab. Neurozentriertes Training kann helfen, diese Fähigkeiten zu erhalten oder sogar zu verbessern, was das Sturzrisiko senkt und die Lebensqualität steigert.

Büroangestellte: Langes Sitzen und monotone Bewegungen können zu Fehlhaltungen und Schmerzen führen. Durch gezielte Übungen können diese negativen Effekte gemindert werden.

Weshalb neurozentriertes Training?

Die Idee hinter dem neurozentrierten Training basiert auf der Erkenntnis, dass unser Gehirn der zentrale Steuerungsmechanismus für alle körperlichen Aktivitäten ist. Jede Bewegung, die wir ausführen, beginnt als neuronales Signal im Gehirn. Wenn diese Signale effizient und präzise sind, funktionieren unsere Bewegungen reibungslos. Sind sie jedoch gestört oder ineffizient, kann es zu Bewegungsfehlern, Überlastungen oder sogar Verletzungen kommen.

Studien zeigen, dass gezieltes Training des Nervensystems viele Vorteile mit sich bringt. So kann neurozentriertes Training helfen, nicht nur die Bewegungseffizienz zu steigern, sondern auch Schmerzen zu reduzieren und die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen.

Was ist das Neue daran?

Während traditionelle Trainingsmethoden oft isoliert auf Muskeln oder spezifische Bewegungen abzielen, betrachtet das neurozentrierte Training den Körper als ein integriertes System, bei dem das Nervensystem die zentrale Rolle spielt. Neu ist vor allem der ganzheitliche Ansatz.

Ein wichtiger Bestandteil ist die Einbindung des visuellen und vestibulären Systems. Da das Gleichgewicht und die visuelle Wahrnehmung eng mit der Bewegungskontrolle verknüpft sind, werden gezielte Übungen für die Augenbewegungen und das Innenohr ins Training integriert. Diese Methoden können dazu beitragen, die Reaktionsfähigkeit zu verbessern und Fehlhaltungen zu korrigieren.

Zudem wird in aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen der Zusammenhang zwischen neurozentriertem Training und der Reduktion von stressbedingten Beschwerden erforscht. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass gezielte Stimulation des Nervensystems sogar positiven Einfluss auf psychische Belastungen haben kann.

Wie sieht ein neurozentriertes Training aus?

Im Gegensatz zu klassischen Workouts, bei denen Wiederholungen von Kraft- oder Ausdauerübungen im Mittelpunkt stehen, setzt neurozentriertes Training auf spezifische Impulse für das Gehirn. Ein Beispiel ist das sogenannte "Target Training", bei dem visuelle Reize mit gezielten Bewegungen kombiniert werden, um die Reaktionsfähigkeit zu verbessern. Ebenso gibt es Übungen, die durch kontrollierte Atemtechniken die Aktivierung des Nervensystems beeinflussen und so die Koordination unter Belastung optimieren.

Neurozentriertes Training ist mehr als nur ein weiterer Fitnesstrend. Es bietet einen innovativen Ansatz, der das zentrale Nervensystem in den Mittelpunkt stellt und somit neue Wege zur Verbesserung von Bewegung, Schmerzmanagement und Leistungsfähigkeit eröffnet. Egal ob Sportler, Schmerzpatient oder Alltagsathlet – dieses Training kann für viele Menschen einen echten Mehrwert bieten. Vielleicht sollte ich es auch einmal ausprobieren. Wer weiß, vielleicht entdecke ich dabei Fähigkeiten, von denen ich bisher nichts ahnte!

Quellen:

  • Apotheken Umschau: Neurozentriertes Training: Fit mit Köpfchen
  • DTB-Akademie: Neurozentriertes Training – Basics
  • ARTZT neuro: Neurozentriertes Training - Das musst du wissen
  • BARMER: Neuroathletik: Was bringt das Training?
  • ZDF: Neuroathletik: Mit neurozentriertem Training zum Erfolg
  • Visiongesund: Neurozentriertes Training: Steigern Sie Ihre Leistungsfähigkeit gezielt

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